RBS dringt auf raschen Vergleich im Libor-Fall
Operativ verbessert, doch wie ihre britischen Rivalen von mehreren Sonderbelastungen tangiert, weist die Royal Bank of Scotland (RBS) für das dritte Quartal einen Milliardenverlust aus. Anleger zeigen sich verschnupft.ste London – Die zu gut 80 % verstaatlichte Royal Bank of Scotland stellt sich im Skandal um Manipulation des Interbankenzinssatzes Libor auf baldige Strafzahlungen ein. Er sei an der schnellstmöglichen Einigung interessiert, erklärte Stephen Hester, der Vorstandsvorsitzende des Instituts, das derzeit im Visier von Aufsehern in Großbritannien und den USA steht.Er wäre enttäuscht, sollte es bis zur Vorlage der Jahresbilanz 2012 im kommenden Februar nicht zu einer Verständigung kommen, sagte Hester gegenüber Journalisten. Ob seine Bank mehr zahlen muss als Barclays, sei noch unklar. Der britische Rivale – bislang weltweit die einzige Bank, die als Folge des Libor-Skandals belangt worden ist – hatte Ende Juni nach mehr als zweijährigen Überprüfungen eine Strafe von 290 Mill. Pfund akzeptiert. Die RBS hat eigenen Angaben zufolge nach internen Ermittlungen bereits eine Reihe von Mitarbeitern entlassen. Ermittelt wird noch gegen weitere sogenannte Libor-Panel-Banken.An der Börse gab die RBS-Aktie um 2 % auf 281,4 Pence nach. Die Folgen des Libor-Manipulationsskandals sowie andere Sonderbelastungen etwa im Zuge gerichtlich beanstandeter Restschuldversicherungen oder einer Computer-Panne in zahlreichen britischen Filialen drohen den 2009 eingeschlagenen Sanierungskurs, der, wie Hester mitteilte, innerhalb der nächsten 15 bis 18 Monate weitgehend abgeschlossen sein soll, zu konterkarieren. Im dritten Quartal schrieb die RBS vor Steuern 1,26 (i.V. 2) Mrd. Pfund rote Zahlen, wobei sich neben einem Verlust von 1,46 Mrd. Pfund aus der Bilanzierung eigener Verbindlichkeiten auch eine weitere Aufstockung der Rückstellungen für die Versicherungsentschädigungen von 400 Mill. Pfund negativ auswirkte. Seit dem Frühjahr 2011 belaufen sich diese Belastungen auf nunmehr 1,7 Mrd. Pfund. Insgesamt kommt der britische Bankensektor auf Rückstellungen von fast 11 Mrd. Pfund.Operativ zeigte sich die RBS im dritten Quartal verbessert: Die Belastungen außen vor, stand ein operativer Gewinn von 1,05 Mrd. Pfund zu Buche nach 2 Mill. Pfund vor Jahresfrist und 650 Mill. Pfund von April bis Juni. Dabei profitierte die Bank davon, dass nicht nur die Wertberichtigungslasten schrumpften, obwohl der irische Ableger Ulster Bank mit 329 Mill. Pfund im Vorjahresvergleich nicht von der Stelle kam und als einzige Sparte im dritten Quartal sowie nach neun Monaten einen operativen Verlust von 242 (208) bzw. 797 (751) Mill. Pfund ausweist. Operativ konnte die RBS zuletzt auch deshalb zulegen, weil die Kosten sanken. Die Konzernaufwendungen fielen im Vorjahresvergleich um 5 % vor allem wegen des schrumpfenden Bereichs der nicht mehr zum Kerngeschäft gezählten Aktivitäten. Verglichen zum Vorquartal (- 6 %) spielten auch geringere Personalkosten in der Investmentbanksparte eine Rolle. Ihre Beschäftigtenzahl hat die RBS seit Ende 2011 um 6 500 oder 4,4 % auf 140 300 reduziert.Den am 18. Oktober bekannt gewordenen Rückzug der spanischen Großbank Santander vom 2010 für 1,65 Mrd. Pfund vereinbarten Kauf von 316 britischen RBS-Filialen nannte Bankchef Hester “enttäuschend”. Bei dem von der EU-Kommission bis Ende 2013 verlangten Verkauf erwägt die Bank nach dem Erfolg der jüngsten Teilplatzierung des Versicherers Direct Line auch einen Börsengang für das Filialgeschäft. Im Raum steht auch ein milliardenschwerer Verkauf der US-Einheit Citizens, den Hester am Freitag nicht ausschloss. Auf die Frage, ob die RBS bis zur nächsten britischen Unterhauswahl 2015 reprivatisiert worden sei, meinte Hester, dies setze bis dahin eine weitgehend abgeschlossene Restrukturierung der Bank voraus. Zudem bleibe die RBS-Aktie stark abhängig von den konjunkturellen Bedingungen.—– Wertberichtigt Seite 8