RBS sieht weitere Hürden vor sich
Die Royal Bank of Scotland (RBS), die einstmals größte Bank der Welt, steckt weiterhin in einem zähen Umbauprozess, der ein einfacheres und weniger anfälliges Institut hervorbringen soll.gho London – Die britische Großbank RBS hat mit einem Konzernergebnis von 952 Mill. Pfund (1,33 Mrd. Euro) im dritten Quartal überrascht – und das trotz hoher Rechts- und Restrukturierungskosten von 976 Mill. Pfund. Das positive Ergebnis kam vor allem durch das Ausscheiden der amerikanischen Tochter Citizens Financial aus dem Konsolidierungskreis der Bank zustande. RBS verzeichnete dadurch 1,1 Mrd. Pfund an buchhalterischen Einnahmen. Am Freitag teilte RBS auch mit, sich von den restlichen 21 % an dem amerikanischen Unternehmen, das im vergangenen Jahr an die Börse gebracht worden war, getrennt zu haben. Dabei sollen 2,6 Mrd. Dollar in die Kasse von RBS fließen. Wenn die Einmaleffekte nicht berücksichtigt werden, erzielte die Bank einen Vorsteuergewinn von 842 Mill. Pfund. Im Vorjahresquartal hatte dieser noch 2 Mrd. Pfund betragen.Der Großteil der einmaligen Kosten fiel für den Umbau des Konzerns an. Die Ausgaben für Rechtsstreitigkeiten betrugen im dritten Quartal nur 129 Mill. Pfund. Die Bankverantwortlichen sagten jedoch, dass noch einige Hürden auf das Institut zukommen könnten. Es steht vor möglichen Klagewellen an mehreren Fronten. Der schwerwiegendste Fall sind die Vorwürfe in den USA, Investoren bei mit Immobilien unterlegten Wertpapieren getäuscht zu haben. In amerikanischen Gerichtsunterlagen hieß es im Juni, dass Forderungen von bis zu 13 Mrd. Dollar geltend gemacht werden könnten.In Großbritannien wird die Bank beschuldigt, dass eine Einheit des Finanzinstituts in Schieflage geratene kleine und mittelgroße Betriebe an den Rand des Bankrotts gebracht habe, um dann Vermögenswerte zu verkaufen. Derzeit geht die Finanzmarktaufsicht FCA den Vorwürfen nach, die von RBS dementiert werden. Daneben bestehen weiterhin Schadenersatzforderungen im Skandal um den Verkauf unnützer Versicherungen, der die gesamte Bankenbranche erschüttert hat. Im Gegensatz zur Lloyds Banking Group erhöhten RBS und Barclays in diesem Quartal aber dafür nicht die Rückstellungen. Außerdem sind auch zivilrechtliche Klagen im Zusammenhang mit der Manipulation von Referenzzinssätzen und am Devisenmarkt im Gange. RBS musste deshalb rund 10 Mrd. Pfund zahlen. Die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten liegen bei 4,5 Mrd. Pfund. Kernkapitalquote steigtIm Februar hatte Konzernchef Ross McEwan einen radikalen Umbau der Bank vorgestellt: Die Investmentbank wird verkleinert, und die RBS zieht sich aus 25 der 38 Länder zurück, in denen sie vertreten war. Die Kosten für die Umstrukturierung sind hoch und belasten die Ergebnisse. Es gibt aber auch Fortschritte. Die Kapitalausstattung des während der Finanzkrise vom Staat geretteten Instituts ist vergleichsweise üppig. Die Quote für das harte Kernkapital (CET-1) stieg seit Ende Dezember von 11,2 % auf 12,7 %. Wenn Citizens Financial nicht mehr berücksichtigt wird, beträgt der Wert gar 16,2 %. Dabei geht der Abbau der risikogewichteten Aktiva (RWA) voran, auch wenn knapp die Hälfte der 316 Mrd. Pfund an RWA immer noch dem Nichtkerngeschäft zugerechnet werden, das abgebaut werden soll.