"Regulierung drückt das Wachstum"

Italiens Bankenverband fordert Anpassungen - Weitere Konsolidierung erwartet

"Regulierung drückt das Wachstum"

Italiens Bankenverband Abi warnt vor einer übertriebenen Regulierung, die das Wachstum drücken könne. Das sagte Abi-Generaldirektor Giovanni Sabatini der Börsen-Zeitung. Grundsätzlich sieht er die Institute des Landes trotz diverser Bankenkrisen aber auf einem gutem Weg. bl Mailand – Der Generaldirektor des italienischen Bankenverbandes Abi, Giovanni Sabatini, fordert eine Pause bei der weiteren Verschärfung der Regulierungsvorschriften etwa im Rahmen von Basel IV. Die Regulierung drücke das Wachstum um 0,4 Prozentpunkte und sei deshalb kontraproduktiv, sagte Sabatini im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Die Kapitalausstattung der europäischen Institute ist mehr als zufriedenstellend”, findet er. “Ohne Anpassungen des Regulierungsrahmens, die wegen der europäischen Besonderheiten in Europa notwendig sind, übersteigen die Kosten in Gestalt niedrigeren Wachstums die Vorteile größerer Stabilität”, fügte Sabatini hinzu.Trotz vieler Krisen und unsicherer Aussichten beurteilt der Abi-Generaldirektor die Entwicklung der italienischen Banken positiv. “Wir sind beim Abbau fauler Kredite schneller vorangekommen, als wir es selbst erwartet haben.” Ende Juni 2019 hatten die Kreditinstitute brutto 177 Mrd. Euro ausfallgefährdete Darlehen im Bestand. Das entsprach einer Bruttoquote von 8 %. Netto seien es 84 Mrd. Euro bzw. 4 % gewesen. Die Bad Loans im engeren Sinn gingen per Ende Dezember auf 30 (30.6.2019: 44) Mrd. Euro zurück. “Der weitere Abbau könnte sich wegen der konjunkturellen Abschwächung verlangsamen, weil das Ausfallrisiko derzeit wieder steigt – obwohl der Trend Richtung weitere Reduzierung geht.”Neben dem hohen Aufwand für die Regulierung sorgt sich Sabatini auch wegen der Negativzinsen und hoher Kosten für die Digitalisierung. Die konjunkturelle Entwicklung und die geringe Kreditvergabe an Unternehmen belasteten die Institute ebenfalls, so Sabatini.Dennoch seien die Institute auch bei der Stärkung ihrer Kapitalbasis und der Kostenreduzierung vorangekommen. Die harte Kernkapitalquote liege im Durchschnitt bei 13,5 %, die Cost-Income-Ratio bei 60 %. Allerdings sei die Rentabilität unbefriedigend. Bereinigt um Sondereffekte habe die Eigenkapitalrendite 2019 bei 6,5 % gelegen. Das sei nicht kostendeckend. Nur noch 115 BankenDer Abi-Generaldirektor rechnet mit einer Fortsetzung der Konsolidierung bei Italiens Banken. Nach der Bereinigung bei den Sparkassen, den Volksbanken und den Genossenschaftsinstituten verfüge Italien nur noch über 115 unabhängige Banken und Bankengruppen. Damit sei das Land bei der Bereinigung weiter als andere europäische Länder. Sinnvoll seien Fusionen aber nur dann, wenn dadurch die Rentabilität verbessert werden könne. Eine weitere Konsolidierung, auch grenzüberschreitend, werde durch die Unsicherheit über die Regulierungsvorschriften bei Fusionen erschwert. Es brauche diesbezüglich dringend einheitliche und klare Regelungen in Europa.Sabatini sprach sich für eine Komplettierung der Bankenunion mit effizienten Lösungen und Garantien aus – auch zur Sicherung der Stabilität der Finanzmärkte. Darunter versteht er auch Krisenlösungen für kleinere Banken, die systemrelevant sein könnten, sowie präventive Rekapitalisierungen durch den Staat. Damit könne man, wie im Fall der Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS), die 2017 durch eine staatliche Finanzspritze von 5,6 Mrd. Euro gerettet wurde, potenzielle Verluste reduzieren. Die Bank ist nach seiner Einschätzung inzwischen auf gutem Weg. Bei der geplanten Privatisierung solle die EU aber pragmatisch sein. “Es ergibt keinen Sinn, rigide Lösungen durchzudrücken”, meint Sabatini.Generell fordert er einheitliche Regelungen in Europa, um eine Zersplitterung zu vermeiden. Das gelte etwa auch für eine europäische Einlagensicherung. Der Abi-Generaldirektor lehnt deshalb auch eine Begrenzung von Staatsanleihen in Bankenbilanzen oder gar eine Risikogewichtung der Bonds ab.Auch zur Lösung von Bankenkrisen wie jüngst bei der Genueser Sparkasse Carige oder der Volksbank von Bari, wo der Einlagensicherungsfonds Fitd der Privatbanken jeweils hohe Summen zuschießen musste, fordert Sabatini “europäische Mechanismen, um zu vermeiden, dass jede Rettung eines kleinen Instituts gleich eine große Krise nach sich zieht und hohe Kosten verursacht”. Sabatini beziffert die Kosten, die der Bankenverband Abi seit 2015 für die Rettung von Banken aufgewendet hat, auf 12,5 Mrd. Euro. Weitere 17 Mrd. Euro habe der Staat beigesteuert. Andere Quellen gehen sogar von bis zu 36 Mrd. Euro aus, die der Staat und die Privatbanken für die Rettung diverser Institute aufgewendet haben.Marktpotenzial sieht Sabatini für Italiens Banken im Ausbau des Bankassurance-Geschäfts. Die Italiener seien unterversichert und verfügten über relativ hohe Privatvermögen, die zunehmend aus Staatsanleihen abgezogen würden. Das biete gute Chancen für Vermögensverwalter.