Randall will Settlement revolutionieren
Von Grit Beecken, FrankfurtPeter Randall greift wieder an: Der Mann, der vor zehn Jahren die alternative Handelsplattform Chi-X gegründet hat, will nun die Blockchain-Technologie nutzen, um das Settlement von Transaktionen zu vereinfachen. Wie Randall und sein Geschäftspartner, der ehemalige Hedgefondsmanager Anthony Culligan, mitteilen, sind sie in der Lage, Wertpapiergeschäfte 1 000 Mal schneller abzuwickeln, als es die Technologie ermöglichen würde, die der digitalen Währung Bitcoin zugrunde liegt.Bei der Blockchain-Technologie wickelt ein Zusammenschluss von Rechnern über das Internet Geschäfte ab, ohne dass eine zentrale Abwicklungsstelle benötigt wird. Randalls neues Unternehmen SETL soll es Marktteilnehmern ermöglichen, verschlüsselt Vermögenswerte zu übertragen. Aktien, Anleihen oder Indexfonds könnten in einen Code verwandelt und von einem Geschäftspartner über die Blockchain an einen anderen Geschäftspartner weitergereicht werden. Das würde – wenn es belastbar funktioniert – den Nachhandel erheblich vereinfachen. Denn in diesem Fall bräuchte man keine Clearinghäuser oder Verwahrstellen mehr. Verwahrer sind alarmiertMarktinfrastrukturbetreiber fürchten die neue Technologie daher. Während sie nach außen hin berichten, sie würden selbst an entsprechenden Lösungen arbeiten, räumt manch ein Unternehmen unter der Hand aber ein, es handele sich aus seiner Sicht um eine zerstörerische Technik. Denn wenn Marktteilnehmer ihre Transaktionen künftig schlicht bilateral abwickeln können, dürften sich Teile des milliardenschweren Nachhandelsbereichs in Luft auflösen. Fragmentierter MarktDas ist derzeit aber noch Zukunftsmusik, und in Europa haben die Zentralbanken gerade eine einheitliche Wertpapierabwicklungsplattform aufgebaut, die ohne die Blockchain auskommt. Randalls Angebot richtet sich allerdings zunächst an den US-Markt, den er als fragmentiert und sperrig sowie teuer bezeichnet. Dort bewegen Dutzende Verwahrstellen täglich Vermögenswerte im Wert von Billionen von Dollar – die zugrunde liegende technische Infrastruktur hat dabei nicht immer mit dem Volumenzuwachs Schritt gehalten.Tatsächlich setzt die Wall Street große Hoffnungen in die Blockchain, wie eine Umfrage des Researchhauses Greenwich zeigt. 84 % der Befragten gaben dort an, die Technologie könne Abwicklungsrisiken eindämmen (siehe Grafik). Ebenso viele erwarten eine Reduktion der Abwicklungszeit. In den USA dauert die Abwicklung von Wertpapiertransaktionen drei Tage, in Europa sind es künftig einheitlich zwei Tage. 74 % der Umfrageteilnehmer sagten darüber hinaus, die Blockchain könne Gegenparteirisiken senken.Wie die Autoren der Greenwich-Studie schreiben, gibt es bislang aber noch keine Blockchain, welche die hohen Transaktionsvolumina am US-Markt verarbeiten könnte. Dafür präsentierte auch Randall noch keine Lösung, er ist derzeit noch auf der Suche nach Kapitalgebern für sein Vorhaben. Nasdaq als VorreiterAuch die Börsen selbst sind auf der Suche nach eigenen Blockchain-Lösungen. Die Nasdaq hat sich mit dem amerikanischen Start-up-Unternehmen Chain zusammengetan, um eine entsprechende Infrastruktur für das Primär- und Sekundärgeschäft im Nasdaq Private Market zu entwickeln. Auch CME, Deutsche Börse, die Depository Trust and Clearing Corporation (DTTC) sowie EuroCCP beschäftigen sich eigenen Angaben zufolge intensiv mit dem Thema. Die Nasdaq ist bislang aber der einzige Handelsplatzbetreiber, der Details verraten hat.Die Greenwich-Experten rechnen damit, dass noch einige Zeit vergeht, bis sich die Blockchain außerhalb von Bitcoin durchsetzt. Sie sehen derzeit noch etliche ungelöste Fragen, darunter: Können private Rechnerzusammenschlüsse ebenso effizient zusammenarbeiten wie die öffentliche Bitcom-Blockchain? Gibt es andere Technologien, welche die bestehenden Settlementprobleme genauso gut lösen könnten?