PSD-Banken kommt Immobilien-Boom zugute
Von Bernd Neubacher, Frankfurt
Zinswende? Immobilienblase? Steigende Kapitalanforderungen? Zwang zur Größe? Keine Themen, von denen sich der Verband der PSD Banken beeindruckt zeigt. Die 14 Mitglieder laufen weiter wie bisher, und zwar gut, lautet die Botschaft, die Verbandspräsident Dieter Jurgeit am Donnerstag bei einem Pressefrühstück zum 150-jährigen Bestehen der PSD-Banken sandte.
Wie er berichtete, haben die genossenschaftlichen Institute das Neugeschäft ihrer Baufinanzierungen 2021 um 3,6% und damit erstmals über die Marke von 3 Mrd. Euro ausgeweitet. Der Zinsüberschuss zog 2,9% auf 381 Mill. Euro an. Für das laufende Jahr ist abermals ein Plus von 3% im Neugeschäft geplant. Das Betriebsergebnis erhöhte sich unterdessen vor Bewertung um 8,8% auf 138,5 Mill. und nach Bewertung um 6,3% auf 130,4 Mill. Euro – bei einer Ausfallquote von 0,02%, wie betont wurde. Der gesamten Kreditwirtschaft ist im vergangenen Jahr eine günstige Entwicklung der Risikokosten zugutegekommen.
Kredite verteuern sich
Der Boom am Immobilienmarkt hat nicht nur den Bestand an Hypothekendarlehen der PSD-Banken 2021 um 2% auf 18,2 Mrd. Euro anschwellen lassen. Er hilft den Instituten auch im Depot A. Den Anteil von Immobilieninvestitionen über Direktanlagen und Fonds dort bezifferte Jurgeit auf 15% oder gut 1 Mrd. Euro. Eine Immobilienblase sehe er noch nicht, erklärte Jurgeit. „Wir werden definitiv mehr Wohnraum brauchen“, erklärte der Verbandspräsident auch in Anbetracht der aus der Ukraine nach Deutschland kommenden Flüchtlinge. Und so lange dies so sei, würden die Preise steigen.
Die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers sowie des sektoralen Systemrisikopuffers stellt keines der 14 PSD-Banken vor Probleme, wie es am Donnerstag hieß. Beide Vorgaben resultierten gleichwohl in einer Erhöhung der Eigenkapitalvorgabe um insgesamt 1,4 Prozentpunkte. Aber dank einer starken Eigenkapitalausstattung habe laut einer Analyse der Planzahlen bis 2025 keines der Institute Schwierigkeiten, das Wachstum des Geschäfts darzustellen, erläuterte David Peters, der zu Jahresbeginn als Verbandsdirektor und Nachfolger des im vergangenen Jahr verstorbenen Karl-Friedrich Walter in die Organisation eingetreten ist. Wohl aber dürften sich infolge der neuen Vorgaben Kredite verteuern, weil die Institute branchenweit diese in ihrer Bruttomarge berücksichtigten. Letztlich werde das Angebot auch knapper, was indes der aufsichtlichen Absicht entspreche.
Als die Finanzaufsicht die Kapitalpuffer aktiviert hatte, war in der Branche vor einer Behinderung der Kreditvergabe gewarnt worden. Steigende Zinsen seien für das Geschäftsmodell der PSD-Bank etwas Positives, auch wenn sie vorübergehende Abschreibungen auf Wertpapiere nach sich zögen, erklärte Peters. Stille Lasten entstünden nicht, da die Positionen ausreichend mit Reserven unterlegt seien. Den jüngsten Anstieg der zehnjährigen Bundesanleihe betrachte man als nachhaltig.
Die Ertragsstärke der PSD-Banken sei wiederholt in Frage gestellt worden, führte Jurgeit aus. Tatsächlich aber seien die Institute dank Digitalisierung, niedriger Kosten und einem risikoarmen Kreditgeschäft sehr gut in der Lage, am Markt zu bestehen. So finden seinen Angaben zufolge 70% aller Kundenkontakte bereits digital statt. Dies sei ein Vielfaches als andernorts. Dank Rentabilität der Institute sind Jurgeit zufolge Zusammenschlüsse kein Thema, weder inner- noch außerhalb der Organisation. Auch stehe keines der Mitglieder im Verband unter verschärfter Beobachtung der genossenschaftlichen Sicherungseinrichtung.
Als richtungsweisend sieht Jurgeit die PSD-Banken, 1872 als Selbsthilfeeinrichtung der Postbediensteten gegründet, auch in Sachen Nachhaltigkeit. So ermögliche das Online-Tool PIA (persönliche Immobilienassistentin) Kunden, schon im Zuge einer Finanzierung entsprechende Zusatzleistungen hinzuzubuchen. 18 Volksbanken hätten dieses Instrument bereits von den PSD-Banken übernommen.
PSD-Banken | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 381,2 | 370,6 |
Verwaltungsaufwand | 269,2 | 259,6 |
Betriebserg. v. Bewertung | 138,5 | 127,3 |
Betriebserg. n. Bewertung | 130,4 | 122,7 |
Aufwandsquote (%) | 66,0 | 67,1 |
Kernkapitalquote (%) | 14,9 | 15,1 |
Gesamtkapitalquote (%) | 16,9 | 17,4 |
Bilanzsumme | 27770 | 26988 |
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