EXCHANGE TRADED FUNDS

"Rally ist noch nicht vorüber"

Interview mit Claus Born

"Rally ist noch nicht vorüber"

Herr Born, ist die Rally in den Emerging Markets schon zu Ende?Nein, die Rally ist noch nicht vorüber. Der Einstiegszeitpunkt ist gut. Wir befinden uns immer noch an einem relativ tiefen Punkt im Zyklus der Unternehmensgewinne. Die Bewertungen, etwa die Kurs-Buchwert-Verhältnisse, sind schon gestiegen, sind aber immer noch sehr niedrig. Die Rohstoffpreise sind, anders als meist wahrgenommen, übrigens gar nicht mehr so entscheidend für die Länder. Der größte Sektor im MSCI Emerging Markets ist mittlerweile der Bereich IT und Telekommunikation.Welche Länder halten Sie für aussichtsreich?Die BRIC-Staaten – also Brasilien, Russland, Indien und China – könnten ein Comeback feiern: Für China sehen wir Nachholbedarf, hier haben sich die Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung als übertrieben erwiesen. Indien steht strukturell gut da. Etwa ist die Einführung einer landesweit geltenden Mehrwertsteuer eine extrem wichtige Reform und ein ganz wichtiger Schritt nach vorne für ein Land, das noch keinen einheitlichen Binnenmarkt hat und in dem noch viele Handelshemmnisse existieren. Auch in Brasilien gibt es Potenzial – jedenfalls solange die politischen Reformen fortgesetzt werden. Und Russland wird besonders deutlich vom gestiegenen Ölpreis profitieren. Was spricht generell für eine Anlage in Schwellenländern?2015 wurde die Asset-Klasse Emerging Markets als Ganzes in Frage gestellt. Dabei handelt es sich längst nicht mehr um eine Nische. Von der Bevölkerungszahl her, aber auch bei Größen wie BIP oder Ex- und Importen haben Emerging Markets mittlerweile einen Anteil von 40 % bis 50 %. Wenn man weltweit investieren will, kommt man an Schwellenländern nicht vorbei. Es spricht im Übrigen auch einiges für aktiv gemanagte Fonds. Die Emerging-Markets-Indizes sind sehr China-lastig, aktiv gemanagte Fonds ermöglichen häufig eine bessere Diversifizierung. Zudem kann mit aktiven Fonds auch auf vielversprechende kleinere Märkte gesetzt werden, etwa Indonesien.Wo liegen aus Ihrer Sicht die Risiken für die Entwicklung an Schwellenländermärkten?Risiken könnten bei wieder fallenden Rohstoffpreisen erwachsen, ebenso, wenn die Reformprozesse ins Stottern geraten. Außerdem ist das Schuldenproblem Chinas ein Thema.