PSD Banken rollen „Pia“ aus
jsc Frankfurt
Die PSD Banken fassen eine breite Nutzung ihrer neuen Plattform Pia ins Auge: Nachdem die Institute Rhein-Ruhr, Westfalen-Lippe und Berlin-Brandenburg im vergangenen Jahr die Tochter Impleco gegründet hatten und die Bausparkasse Schwäbisch Hall im April den Erwerb von 50% der Anteile bekannt gab, befinden sich die PSD Banken nun in Gesprächen mit Volksbanken, sagte Dieter Jurgeit, Vorstandsvorsitzender und Präsident des Verbands der PSD Banken, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Auf einem Treffen in der übernächsten Woche werden Vertreter der PSD Banken und der Schwäbisch Hall demnach besprechen, wer künftig in der PSD-Gruppe die Plattform außerdem einbindet.
Pia – das Kürzel steht für „Persönliche Immobilien-Assistentin“ – soll reine Bankfunktionen ergänzen. Sie vermittelt etwa Fachleute für Bau oder Erwerb einer Immobilie oder bietet spezielle Rechner an, während Schwäbisch Hall das eigene Informationsportal „Wohnglück“ einbringt.
Weiterführende Funktionen jenseits des Bankgeschäfts sollten sich thematisch auf die Felder konzentrieren, in denen die Banken aktiv sind, wie Jurgeit deutlich machte. Die 14 PSD Banken, die aus den vor 150 Jahren gegründeten Creditvereinen für Postbeamte und den späteren Post-Spar- und Darlehensvereinen hervorgegangen sind, leben fast ausschließlich von der privaten Baufinanzierung und gewinnen über die Plattformen Interhyp und Europace viele Kunden. Das Neugeschäft der Banken, die bundesweit rund 2100 Mitarbeiter, annähernd 50 Filialen und eine Bilanzsumme von 27 Mrd. Euro auf die Waage bringen, lag im vergangenen Jahr in der Baufinanzierung bei 2,9 Mrd. Euro und damit 7% über dem Vorjahresniveau.
Von dem Ansatz der Sparda-Banken, die einst aus Vereinen für Eisenbahnbeamte hervorgingen und ebenfalls als regionale Genossenschaftsbanken organisiert sind, grenzt Jurgeit die Gruppe ab. Die Banking-App „Teo“, die unter großem Aufwand von einigen Sparda-Banken auf den Weg gebracht worden ist, bietet nicht nur etliche Finanzfunktionen, sondern bindet auch den Online-Handel ein. „Wird der Bankkunde über seine Banking-App tatsächlich dann reingehen und seine Schuhe kaufen?“, fragte Jurgeit rhetorisch. „Wir haben solche Überlegungen nicht.“ Die App der PSD Banken soll mit einem umfassenden Angebot von Finanzprodukten verknüpft werden, während die Einbindung des Online-Handels „derzeit nicht angedacht“ sei, wie ein Verbandssprecher sagte.
„Entspannt“ nach BGH-Urteil
Das Urteil des Bundesgerichtshofs zur Änderung der allgemeinen Geschäftsbedingungen von Banken will Jurgeit nicht als Problem verstanden wissen. Die Finanzaufsicht BaFin hatte gewarnt, dass für Institute schlimmstenfalls typischerweise die Hälfte des Jahresüberschusses im Feuer stehe, wenn Kunden nach unzulässigen Preiserhöhungen Geld zurückforderten. Am Dienstag hatte bereits der Verband BVR für die genossenschaftliche Finanzgruppe weitgehend Entwarnung gegeben. „Maximal entspannt“ sei die Lage der PSD Banken, sagte nun Jurgeit. Zwar seien die Institute vom Angebot kostenloser Girokonten abgerückt und hätten in jüngerer Vergangenheit Gebühren eingeführt. Doch nur rund ein Viertel der Kunden, weniger als 300000, unterhielten bei den PSD Banken auch ein Girokonto. Nur wenige Dutzend Kunden je Institut hätten bereits Ansprüche erhoben.
Ihre Kunden wollen die PSD Banken vor allem über digitale Kanäle erreichen. Der Verband präsentierte dazu eine Umfrage unter 2000 Bundesbürgern, die demnach häufig bereit sind, Konten, Altersvorsorgeprodukte, Kredite und Versicherungen digital und ohne Beratung abzuschließen – in der Baufinanzierung bereits 30%. Die PSD Banken hätten hierfür den gesamten Prozess digitalisiert, sagte Jurgeit. Über digitale Kanäle und Plattformen erreichten die Banken typischerweise gebildete und gut verdienende Menschen, so dass in der Pandemie kaum Kredite ausgefallen seien.
Wertberichtigt Seite 6