Ratingagentur Scope verspricht Ende der Verlustphase
Scope verspricht Ende der Durststrecke
Ratingagentur schließt 2022 mit Verlust ab – Profitabilität soll in „naher Zukunft“ erreicht werden
jsc Frankfurt
Der Aufstieg zur europäischen Ratingagentur geht ins Geld: Nach etlichen Verlustjahren wuchs das Defizit der Scope-Gruppe laut jüngstem Jahresabschluss auf 39,5 Mill. Euro. Nachdem die EZB im November die Gesellschaft in den kleinen Kreis relevanter Ratingagenturen aufnahm, soll endlich ein Gewinn folgen.
Die in Berlin ansässige Ratingagentur Scope stellt nach hohen Investitionen und einer langen Verlustphase einen Gewinn in Aussicht: Hatte die Holding gemäß jüngsten Zahlen im Jahr 2022 noch 39,5 Mill. Euro Verlust geschrieben, werde die Gruppe auf Basis stark steigender Umsätze „in naher Zukunft“ profitabel sein, wie das Unternehmen am Dienstag auf Anfrage ankündigte. Für das gerade vollendete Jahr 2023 wiederum hatte die Gesellschaft schon zuvor ein „deutlich verbessertes Jahresergebnis“ in Aussicht gestellt, ohne dabei allerdings bereits einen Gewinn zu versprechen.
Millioneninvestitionen in den vergangenen Jahren
Die Gesellschaft verweist gegenüber der Börsen-Zeitung auf hohe Investitionen: Demnach nahm das Haus über acht Jahre hinweg rund 120 Mill. Euro für den Aufbau einer europäischen Ratingagentur in die Hand. Im November erreichte Scope dabei ein wichtiges strategisches Ziel: Die EZB nahm die zuständige Scope Ratings in den Kreis der External Credit Assessment Institutions (ECAIs) auf. Damit rückt die Gruppe als einzige europäische Adresse neben die US-Rivalen Standard&Poor’s, Moody’s und Fitch sowie die kanadische DBRS Morningstar. Die EZB schaut auf die Ratings der Gesellschaften, wenn sie im Rahmen ihrer Geldpolitik Anleihen erwirbt.
Der Verlust im Jahr 2022 fiel höher als erwartet aus, wie Scope im Jahresabschluss festhält. Denn für das Gesamtergebnis hatte die Holding zuvor ein „leicht verbessertes Ergebnis“ in Aussicht gestellt. Stattdessen wuchs der Fehlbetrag aber um 58%. Allein für die Tochter Scope Ratings ist eine Verlustübernahme von 25,2 Mill. Euro vermerkt, nach 19,2 Mill. Euro im Jahr zuvor.
Wachstum hat Priorität
Die Gesellschaft will die Verlustphase als Teil einer Wachstumsstrategie verstanden wissen: Eine „umfangreiche Ratingabdeckung“ und „höchste Ratingstandards“ haben nach dieser Lesart „oberste Priorität“. Die Profitabilität des Geschäfts hebt die Gesellschaft dabei lediglich als „zusätzliches“ Ziel hervor, das in den Fokus rücke. Von der Aufwertung durch die Notenbank erhofft sich die Gruppe „ein großes Marktpotenzial im Hinblick auf die kommerzielle Verwertbarkeit“ der verschiedenen Ratings, wie im Jahresabschluss 2022 vermerkt ist.
Die Gruppe mit mehr als 300 Beschäftigten hatte über Jahre hinweg das Ratinggeschäft ausgebaut und Anfang 2021 die Rating-Tochter von Euler Hermes übernommen. Neben der klassischen Bonitätsbewertung lebt Scope auch vom Geschäft mit weiteren Finanzdaten. So bewertet die Tochter Scope Fund Analysis diverse Wertpapier- und Immobilienfonds, während sich die Scope ESG Analysis auf Nachhaltigkeit spezialisiert hat.
Komplexe Eigentümerstruktur
Um die Verluste aufzufangen, steuerten bestehende und neue Eigentümer im Berichtsjahr 9,3 Mill. Euro bei. Die Gesellschaftsstruktur ist komplex: Die übergeordnete Holding ist als Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) organisiert: Die Scope Management SE fungiert hier als persönlich haftende Gesellschafterin. Hinter dieser Einheit stehen Firmengründer Florian Schoeller, der als Vorstandsvorsitzender der SE auch die gesamte Gruppe steuert, der Unternehmer Stefan Quandt und die Scope-Stiftung. Als Aktionäre der KGaA wiederum treten diverse Investoren auf, darunter die RAG-Stiftung und Versicherer wie Talanx, Sparkassen Versicherung, Signal Iduna und Axa. Außerdem zählen etwa 80 private Aktionäre zum Eignerkreis.