Prüfer reden Banken wegen ESG-Risiken ins Gewissen
bn Frankfurt – Nach den Regulierern und den Aufsehern von Banken reden auch Wirtschaftsprüfer den Instituten mit Blick auf den Trend der Nachhaltigkeit ins Gewissen. Am Freitag hat das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) ein 13-seitiges Positionspapier vorgelegt, um “eine frühzeitige und fundierte Auseinandersetzung der Kreditinstitute mit den Chancen und Risiken der nachhaltigen Transformation” zu unterstützen, wie mitgeteilt wird. Kreditinstitute seien sowohl ihren eigenen ESG-Risiken (Environment, Social, Governance) als auch den Nachhaltigkeitsrisiken ihrer Kunden ausgesetzt, schreibt das IDW. “Kreditinstitute sollten daher ihre Risikomanagementsysteme und -modelle im Hinblick auf die angemessene Berücksichtigung der nachhaltigkeitsbezogenen Risikofaktoren prüfen und im Bedarfsfall fortentwickeln”, erklärt IDW-Vorstandssprecher Klaus-Peter Naumann. Lenken der ZahlungsströmeDas Netz der Vorgaben und Leitlinien zur Nachhaltigkeit wird zusehends dichter. So legte die EU-Kommission vor zwei Jahren einen Aktionsplan vor, der im großen Stil Mittel in die Finanzierung nachhaltiger Aktivitäten umleiten soll und unter anderem vorsieht, ESG-Überlegungen im Risikomanagement von Unternehmen stärker zu verankern. Die Aufseher auf europäischer und nationaler Ebene haben seither entsprechende Vorgaben folgen lassen. Diese Entwicklungen unterstützten die Umleitung von Zahlungsströmen in nachhaltige Aktivitäten und führten langsam zu einer Änderung des Verhaltens von Bankkunden, teilt das IDW mit. Eine Strategie soll herIn seinem Positionspapier stellt das Institut die Folgen für die Gesamtorganisation von Kreditinstituten dar. Diese reichten von der Geschäftsstrategie und der Governance über das Risikomanagement und das Berichtswesen bis hin zum Vertrieb. Nachhaltigkeitsaspekte spielten je nach Geschäftsmodell eine zunehmend wichtige Rolle bei der Gesamtbanksteuerung, heißt es etwa darin. Aufgrund zunehmender regulatorischer Anforderungen sei zu erwarten, dass Institute künftig vermehrt ESG-Aspekte in die Gesamtorganisation und Geschäftsprozesse einschließlich des internen Kontrollsystems einfließen lassen. Mit Blick auf die Produktpalette regen die Wirtschaftsprüfer an, “eine Sustainable-Finance-Strategie zu entwickeln, die eine Markenschärfung zur nachhaltigen Positionierung im Markt fördern könnte”.Über lange Zeit hätten Klimarisiken den Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsdebatten gebildet, erklärt Naumann: “Die Coronavirus-Pandemie sowie die Causa Wirecard haben in letzter Zeit jedoch die Aspekte ,S` und ,G` aus ihrem teilweisen Schattendasein geholt.” Eine ganzheitliche Betrachtung von ESG-Risiken sei daher von großer Bedeutung.