Rentenbank warnt vor Anlagenotstand

Förderinstitut sieht Verdrängung von Investoren durch EZB-Kaufprogramm - Refinanzierung erschwert

Rentenbank warnt vor Anlagenotstand

Der Eingriff der Notenbanken in die Kapitalmärkte führt aus Sicht der Landwirtschaftlichen Rentenbank bereits zu Verschiebungen. Zwar profitiere das Institut teilweise vom Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), doch spüre es auch die Folgen einer mangelnden Liquidität.jsc Frankfurt – Die offensive Politik der Notenbanken bringt aus Sicht der Landwirtschaftlichen Rentenbank viele Investoren in Bedrängnis. “Der massenhafte Aufkauf von Anleihen durch die EZB führt zu einer Art Anlagenotstand in der Eurozone”, erklärte Vorstandssprecher Horst Reinhardt auf der Bilanzpressekonferenz der Förderbank am Dienstag in Frankfurt. Zugleich verkauften zahlreiche Notenbanken einen Teil ihrer Währungsreserven zur Stützung ihrer Heimatwährung. “Wir beobachten seit einigen Monaten Verschiebungen in den Märkten, die uns Anlass zur Vorsicht geben”, sagte er.Die Förderbank, die im zurückliegenden Jahr über mittel- und langfristige Papiere 13,0 Mrd. Euro von den Investoren einsammelte, hat im laufenden Turnus bis Ende März bereits Anleihen im Wert von 5,4 Mrd. Euro emittiert. Für das gesamte Jahr sind 11,0 Mrd. Euro eingeplant. Die Förderbank profitiert von einer Garantie des Bundes und kann sich derzeit zum Teil sogar zu negativen Sätzen refinanzieren. Die EZB kauft am Sekundärmarkt auch Anleihen der Rentenbank von Investoren ab.Weil darüber hinaus viele ausländische Emittenten wie US-Unternehmen verstärkt Anleihen in Euro ausreichten und die Rentenbank wiederum vielfach in ausländischen Währungen emittiere, fielen Absicherungsgeschäfte für das Institut im Gegenzug günstiger aus, sagte Reinhardt. Regulatorische Vorgaben verteuerten aber tendenziell die Refinanzierung der Förderbank, sagte er. Da Institute, die Anleihen der Rentenbank am Kapitalmarkt platzieren, kaum noch Handelsbestände führten, seien vor allem die Emissionen mit großen Volumen schwieriger geworden. Trendwende im NeugeschäftIm Neugeschäft mit Programmkrediten erwartet die Bank nach einem Rekordwert im Vorjahr eine Abkühlung. Weil die Preise für Agrarrohstoffe gering seien, hielten sich Landwirte insbesondere in der Tierhaltung mit Investitionen zurück. Zwar habe das Neugeschäft mit Programmkrediten im ersten Quartal mit 1,5 Mrd. Euro noch den Vorjahreswert erreicht, doch sei auf Jahressicht ein Rückgang zu erwarten.Das Betriebsergebnis wird nach Prognose der Bank im laufenden Turnus sinken, der Jahresüberschuss von 57 Mill. Euro in 2015 soll aber übertroffen werden. Im vergangenen Jahr hatte die Bank 279 Mill. Euro in den Fonds für allgemeine Bankrisiken verschoben und die Kernkapitalquote von 16,4 % auf 20,2 % erhöht. Vorläufige Förder- und Geschäftszahlen für 2015 hatte die Bank bereits im Januar veröffentlicht (vgl. BZ vom 29. Januar). Ihren Marktanteil im Kreditgeschäft mit Landwirten hat die Förderbank seit der Finanzkrise deutlich erhöht.Sofern das Zinsniveau weiter falle und sich die Rentenbank vermehrt zu negativen Sätzen refinanzieren könne, seien auch negative Zinsen auf der Aktivseite denkbar, sagte Reinhardt. Die Förderbank reicht ähnlich wie die große Schwester KfW über gewöhnliche Kreditinstitute Förderdarlehen an Geschäftskunden weiter und könnte an der Schnittstelle zu den Banken mit negativen Sätzen operieren. Einen Vorstoß werde die Rentenbank aber nicht ohne andere Förderinstitute unternehmen. Negative Zinsen im Aktivgeschäft hatte vor einem Jahr die KfW ins Gespräch gebracht, gleichzeitig aber auf technische und rechtliche Hürden verwiesen.