Allianz

Ran an den Kunden

Die Allianz verordnet sich eine flachere Führungsstruktur in Deutschland. Der Wechsel von einer Management- zu einer Finanzholding mag wenig spektakulär anmuten. Doch dieser Umbau reicht weit über die Änderung einiger Briefköpfe hinaus. ...

Ran an den Kunden

Die Allianz verordnet sich eine flachere Führungsstruktur in Deutschland. Der Wechsel von einer Management- zu einer Finanzholding mag wenig spektakulär anmuten. Doch dieser Umbau reicht weit über die Änderung einiger Briefköpfe hinaus. Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte und der verantwortliche Vorstand Klaus-Peter Röhler zeigen auf dem Heimatmarkt, wie die Zukunft des Versicherers aussehen soll.

Die unmittelbaren Einsparungen durch die neue Struktur sind spürbar, rechtfertigen aber einen Umbau dieser Größenordnung nicht. Das Kernziel des Projektes ist stattdessen mehr Kundennähe. Wer dies als reinen Marketing-Spruch wahrnimmt, der übersieht das Wesentliche.

Alle deutschen Konzerne kämpfen aktuell darum, dass sie den Kontakt zu den Käufern ihrer Produkte wahren. Das Problem: Die Bedürfnisse dieser potenziellen Abnehmer ändern sich verdammt schnell. Großkonzerne sind für dieses Tempo nicht gebaut. Ein Konglomerat wie Siemens zerlegt sich daher in kleinere Einheiten, um näher am Markt zu agieren. Daimler wählt mit der Aufspaltung in separate Sparten für Lastkraftwagen und Pkw einen ähnlichen Weg.

Die Allianz Deutschland gibt dagegen mehr Verantwortung an ihre operativ tätigen Gesellschaften. Bisher musste beispielsweise der Lebensversicherer nach München pilgern, um den Segen für Investitionen zu erhalten. Die Managementholding als Obergesellschaft war für die Priorisierung der Projekte zuständig. Künftig verfügen die Operativen über mehr Ressourcen und können daher Prioritäten eigenverantwortlich wählen.

Mit diesem Ansatz ist die Allianz nicht allein. Nach der Zerlegung von Siemens gibt beispielsweise auch der neue Chef Roland Busch den Regionen mehr Freiraum. Trotzdem ist der Fall der Allianz speziell. Denn das Stärken der operativen Ebene ist die Voraussetzung dafür, dass die nationalen Gesellschaften das Interesse und die Kompetenz haben, Produkte nicht nur für die Heimatregion, sondern für den internationalen Markt zu entwickeln. Dieses Skalieren, verbunden mit Konkurrenz der Gesellschaften innerhalb des Konzerns, ist ein Herzensanliegen von Bäte. Kein Wunder, denn Erfolge zahlen sich sofort aus. Dies ist notwendig, um Produkte konkurrenzfähig zu halten.

Der Umbau trifft die Beschäftigten. Doch die Allianz hat aus dem Desaster des Umbaus ihres Heimatmarktes vor gut einer Dekade gelernt und vermeidet groß angelegte Restrukturierungen. Für die operativen Gesellschaften der Allianz hierzulande lautet nun die Aufgabe, im konzerninternen Wettbewerb die Nase vorn zu haben.

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