RBS kann EU-Frist nicht einhalten

Ausgliederung von mehr als 300 Filialen bis Ende 2017 nicht möglich - Dreistelliger Millionenverlust im dritten Quartal

RBS kann EU-Frist nicht einhalten

Die Royal Bank of Scotland wird das neunte Jahr in Folge mit einem Milliardenverlust abschließen. Und noch eine schlechte Nachricht: Die von der EU nach der staatlichen Rettung während der Finanzkrise gesetzte Frist für die Ausgliederung von mehr als 300 Filialen kann nicht eingehalten werden.hip London – Die Royal Bank of Scotland (RBS) hat im dritten Quartal einen Verlust von 469 Mill. Pfund eingefahren und wird das neunte Jahr in Folge rote Zahlen schreiben. Im Vorjahresquartal hatte noch ein Plus von 940 Mill. Pfund zu Buche gestanden, das allerdings dem Ausscheiden der amerikanischen Tochter Citizens Financial aus dem Konsolidierungskreis der Bank geschuldet war. Nach neun Monaten summiert sich der den Aktionären zuzurechnende Verlust auf 2,5 Mrd. Pfund. Wie die Bank nun zugab, wird die von Brüssel im Gegenzug für die staatliche Rettung des Instituts während der Finanzkrise verlangte Ausgliederung eines Teils des Filialnetzes nicht mehr im Rahmen der bereits bis zum 31.12.2017 verlängerten Frist zu bewerkstelligen sein. Man führe in dieser Sache bereits Gespräche mit dem Schatzamt, hieß es. Verkauf 2012 gescheitertIm Oktober 2012 scheiterte der erste Versuch, die mehr als 300 Niederlassungen an Santander zu verkaufen. Damals soll es um einen Preis von 1,65 Mrd. Pfund gegangen sein. Dann sollten die Filialen unter der Traditionsmarke Williams & Glyn ausgegliedert und an die Börse gebracht werden, was sich angesichts der antiquierten IT-Systeme der Bank als enorme Herausforderung erwies.Williams & Glyn entstand 1970, als die RBS Williams Deacon’s und Glyn, Mills & Co. zusammenlegte. Die Schotten absorbierten die in den 30er-Jahren erworbenen Traditionsmarken – Williams Deacon’s kann ihre Ursprünge bis 1771 zurückverfolgen, Glyn, Mills & Co. bis 1753 – 15 Jahre später unter ihrem Namen. Williams & Glyn wäre mit 1,7 Millionen Retail-Kunden die siebtgrößte Bank des Vereinigten Königreichs. Noch vor dem geplanten Initial Public Offering (IPO) an ein Private-Equity-Konsortium um Corsair und Centerbridge ausgegebene Wandelanleihen (600 Mill. Pfund) mit der Option, sie beim Börsengang in eine “signifikante Minderheitsbeteiligung” an Williams & Glyn zu tauschen, nahm die Bank am 21. Oktober zurück. Mittlerweile werden wieder Verkaufsgespräche geführt. Nachdem erneute Verhandlungen mit Santander platzten, bekundete die Clydesdale & Yorkshire Banking Group Interesse. Die Trennung von Williams & Glyn ist eine der Voraussetzungen für die Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen und damit für eine erfolgreiche Privatisierung der zu mehr als 70 % staatseigenen Bank. Kerngeschäft brummtDas Management geht nun davon aus, dass die Restrukturierungskosten im laufenden Jahr um 50 % höher liegen werden als bislang angenommen – bei 1,5 Mrd. Pfund statt 1,0 Mrd. Pfund – und macht dafür in erster Linie das IT-Debakel um Williams & Glyn verantwortlich. Bei der Abwicklungssparte Capital Resolution wird nun mit einem Verlust von 2,0 Mrd. Pfund gerechnet, nachdem bislang 1,5 Mrd. Pfund angesetzt worden waren. Allein auf Schiffsfinanzierungen wurden im laufenden Jahr bereits 454 Mill. Pfund abgeschrieben. Wie das Institut mitteilt, brummt jedoch das selbst definierte Kerngeschäft. Das von Analysten viel beachtete bereinigte Vorsteuerergebnis verdoppelte sich nahezu auf 1 333 (826) Mill. Pfund. Die von Bloomberg befragten Analysten hatten im Schnitt lediglich 776 Mill. Pfund auf der Rechnung. “Das ist unser bestes Quartal für die Kernbank seit 2014”, ließ sich CEO Ross McEwan zitieren. Im Schnitt habe das Kerngeschäft in den zurückliegenden sieben Quartalen ein bereinigtes operatives Ergebnis von mehr als 1 Mrd. Pfund abgeliefert. Man habe ja gesagt, dass 2015 und 2016 geräuschvolle Jahre werden, während die Bank ihre Altlasten abarbeite und den Konzernumbau vollziehe.Besonders gut liefen die Geschäfte der unter Führung McEwans stark geschrumpften Sparte Corporate & Institutional Banking (CIB). Deren Einnahmen stiegen um 71 %. Investec-Bankenanalyst Ian Gordon sprach von einer “außerordentlichen Performance” und gratulierte dem Management zum guten Abschneiden im Kerngeschäft insgesamt. “Die größten Herausforderungen bleiben jedoch bestehen”, schrieb er. Die Bank habe im Streit mit dem US-Justizministerium um ihre Rolle im Handel mit Subprime-Giftpapieren noch keine Gespräche aufgenommen. Dort droht der RBS eine wesentlich höhere Strafe als der Deutschen Bank, von der die US-Behörde zum Auftakt der Verhandlungen 14 Mrd. Dollar gefordert hatte.Im abgelaufenen Quartal verhagelten Restrukturierungskosten von 469 Mill. Pfund, Kosten von 425 Mill. Pfund für die Aufarbeitung des Fehlverhaltens der Bank in der Vergangenheit und eine Wertberichtigung von 300 Mill. Pfund auf aktivische latente Steuern das reale Ergebnis. Der Nettoinventarwert ohne immaterielle Vermögenswerte (tNAV) ging seit Ende Juni um 7 auf 338 Pence je Aktie zurück.Anders als Barclays und die Lloyds Banking Group stockte die RBS ihre Rückstellungen für die Entschädigung von Kunden, denen nutzlose Restschuldversicherungen verkauft wurden, im dritten Quartal nicht weiter auf.—– Wertberichtigt Seite 8