Refinanzierungskosten der Wiesbadener Volksbank zehren Zinswachstum fast auf
Refinanzierungskosten zehren Zinswachstum fast auf
Wiesbadener Volksbank verdient 2023 vor allem dank Bewertungs- und Sondereffekten mehr – Stabile Jahresprognose
fir Frankfurt
Die Wiesbadener Volksbank hat im vergangenen Jahr dank eines Sonderfaktors, höheren Zinsüberschusses und niedrigerer Kosten mehr verdient als 2022. Vor Bewertung verdiente das Institut mit 62 Mill. Euro ein Viertel, nach Bewertung mit 51 Mill. Euro drei Viertel mehr. Damit zeigte sich Vorstandsvorsitzender Matthias Hildner gerade angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen im vergangenen Jahr zufrieden. Für das laufende Jahr erwartet er ein stabiles, mit 2023 vergleichbares Ergebnis.
Zinsaufwand verfünffacht
Als Wermutstropfen bezeichnete er die hohen Refinanzierungskosten. Der Zinsüberschuss läge deutlich höher, hätte sich der Zinsaufwand nicht verfünffacht. Zwar legten die Zinserträge Hildner zufolge um 53% zu, doch kompensierten die Zinskosten den Zuwachs zum großen Teil. Unterm Strich verblieb zumindest ein Plus von 2,3% auf 110,6 Mill. Euro.
Die Volksbank, die Ende 2022 nach Bilanzsumme auf Rang 22 von insgesamt 735 genossenschaftlichen Banken lag, verzeichnete im vergangenen Jahr einen Kreditüberhang. "421 Mill. Euro sind nicht durch Einlagen refinanziert, sondern müssen am Markt refinanziert werden", sagte Hildner. "Das stand einem noch höheren Anstieg des Zinsüberschusses im Weg."
Er machte eine Rechnung auf, was das bedeutet: "Wir haben heute einen zehnjährigen Zinssatz von 2,69%, und wenn wir bei unserer Zentralbank, der DZ Bank, einen zehnjährigen Refinanzierungskredit aufnehmen, müssen wir einen Zinssatz von 3,86% zahlen – also 1,17 Prozentpunkte über dem Marktzinssatz."
Baufinanzierungen eingebrochen
Der Kreditbestand stieg vergangenes Jahr um 2,1% auf fast 5,7 Mrd. Euro. Der Geschäftsschwerpunkt habe auf gewerblicher Immobilienfinanzierung gelegen. Die Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen sei wegen gestiegener Zinsen sowie Energie- und Materialpreise um circa 40% eingebrochen, sagte Hildner.
"Rückkehr des Sparbriefs"
Im Wettstreit um Einlagen konnte sich das Institut behaupten. Der Bestand an Kundeneinlagen von 5,26 Mrd. Euro lag um 1,2% über dem Vorjahreswert. Kunden schichteten Spar- und Sichteinlagen um in befristete Einlagen. So verkündete Hildner die „Rückkehr des Sparbriefs“, den er als eine Erfindung der Wiesbadener Volksbank bezeichnete. Die ersten Sparbriefe seien Mitte der 1960er-Jahre ausgegeben worden.
Weit mehr als der Zinsüberschuss trugen im vergangenen Jahr sonstige betriebliche Erträge und das Bewertungsergebnis zum höheren Gewinn der Wiesbadener bei. Der Saldo aus sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen, in den auch Mieteinnahmen einfließen, verdreifachte sich auf gut 12 Mill. Euro. Das ist dem Volksbank-Chef zufolge auf die Auflösung von Pensionsrückstellungen zurückzuführen, weil die 2022 vorgenommene Inflationsannahme nicht in voller Höhe eingetreten ist.
Nachdem 2022 durch den Zinsanstieg bedingte temporäre Abschreibungen auf den eigenen Wertpapierbestand vorgenommen werden mussten, fiel angesichts von Wertaufholungen im vergangenen Jahr das Bewertungsergebnis günstiger aus. Ein Minus von 11,6 Mill. Euro kam nun zum Tragen nach −20,2 Mill. Euro im Jahr zuvor.
Die Kosten sanken um 2,5 Mill. auf 98,5 Mill. Euro, was auf niedrigere Personalaufwendungen im Vergleich mit 2022 zurückzuführen sei. Seinerzeit waren sie angesichts inflationsbedingter Anpassung des Rentenniveaus bei den Pensionsrückstellungen angeschwollen. Sachaufwendungen stiegen 2023 hingegen inflationsbedingt und durch höhere Kosten für IT und Instandhaltung bankeigener Immobilien um 8%, zudem wurden höhere Abschreibungen fällig.
Das Eigenkapital will Hildner stärken. Aktuell liege die Gesamtkapitalquote bei 16,1% nach 16,5% im Jahr 2022. „Wenn wir unser Kundengeschäft ausweiten wollen, brauchen wir auch zukünftig vor dem Hintergrund ständig steigender regulatorischer Anforderungen eine mehr als ausreichende Kapitalausstattung“, sagt der Vorstandschef.
Wiesbadener Volksbank | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2023 | 2022 |
Zinsüberschuss | 110,6 | 108,1 |
Provisionsüberschuss | 37,8 | 38,2 |
Verwaltungsaufwand | 98,5 | 101,1 |
Saldo sonstige betr. Erträge/Aufwendungen | 12,2 | 3,8 |
Betriebsergebnis vor Bewertung | 62,0 | 49,0 |
Bewertungsergebnis | -11,6 | -20,2 |
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit | 50,5 | 28,8 |
Jahresüberschuss | 13,0 | 11,1 |
Aufwand-Ertrag-Relation (%) | 64,3 | 69,2 |
Bilanzsumme | 8.010 | 7.879 |
Mitarbeiter (Zahl per 31.12.) | 783 | 745 |