Rentenbank will Negativzins weitergeben können
Die Landwirtschaftliche Rentenbank will zur Jahresmitte die technischen Voraussetzungen geschaffen haben, negative Zinsen einzuführen. Das sagte Vorstandssprecher Horst Reinhardt am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz der Förderbank für die Agrarwirtschaft. Dann hätte die bundesweit agierende Bank die Möglichkeit, einen negativen Einstandszinssatz an Hausbanken weiterzugeben. Da Banken und Sparkassen je nach Kreditrisiko des jeweiligen Kunden eine Marge aufschlagen, ist damit aber nicht gesagt, dass beim Kreditnehmer tatsächlich ein negativer Zinssatz ankommt.
Die Idee zu Negativzinsen treibt die Rentenbank seit Jahren um. Als Herausforderung habe sich dort und in anderen Förderbanken sowie in den Hausbanken erwiesen, die systemtechnischen Lösungen umzusetzen, um Minuszinsen verbuchen und abwickeln zu können, berichtete Reinhardt. Er sagte, dass die 19 deutschen Förderbanken noch gestern besprechen wollten, wie es um die technologische Einsatzreife bestellt ist, und zeigte sich optimistisch. „Zum 1. Juli müssten wir mit diesem Produkt starten können.“ Jede Förderbank entscheide dann selbst, ob sie von dieser Möglichkeit Gebrauch macht. Die Förderbank KfW vergibt bereits seit Kurzem Kredite mit negativen Zinsen an Kommunen.
Zur Nachfolgefrage ließ sich Reinhardt wenig entlocken. Nach insgesamt 25 Jahren in der Rentenbank wird er Ende dieses Jahres in Rente gehen. Reinhardt kam 1996 zur Förderbank, ist seit 2007 im Vorstand und seit 2013 der Sprecher. „Mit Blick auf die bestens qualifizierten Mitglieder des Vorstands“ herrsche die komfortable Lage vor, dass aus diesem Pool heraus ein Sprecher bestimmt werden könne. Dem Führungsgremium der Rentenbank gehört derzeit neben Reinhardt und Marc Kaninke noch Risikovorstand Dietmar Ilg an. Nikola Steinbock, die im vergangenen Sommer von der Commerzbank zur Rentenbank stieß, ist dort aktuell als Bereichsvorständin tätig und soll Anfang nächsten Jahres als ordentliches Mitglied in den Vorstand aufrücken.
Mit dem Geschäftsjahr 2020 zeigte sich Reinhardt trotz Niedrigzinses zufrieden, und auch das erste Quartal 2021 sei zufriedenstellend verlaufen. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge und Bewertung lag mit 209 Mill. Euro auf Vorjahresniveau. Der Zinsüberschuss ging um 1% auf 297 Mill. Euro nur leicht zurück, obschon die DZBank der Empfehlung der EZB entsprach und auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtete. In der Vergangenheit habe das genossenschaftliche Zentralinstitut regelmäßig 7,3 Mill. Euro Dividenden pro Jahr an die Rentenbank ausgeschüttet, sagte Finanz- und IT-Vorstand Marc Kaninke. Die Steigerung des Verwaltungsaufwands um 4% auf 76 Mill. Euro führte er im Wesentlichen auf IT-Projekte zurück. Die Vorsorgereserven polsterte die Rentenbank mit weiteren 175 Mill. Euro. Die Kernkapitalquote stieg von 30,1% auf 31,0%.
Kaninke geht auf Basis des laufenden Geschäftsjahres trotz Corona-Pandemie „weiterhin von einer soliden finanziellen Geschäftsentwicklung für das Jahr 2021 aus“. Vorstandschef Reinhardt erwartet, dass das Neugeschäft bei den Programmkrediten im Gesamtjahr leicht zulegen wird. Zuwächse erwarte er insbesondere in der Fördersparte „Landwirtschaft“.