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Raumschiff Enterprise bei Oppenheim

Von Antje Kullrich, Köln Börsen-Zeitung, 15.5.2015 An originellen Zitaten ist der Oppenheim-Prozess wahrlich nicht arm. Legendär ist bereits der Ausspruch, den der mitangeklagte Immobilienunternehmer Josef Esch laut Zeugenaussagen getan hat. Mit...

Raumschiff Enterprise bei Oppenheim

Von Antje Kullrich, KölnAn originellen Zitaten ist der Oppenheim-Prozess wahrlich nicht arm. Legendär ist bereits der Ausspruch, den der mitangeklagte Immobilienunternehmer Josef Esch laut Zeugenaussagen getan hat. Mit “Ich bin die Bank”, soll der umtriebige Selfmademann seine Rolle in dem Traditionshaus Sal. Oppenheim beschrieben haben.Kurz vor Prozessende hat Matthias Graf von Krockow ein weiteres Bonmot geliefert. In einer der letzten Befragungen beschrieb er am Mittwoch den Risikomanagementbereich seines Ex-Kollegen Carl Friedrich Janssen, der mit vielen Bildschirmen zur Kursüberwachung ausgestattet war. “Ich habe es immer Raumschiff Enterprise genannt.”Wenn ein (ehemaliger) Spitzenmanager einer Bank einen Science-Fiction-Vergleich für ein technisch-professionelles Herzstück seines Hauses zieht, sagt das schon eine Menge aus. Die Distanz, die in Krockows Worten mitschwingt, ist erschreckend, aber nach fast zwei Jahren Prozess mit seinen tiefen Einblicken in das Innenleben des Bankhauses nicht wirklich überraschend.Noch pikanter wird die Assoziation allerdings beim Blick in die Kölner Bankgeschichte: Da gab es einst ein Bankhaus Herstatt, das 1974 nach Devisenspekulationen in die Pleite rutschte und dabei ein kleines Erdbeben auslöste. “Raumschiff Orion” wurde damals bei Herstatt der Handelsraum genannt. Schwer mitgenommenNach fast 120 Verhandlungstagen wirkt Matthias Graf von Krockow schwer mitgenommen. Dem 65-Jährigen droht am ehesten eine Gefängnisstrafe. Er war Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, bei ihm liefen viele Fäden bei den beanstandeten Immobilien- und Kreditgeschäften zusammen.Ende Januar hat die 16. Große Strafkammer des Kölner Landgerichts unter Vorsitz von Richterin Sabine Grobecker eine vorläufige Einschätzung abgegeben. Sie geht von einer Schuld der fünf Angeklagten aus.Seither hat sich die Verteidigungsstrategie von Graf Krockow signifikant geändert. Der ehemalige Banker hat umfassend, wenn auch nicht immer erhellend ausgesagt und will genauso wie Ex-Partner Christopher von Oppenheim seine Einlassungen ausdrücklich als Geständnis verstanden wissen. Spannung im MaiKrockow könnte nur dann mit einer Bewährungsstrafe davonkommen, wenn das Urteil sich am unteren Ende der von der Richterin in Aussicht gestellten Spanne der Freiheitsstrafe bewegt.Von Ende Mai an wird es in jedem Fall spannend: Der Mammutprozess gegen die ehemalige Führung von Sal. Oppenheim neigt sich dem Ende zu. Die Beweisaufnahme dürfte aller Voraussicht nach in der kommenden Woche zum Abschluss kommen, danach folgt das Plädoyer der Staatsanwaltschaft. Damit wird der Prozess, der 2013 begann, wohl vor der Sommerpause zu Ende gehen.