RBS rechnet mit hartem Jahr

Auftaktquartal liefert dreistelligen Millionenverlust - Einnahmen schrumpfen

RBS rechnet mit hartem Jahr

Die Sünden der Vergangenheit haben der Royal Bank of Scotland (RBS) auch in den ersten drei Monaten des neuen Jahres schwer zu schaffen gemacht. Die Zahlen zeigen ein weiteres Problem: Aufschwung in Großbritannien hin oder her, die Einnahmen des Instituts sinken schneller als die Kosten.Von Andreas Hippin, LondonDer Chef der Royal Bank of Scotland (RBS), Ross McEwan, hat die Anleger nach sieben Verlustjahren in Folge auf ein weiteres schweres Jahr eingestimmt. Wie das zu vier Fünfteln staatseigene Institut mitteilt, belief sich der den Aktionären zuzurechnende Verlust im Auftaktquartal auf 446 Mill. Pfund und lag damit weit unter den Markterwartungen. Ein Jahr zuvor war auf dieser Ebene noch ein Gewinn von 1,20 Mrd. Pfund gezeigt worden. Zur Höhe des Verlusts trugen Rückstellungen für Geldstrafen und die Entschädigung von Kunden sowie Restrukturierungskosten von insgesamt 1,31 (i.V. 0,13) Mrd. Pfund bei. “Das wird ein weiteres hartes Jahr, während wir diese Bank refokussieren”, sagte McEwan. Dafür müsse die schottische Großbank das Fehlverhalten der Vergangenheit und die daraus resultierenden Rechtsstreitigkeiten hinter sich lassen.RBS war eine der sechs Banken, die sich im Skandal um manipulierte Wechselkurse am Devisenmarkt mit den Aufsichtsbehörden auf die Zahlung von insgesamt 2,8 Mrd. Pfund geeinigt hatten. Im Zusammenhang damit wurden weitere 334 Mill. Pfund zurückgelegt (siehe Grafik). Barclays, die sich in dieser Sache mit den Regulierern noch nicht geeinigt hat, stockte ihre Rückstellungen zuletzt um 800 Mill. Pfund auf (vgl. BZ vom 30. April). Besser als erwartetDas bereinigte operative Ergebnis lag mit 1,63 Mrd. Pfund um 16 % höher als ein Jahr zuvor. Die von Bloomberg befragten Analysten hatten auf dieser Ebene im Schnitt mit 1,5 Mrd. Pfund gerechnet. Waren in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres noch Wertberichtigungen von 362 Mill. Pfund angefallen, konnten nun dank der konjunkturellen Erholung in Großbritannien und Irland Zuschreibungen von 91 Mill. Pfund vorgenommen werden.”Das Schlüsselproblem bleibt, dass die Einnahmen schneller sinken als die Kosten”, schrieb Investec-Bankanalyst Ian Gordon in einer ersten Einschätzung. Die Entspannung bei den Problemkrediten biete da nur wenig Entlastung. Gordon rechnet auch für das laufende Jahr mit einem empfindlichen Verlust der Bank. Tatsächlich sanken die Einnahmen um 14 % – vor allem wegen der Schrumpfung der Investmentbanksparte Corporate & Institutional Banking, deren Einnahmen um 40 % zurückgingen, alles “in line” mit den neuesten Planungen des Managements. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Einnahmen der Sparte UK Personal & Business Banking stagnierten, obwohl sie eigentlich vom Aufschwung auf dem Heimatmarkt profitieren müssten. Die operativen Kosten der Gruppe sind um ein Fünftel gestiegen. Rechnet man vermeintliche Einmaleffekte wie die Kosten des Fehlverhaltens früherer Jahre heraus, sind sie um 0,5 Mrd. Pfund – oder 15 % – zurückgegangen. Stellenstreichungen haben vor allem den Personalaufwand gedrückt. Im Gesamtjahr will RBS die bereinigten Kosten um 0,8 Mrd. Pfund senken. Nettoinventarwert sinktDer Nettoinventarwert ohne immaterielle Vermögenswerte tNAV schrumpfte von 387 Pence Anfang des Jahres auf 384 Pence. Der Konzernumbau schritt im ersten Quartal weiter voran. RBS verkaufte ihre Tochter in Kasachstan. Die Privatbanksparte Coutts International ging an Union Bancaire Privée. Dabei handelt es sich um das internationale Geschäft der 1692 gegründeten Coutts, die vielen in der Branche als Vorbild in Sachen Diskretion und Verschwiegenheit gilt. Sie zählt auf dem Heimatmarkt Adelige und Landbesitzer und auch die Queen zu ihren Kunden. Als die RBS im Jahr 2000 Nat West (National Westminster) schluckte, fiel Coutts den Schotten zu. Die japanische Mizuho nahm der RBS zwei nordamerikanische Kreditportfolios (rund 9 Mrd. Dollar an risikogewichteten Assets) ab. Weitere Verkäufe mit Assets, die auf die Übernahme von ABN Amro zurückgehen, seien vereinbart worden.Die Aktie verlor in London 3,2 % auf 338,50 Pence. “Es mag nicht alles verloren sein, aber die Gruppe ähnelt derzeit einem Glas, das zur Hälfte leer ist”, sagte Richard Hunter, Head of Equities bei Hargreaves Lansdown. “Die vom Staat gerettete Bank ist der Privatisierung keinen Schritt näher”, sagte Marktanalyst David Madden von der IG Group. Geldstrafen und Rückstellungen für die Entschädigung der Kunden, denen unnütze Restschuldversicherungen verkauft wurden, dürften seiner Meinung nach dafür sorgen, dass der Staat noch viele Jahre lang der Mehrheitsaktionär bleibt.—– Wertberichtigt Seite 8