Raum für Wachstum durch KVG-Insourcing
Johannes ZahnGeschäftsführer der CONNOS GmbHAnders als bei den Real Assets zeichnet sich der Bereich der Wertpapierfonds seit langem durch eine hohe Arbeitsteilung aus. So käme kaum ein Vermögensverwalter auf die Idee, neben dem Assetmanagement auch die Fondsadministration zu übernehmen. Dafür gibt es spezialisierte Häuser, die aufgrund der Bündelung großer Fondsvolumina und der damit verbundenen Skaleneffekte sowie nicht zuletzt vor dem Hintergrund der weiter zunehmenden Regulierung die Administration der Fonds sehr viel günstiger und unter Umständen auch mit höherer Qualität darstellen können. Bei Real-Asset-Fonds ist es dagegen noch häufig anzutreffen, dass Assetmanager die eigene Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) und mit ihr die gesamte Fondsadministration im eigenen Hause haben. Ihre Kernkompetenz ist das nicht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir nun auch im Real-Asset-Bereich einen zunehmenden Trend zum KVG-Insourcing feststellen.Spezialisierte Dienstleister übernehmen dabei für die KVGs der Assetmanager Middle- und Back-Office-Leistungen wie Risikomanagement und -reporting, Fondsrechnungswesen oder das Berichts- und Meldewesen. Durch die hohe Spezialisierung, spezifische Software-Lösungen und Bündelung von verwalteten Assets können die Insourcing-Anbieter Skaleneffekte geltend machen, die selbst große Assetmanager mit ihren KVGs kaum darstellen können. Assetmanager behalten zwar ihre KVGs und damit die Hoheit über ihre Fonds, reduzieren aber deutlich den internen Aufwand und die dafür notwendigen Ressourcen, so dass diese für weiteres Wachstum in den Kernkompetenzfeldern des Assetmanagers frei werden.Insbesondere große Assetmanagement-Gesellschaften setzen seit der Einführung des KAGB im Jahr 2013 meist auf die Unterhaltung einer eigenen Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) zur Auflage und Verwaltung von offenen und geschlossenen Immobilienfonds. Ihnen ist es wichtiger, die Hoheit über ihre Fonds im eigenen Haus zu behalten, während die fixen Anlaufkosten einer KVG hier weniger ins Gewicht fallen. Sie fürchten, zum beauftragten Dienstleister im eigenen Fonds zu werden, denn der Fondsinitiator gibt nicht nur die Dienstleistungen rund um die Auflage und Administration der Fonds ab, sondern auch die aufsichtsrechtliche Verantwortung und damit auch die Letztentscheidungsbefugnis im Fonds. Nicht wenige Assetmanager möchten bei Sondervermögen gar als Eigentümer im Grundbuch geführt werden. Kleinere und mittlere Assetmanager beauftragen dagegen gern Service-KVGs mit der Auflage und Verwaltung von Service-Fonds, da sie den Aufwand und die hohen Anlaufkosten einer eigenen KVG scheuen. Ihnen ist die hinzugekaufte Kompetenz wichtiger, die sie inhouse aufgrund knapperer Ressourcen nur schwer darstellen könnten. Großen wie kleineren Assetmanagern ist gemein, dass sie gern die Hoheit über die Gesamtheit der Wertschöpfungskette behalten, sich gleichzeitig aber insbesondere auf ihre Kernkompetenzen im Management von Immobilien konzentrieren und angesichts des anhaltenden Margendrucks vor allem wachsen und/oder ihre Kosten reduzieren wollen.Nach fünf Jahren KAGB stellen wir zwei sich immer stärker abzeichnende Entwicklungen fest: Zum einen erreichen immer mehr Assetmanager die kritische Masse, bei der die Unterhaltung einer eigenen KVG als lohnenswert erachtet wird. Zum anderen etabliert sich insbesondere bei den großen Assetmanagement-Gesellschaften zunehmend der Trend, nicht nur Aufgaben aus dem Back Office der KVG, sondern auch aus deren Middle Office an Spezialisten für das KVG-Insourcing zu vergeben. Durch die eigene KVG und geeignete Software-Lösungen behalten die Assetmanager die Kontrolle, durch die Auslagerung aufwendiger Tätigkeiten an Insourcer halten sie die eigenen Prozesse schlank und das Geschäftsmodell skalierbar.Typische Bereiche für das KVG-Insourcing sind Back-Office-Aufgaben wie Fondsbuchhaltung und Rechnungswesen aber zunehmend auch Middle-Office-Aufgaben des Risikomanagements, das Berichts- und Meldewesen oder auch das Liquiditäts- und Absicherungsmanagement. Institutionelle Investoren erwarten von den Assetmanagern und deren KVGs Informationen in höchster Detailtiefe und praktisch in Echtzeit, denn sie unterliegen selbst den anspruchsvollen Berichtspflichten diverser Regime wie VAG, CRD/CRR oder GroMiKV, um nur einige zu nennen, und haben hohe Ansprüche an das eigene Risikomanagement. Mit den richtigen Insourcing-Dienstleistern und verschränkten IT-Lösungen werden aussagekräftige Risikoberichte, standardisierte und individuelle Investorenberichte sowie auch die obligatorischen, behördlichen Meldungen der KVG an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht oder die Bundesbank auf Knopfdruck erzeugt. Dabei ist die Anbindung und Verzahnung von KVG und Dienstleister von entscheidender Bedeutung: Durch eine verschränkte IT-Lösung werden Schnittstellen geschlossen und eine medienbruchfreie Kommunikation zwischen beauftragender KVG, Insourcing-Dienstleister und Property-Manager sichergestellt. KVG und Insourcing-Partner greifen über eine gemeinsame IT-Plattform auf einen zentralen Datenhaushalt zu und verfügen damit über alle notwendigen Informationen. Die fehleranfällige Kommunikation von Excel-, Word- und Powerpoint-Dateien über E-Mail entfällt. Kein hochqualifiziertes Personal muss noch seine teure Zeit mit Copy-and-paste-Tätigkeiten verschwenden. Vielmehr wird über die verschränkte IT-Plattform ein vollständiges Data Tracing sichergestellt – aufsichtsrechtlich und für manche institutionelle Investoren ein immer wichtigerer Faktor. Der Insourcing-Partner fungiert zu allererst als Daten- und Informationsmanager und kann so in Kombination mit aufsichtsrechtlicher Expertise und fachlichem Immobilien-Know-how seinen vollen Nutzen entfalten. Die KVG erhält volle Transparenz und damit umfassende Kontrolle. Dass dies so bleibt, stellt bestenfalls ein Insourcing-Manager als zentraler Ansprechpartner der KVG sicher. Er überwacht die Schnittstellen und Dienstleistungen anhand definierter Anforderungen (SLA) und Key Performance Indicator (KPI) und berichtet an den Assetmanager. Er sorgt für eine reibungslose Zusammenarbeit und vereinfacht das Auslagerungscontrolling. Insbesondere zur Übernahme großer Bestände bietet der Insourcer bestenfalls auch ein eigenes Onboarding-Team, eine eigene Prozess- und Organisationsberatung, die für eine Optimierung und Angleichung der internen und externen Prozesse sorgt und die Migration der Datenbestände sicher durchführt.Bei der Auswahl des KVG-Insourcing-Partners sollte der Assetmanager auf Unabhängigkeit achten, um Interessenkonflikte beim Dienstleister auszuschließen. Denn durch die Auslagerung zentraler Funktionen öffnet er über die Schnittstellen seinen Datenhaushalt. Zählen zum Gesellschafterkreis des Insourcers Banken, Versicherungen oder andere Eigner nennenswerter Immobilienvermögen muss der Assetmanager auf die internen Chinese Walls seines Dienstleisters vertrauen – das gilt umso mehr wenn der Insourcing-Dienstleister gesellschaftsrechtlich mit einem anderen, konkurrierenden Assetmanager verbunden ist. Mit auf KVG-Insourcing spezialisierten Partnern, durchdachten digitalen Prozessen und auf einem konsistenten, zentralen Datenhaushalt basierenden verschränkten IT-Plattformen, behalten Assetmanager mit der eigenen KVG die Hoheit über die eigenen Fonds, entlasten die eigene Organisation und schaffen Raum für weiteres Wachstum.KVG-Insourcing wird sich auch im Markt der Real Assets weiter durchsetzen und über die nächsten Jahre zum Standard werden.