Rentabilität der Banken erreicht Talsohle

Bain: Nur noch jedes zehnte Kreditinstitut in Deutschland verdient seine Eigenkapitalkosten

Rentabilität der Banken erreicht Talsohle

bg Frankfurt – Die Berater von Bain haben in ihrer aktuellen Studie “Deutschlands Banken 2017: Metamorphose im laufenden Betrieb” festgestellt, dass die durchschnittliche Eigenkapitalrendite 2016 noch einmal um 0,5 Prozentpunkte auf 1,8 % abgesackt ist und damit nur noch jedes zehnte Kreditinstitut seine Eigenkapitalkosten verdient. Diese werden auf rund 5 % beziffert nach 6,5 % im Vorjahr, erklärt Deutschland-Chef Walter Sinn bei einem Pressegespräch. Die Ergebnislücke auf 2016er Basis für deutsche Banken bezifferte er auf 15 Mrd. Euro.Trotzdem ist Sinn verhalten optimistisch zumindest für die börsennotierten Institute, denen am Kapitalmarkt nur ein Buchwert von 0,4 zugebilligt wird – damit sind die rund 20 deutschen Institute als Gruppe Schlusslicht in Europa. Sinn geht aber davon aus, dass bei der Rentabilität die Talsohle erreicht ist und sich diese Wahrnehmung auch bei den Investoren durchsetzen wird.Noch allerdings setzt sich der Strukturwandel im Bankensektor mit steigender Geschwindigkeit fort, was bei allen Anstrengungen auf der Kostenseite aber noch nicht zu höheren Renditen führt. Am besten schneiden die Direkt- und Automobilbanken mit ihren fokussierten Geschäftsmodellen ab. Zudem erzielt die DZ Bank auch nach der Fusion mit der WGZ Bank überdurchschnittliche Renditen. Alle anderen Institutsgruppen schneiden schwächer ab – der Landesbankensektor hatte hohe Abschreibungen auf Schiffskredite zu verkraften. Auch die Sparkassen verzeichnen aggregiert ein leicht gesunkenes Teilbetriebsergebnis, wobei der Abrieb im Zinsüberschuss nicht vom signifikant niedrigeren Verwaltungsaufwand kompensiert werden konnte.Sinn geht davon aus, dass sich mit der in diesem Jahr eingesetzten Bepreisung von Kontodienstleistungen im Retailgeschäft positive Einnahmeeffekte erzielen lassen – auch die Postbank habe dabei netto positiv abgeschlossen, obwohl einige Konten bei Preiserhöhungen gekündigt wurden. Außerdem stelle sich nun auch im Firmenkundengeschäft die Frage, ob Banken beim Konto- und Cash-Management nicht gewisse Transaktionen bepreisen müssten. Im Vordergrund steht für alle Institutsgruppen derzeit die Transformation des Kerngeschäfts entlang der Digitalisierung. “Es geht jetzt um Transformation und Disruption”, sagt Sinn. “Die Banken müssen ihr bestehendes Geschäftsmodell weiterentwickeln und gleichzeitig in neue Angebote investieren. Das erfordert eine Metamorphose im laufenden Betrieb.”Allem Kostenbewusstsein zum Trotz dürften die Banken dabei nicht bei den Budgets knapsen. Denn insbesondere die Plattform-Dienste bieten die Chance für eine bessere Kundenbindung plus zusätzliche Provisionseinnahmen. “Gelingt der Wandel, eröffnen sich auch Chancen. Banken können sich als Schaltstelle für die digitale Wirtschaft etablieren.” Zudem versprechen voll digitalisierte Prozesse Kostenersparnisse und steigende Zinsen dann über die Zeit auch Erleichterung beim wichtigsten Einnahmeposten, der als Zinsüberschuss weiter für rund 60 % der Einnahmen steht.