Raiffeisenbank führt Strafzins ein

Börsen-Zeitung, 11.8.2016 Reuters Frankfurt - Das Tabu bröckelt: Eine kleine bayerische Raiffeisenbank verlangt von September an von Privatkunden mit großen Summen auf dem Girokonto einen Strafzins. Josef Paul, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank...

Raiffeisenbank führt Strafzins ein

Reuters Frankfurt – Das Tabu bröckelt: Eine kleine bayerische Raiffeisenbank verlangt von September an von Privatkunden mit großen Summen auf dem Girokonto einen Strafzins. Josef Paul, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee, bestätigte gestern, dass die Bank für Beträge von mehr als 100 000 Euro auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto ein “Verwahrentgelt” von 0,4 % erheben werde. “Wir haben alle Großanleger gezielt angeschrieben und ihnen empfohlen, sich Gedanken zu machen”, sagte Paul Reuters: “Wenn man keine Anreize schafft, etwas zu verändern, verändert sich auch nichts.”Der Strafzins zeige schon Wirkung. “Ein Teil der Kunden, die wir informiert haben, hat sich für alternative Anlagen entschieden, andere haben ihr Geld zu anderen Banken verlagert.” Eine Ausweitung auf weniger wohlhabende Kunden sei nicht geplant. Die Raiffeisenbank Gmund ist mit sechs Filialen und 145 Mill. Euro Bilanzsumme eine kleinere Genossenschaftsbank.Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) erwartet nicht, dass das Beispiel Schule macht: “Der BVR glaubt nicht, dass wir in Deutschland im Privatkundengeschäft in der Breite Negativzinsen sehen werden – nicht zuletzt auf Grund der intensiven Wettbewerbssituation im deutschen Bankenmarkt.” Auch in Gmund sei das klassische Breitengeschäft nicht betroffen. Beim Genossenschaftsverband Bayern (GVB), dem die 299 Volks- und Raiffeisenbanken im Freistaat angehören, hieß es, der Verband wisse von keiner Bank, die ähnliche Pläne wie die Raiffeisenbank Gmund verfolge.—– Wertberichtigt Seite 6