Mehr Effizienz verlangt

Reichlich Spekulationen um Barclays

Barclay will ihr neues Restrukturierungsprogramm erst im Februar vorstellen. Offenbar gehen die Vorstellungen dazu weit auseinander. Klar ist nur: Mehr Effizienz muss her. Nun ist das Institut auch noch ins Visier von Extinction Rebellion geraten.

Reichlich Spekulationen um Barclays

Reichlich Spekulationen um Barclays-Restrukturierung

Angeblich Trennung von unrentablen Investment-Banking-Kunden diskutiert – Klimaaktivisten nehmen Filialen ins Visier

hip London

Seitdem Barclays-Chef C.C. Venkatakrishnan bei der Bekanntgabe der Neunmonatszahlen ein weiteres Restrukturierungsprogramm angekündigt hat, reißen die Spekulationen darüber nicht ab. Details dazu sollen im Februar vorgestellt werden. Die „Financial Times“ will nun erfahren haben, dass sich das Institut von Tausenden von Investment-Banking-Kunden trennen will. Reuters hatte zuvor über Pläne zur Streichung von bis zu 2.000 Stellen berichtet.

Investment Banking im Fokus

„Wir werden in verschiedenen Teilen der Bank nach Effizienzsteigerungsmöglichkeiten suchen“, hatte Venkatakrishnan im Oktober gesagt. „Die Corporate & Investment Bank (CIB) kann sich verbessern, und es gibt Bereiche, in denen wir die Performance mit Sicherheit verbessern wollen.“ Wie die Finanzzeitung mit den lachsfarbenen Seiten unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise berichtet, gab es bereits mehrere Treffen der Führungsetage, um über die auf den Codenamen „Minerva“ getaufte Restrukturierung zu diskutieren.

Zukauf im Wealth Management erwogen

Dem Blatt zufolge gab es radikale Vorschläge wie den Kauf eines Wealth-Management- oder Vermögensverwaltungsgeschäfts, der durch Kapitalmaßnahmen finanziert werden sollte. Auch über eine drastische Schrumpfung des Handelsbuchs im Investment Banking habe man gesprochen.

Nach heftigem Widerstand der Betroffenen sei es wahrscheinlich, dass Venkatakrishnan einen moderateren Kurs einschlagen und sich von den am wenigsten rentablen Kunden im Investment Banking trennen wird. Es gehe dabei um ein Viertel der mehr als 10.000 Kunden. Ein solcher Schritt könne die risikogewichteten Assets um bis zu 20 Mrd. Pfund reduzieren. Das dafür vorgehaltene Kapital könnte besser eingesetzt werden. Die CIB sei angewiesen worden, einen Plan zu entwickeln, der eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von 14% bis 15% nachhaltig sicherstellt. Eine endgültige Entscheidung stehe noch aus.

Reuters hatte dagegen von angeblich geplanten Stellenstreichungen im Back Office gehört, vornehmlich bei Barclays Execution Services („BX“), einem 2017 eingerichteten internen Dienstleister für das britische Retailgeschäft und die internationalen Aktivitäten der Bank.

Im Visier von „Money Rebellion“

Unterdessen nahmen Aktivisten der radikalen Klimaschutzbewegung Extinction Rebellion (XR) Barclays aufs Korn. Bei rund 50 Filialen wurden die Eingangstüren mit Hilfe von Sekundenkleber blockiert. Das sei Teil einer „wesentlichen neuen Welle von eigentumsbezogenen Klimaaktionen“, sagte ein Sprecher der Unterorganisation Money Rebellion dem Radiosender LBC. Man rufe die Kunden dazu auf, ihr Konto zu schließen und zu Banken zu wechseln, deren Geschäftspolitik besser mit einer lebenswerten Zukunft in Einklang stehe. Betroffen waren nicht nur Filialen in London, sondern auch in Städten wie Glasgow und Leeds.

Die Organisation reagiere auf diese Weise darauf, wie frühere Aktionen in der Öffentlichkeit angekommen seien, sagte ein XR-Aktivist dem Sender. Man nehme damit die Verursacher des Klimawandels aufs Korn, nicht die Normalbevölkerung. Die dadurch hervorgerufenen Unannehmlichkeiten seien im Vergleich zu den „katastrophalen Ereignissen“, die sich wegen der Finanzierung fossiler Brennstoffe durch Barclays bereits abspielten, unbedeutend. Gleichwohl wolle man sich bei den Mitarbeitern und Kunden der Bank dafür entschuldigen.

Wenige Tage zuvor hatten XR-Aktivisten vor der Zentrale von HSBC in Birmingham friedlich gegen die Finanzierung fossiler Brennstoffe protestiert. Sie warfen dem Institut „Greenwashing“ vor. Zu den Großspendern von XR gehört der Hedgefonds-Milliardär Christopher Hohn.

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