13. FINANZPLATZTAG

Rechnungslegungsstandard für Nachhaltigkeit fehlt

"Gemeinsame Sprache" gefordert - Deka bemängelt unzureichende Daten und Vergleichbarkeit

Rechnungslegungsstandard für Nachhaltigkeit fehlt

amb Frankfurt – Nachhaltigkeit ist auch für produzierende Unternehmen längst kein Modebegriff mehr, sondern zum wichtigen Wettbewerbsvorteil geworden – davon zeigte sich Saori Dubourg, Mitglied des Vorstands der BASF, überzeugt: “Es geht um die Frage, wie man einen Konzern zukunftsfähig aufbaut. Klimarisiken sind Risiken für Unternehmen.” Eingeschlossen sei auch das Thema nachhaltige Finanzierung. Allerdings brauche man eine gemeinsame Sprache. “Ich bin für Wettbewerb, aber nicht bei den Methoden”, erklärte Dubourg, im Vorstand verantwortlich für die Bereiche Agricultural Solutions, Nutrition & Health, Care Chemicals, Construction Chemicals und Bioscience Research, das Start-up TrinamiX sowie die Region Europa.”Wir brauchen einen Rechnungslegungsstandard, der auch nichtfinanzielle Aspekte erfasst”, formulierte auch Ingo Speich, Head of Sustainability & Corporate Governance bei Deka Investment, für die Anlegerseite. “Davon sind wir aber noch ganz weit entfernt.” Bislang müssten Vermögensverwalter Nachhaltigkeitsdaten noch granular einsammeln, zudem seien die Daten schlecht zu vergleichen. Auch gäben Unternehmen zu wenig Zahlen heraus, Assetmanager müssten daher auf Analysehäuser zurückgreifen. Laut Karsten Löffler, Professor an der Frankfurt School of Finance und Vorsitzender des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung, sind viele Akteure gefordert. “Die Regierung kann nicht alles lösen, wir brauchen Initiativen aus Wirtschaft und Finanzbranche.” Dubourg sieht die Bundesregierung im Übrigen auch bei der Bereitstellung von Infrastruktur, Beispiel Stromtrassen, in der Pflicht.Dubourg erläuterte, dass BASF seit sechs Jahren eine “Bilanz für eine bessere Zukunft” erstellt: Dabei werden die ganze Lieferkette des Konzerns, BASF selbst und die Kunden unter unterschiedlichen Aspekten wie CO2-Emissionen, Wasserverbrauch, aber auch Humankapital bewertet, und ein Nettowertbeitrag wird errechnet. Angelehnt ist das Zahlenwerk an den Rahmen des International Integrated Reporting Council (IIRC). “Unseren Umwelt-Footprint errechnen wir schon seit 40 Jahren, die Sozialdaten seit zehn Jahren – das ist eine enorme Fülle an Daten.” Daten dieser Art, auch von anderen Unternehmen, sollten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.Für Speich ist Nachhaltigkeit derzeit ein Wettbewerbsvorteil für Vermögensverwalter und ein hochattraktives Geschäftsmodell – noch. Nachhaltige Anlageprodukte würden aber schon bald zur Normalität und “Pflichtveranstaltung”. “Darauf zielt die EU ab, das wollen aber auch die Kunden.” Unternehmen, die sich dagegenstellten, würden überrannt werden. “Wir werden ein Repricing von Assets sehen.”Die derzeitige Regulierung bezeichnete er als “etwas unkoordiniert”. “Es gibt mehrere Verordnungen, die teilweise widersprüchlich sind.” Für ihn ist es auch kontraproduktiv, wenn in bestimmte Unternehmen nicht mehr investiert werden dürfe, dann würden nämlich weite Teile der Unternehmenslandschaft ausgeschlossen. “Dabei wäre es doch besser, Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten, viele von ihnen haben den Schuss durchaus gehört.”