RBI wählt die sichere Variante

Vizechef Sevelda zum Stepic-Nachfolger berufen - Kein Strategieschwenk - Kapitalerhöhung bleibt Option

RBI wählt die sichere Variante

Alles bleibt so, wie es ist, mehr als kleine Kurskorrekturen sind bei der RBI nicht zu erwarten. Das ist die zentrale Botschaft für Investoren, nachdem mit Karl Sevelda ein in die Jahre gekommener Weggefährte von Herbert Stepic an die Konzernspitze rückt.bg Frankfurt – Gut zwei Wochen nach dem Rücktrittsangebot von Herbert Stepic hat der Aufsichtsrat der Raiffeisen Bank International (RBI) dessen bisherigen Vize und Firmenkundenvorstand Karl Sevelda an die Spitze des Instituts berufen. Stimmen, der 63-Jährige sei nur eine Übergangslösung, versuchte RBI-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner dadurch verstummen zu lassen, indem Seveldas eigentlich bis Ende 2015 laufender Vertrag vorzeitig bis Mitte 2017 verlängert wurde. Stepic schied am Freitag mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand aus. Dem 66-Jährigen werden Immobiliengeschäfte über Steueroasen-Konstrukte zum Vorwurf gemacht.In den vergangenen Tagen wurden rund acht Namen als mögliche Stepic-Erben genannt. Sevelda galt als Favorit, genießt er doch hohes Ansehen in der Raiffeisen-Gruppe – an Stepic hatten sich viele der Kreditgenossen gerieben. Konservative Gemüter betrachten den Drang der RBI gen Osteuropa als riskant. Die Bank gilt dort als zweitgrößter Kreditgeber. Die Präsenz in der Region bescherte dem Institut im Zuge der konjunkturellen Abkühlung einen hohen Bestand an notleidenden Krediten. Manch einer sagt, Stepic habe “eine Baustelle” hinterlassen.Hoffnungen, der neue Vorstandschef werde einen Strategieschwenk vollziehen, nahm Sevelda auf einer Pressekonferenz den Wind aus den Segeln. Er wolle sich auf die Steigerung der Ertragskraft in Märkten wie Österreich, Russland, Polen, Rumänien, Tschechien und der Slowakei konzentrieren. In anderen Märkten wolle die RBI ihre Größe halten. Lediglich in einigen Ländern, “wo wir das Geschäftspotenzial nicht sehen, werden wir Volumen und Geschäftsumfang reduzieren”, so Sevelda. Dies gelte etwa für Slowenien.Zurückhaltend äußerte er sich zu der von Investoren zuletzt angemahnten Stärkung der Kapitaldecke. Eine solche Maßnahme stehe “natürlich im Fokus des neuen Vorstandes”. Eine Kapitalerhöhung sei abhängig von der Entwicklung der Märkte “eine Option”. Zukäufe plane er nicht, lediglich kleinere Portfolios könnten hinzukommen. Können, aber nicht wollenDie RBI hatte in der Finanzkrise 1,75 Mrd. Euro Staatshilfe erhalten. Für Stepic bestand keine Priorität, dieses Geld zurückzuzahlen – obwohl die Bank 2011 rund 1 Mrd. Euro verdiente und im abgelaufenen Turnus immerhin noch 750 Mill. Euro erzielte. Im ersten Quartal wurde jedoch eine weiter sinkende Eigenkapitalrentabilität verzeichnet (siehe Grafik). Auf der Pressekonferenz hieß es, dass die RBI das Staatskapital jederzeit zurückzahlen könne – das hatte Stepic stets beteuert, ohne dies je in Angriff zu nehmen.Die Kernkapitalquote ist mit 10,7 % auskömmlich – die Staatsgelder müssten aber mit einer Kapitalerhöhung ersetzt werden, um den durch immer strengere Regulierungsanforderungen steigenden Eigenmittelbedarf abzufedern. Alternativ könnten die Eigner mit der Raiffeisenzentralbank (78 %) an der Spitze auf Ausschüttungen verzichten. Die von Abschreibungen auf die RBI-Beteiligung bereits gebeutelten Mitgliedsinstitute sind aber wohl eher geneigt, eine Verwässerung ihrer Anteile in Kauf zu nehmen, wird in Finanzkreisen spekuliert. Investoren schätzen den Umfang einer Kapitalerhöhung auf rund 1,5 Mrd. Euro. Die Marktkapitalisierung der RBI beträgt 5 Mrd. Euro. Die RBI-Aktie legte zum Wochenschluss leicht auf 25,67 Euro zu.Sevelda, der seit fünfzehn Jahren Teil der Raiffeisen-Gruppe ist, hat nun die Verantwortung für gut 59 000 Mitarbeiter, die per Ende März im RBI-Konzern beschäftigt sind. Allein im Osteuropa-Netz werden mehr als 3 000 Filialen unterhalten. Über die Konditionen für den freiwillig ausgeschiedenen Stepic will Aufsichtsratschef Rothensteiner erst in den kommenden Wochen entscheiden. Der Vertrag von Herbert Stepic läuft bis Mitte 2014.