Retail Banking droht Verlustgeschäft zu werden

Geldpolitik und Kosten drücken mageren Gewinn im deutschen Privatkundengeschäft ins Minus - ZEB-Studie

Retail Banking droht Verlustgeschäft zu werden

fir Frankfurt – Sinkende Erträge, steigende Kosten und Risikovorsorge werden einer Analyse der Beratungsgesellschaft ZEB zufolge den noch hauchdünnen Gewinn im Privatkundengeschäft deutscher Bank in die Verlustzone rutschen lassen. Das Ergebnis werde von 500 Mill. Euro im vergangenen Jahr bis 2023 auf gut -5 Mrd. Euro sinken (s. Grafik), hieß es am Mittwoch bei der Vorstellung der “Privatkundenstudie 2019”. Um das Ergebnis von 2018 zu halten, müssten 15 % der Kosten eingespart werden, um bei null herauszukommen, immerhin 11 %. Einlagen-Erträge pulverisiertDie Erträge werden der Prognose zufolge in diesem Zeitraum von 50,0 Mrd. auf 46,8 Mrd. Euro abrutschen, vor allem, weil wegen Null- und Minuszinsen das Einlagengeschäft als Ertragsbringer wegbricht. Dabei seien die von der Europäischen Zentralbank (EZB) avisierten Staffelzinsen, um die Effekte der auf -0,5 % abgesenkten Strafzinsen auf die Banken abzumildern, noch nicht berücksichtigt. Sie dürften aber auf die Prognose keine nennenswerten Folgen haben, erklärten die Studienautoren, die ZEB-Partner Ulrich Hoyer und Marc Buermeyer. Zudem sei mit höheren Kosten und einer Normalisierung der Risikovorsorge bei dann etwa 2,5 Mrd. Euro zu rechnen, die sich zuletzt noch bei 1,8 Mrd. Euro bewegte. “In diesen kleiner werdenden Markt, aus dem in zehn Jahren etwa 10 Mrd. Euro Ergebnis herausgenommen wurden, treten neue Wettbewerber ein, und es wird zunehmend schwer, die richtigen Teilsegmente zu identifizieren und gegen die neuen Markteilnehmer zu verteidigen”, sagte Hoyer. Die Ertragsstruktur im Privatkundengeschäft verschiebt sich der Studie zufolge deutlich Richtung Kreditgeschäft. Verdienten die Banken 2018 noch 20,5 Mrd. Euro (41 % der Erträge im Privatkundengeschäft) mit der Kreditvergabe, so werden es fünf Jahre später 23,1 Mrd. Euro (49 %) sein. Zum Vergleich: 2010 lag der Anteil bei 32 %, was 17,6 Mrd. Euro entsprach. Auch die Provisionseinnahmen werden relativ wie absolut zulegen. Den 22,9 Mrd. Euro (46 %) im vorigen Jahr werden dann 25,3 Mrd. Euro (54 %) gegenüberstehen.Dramatisch stellt sich hingegen die Situation im Einlagengeschäft dar. Erträge von 6,6 Mrd. Euro (13 %) im vergangenen Jahr werden demnach bis 2023 auf -1,6 Mrd. Euro fallen. 2010 hatte das Einlagengeschäft noch einen Anteil von 27 % an den Retail-Banking-Erträgen. “Banken müssen sich darauf einstellen, kein Wachstum im Privatkundengeschäft zu erzielen, aber es gibt substanzielle Ertragspotenziale. Sie müssen sich auf die neue Welt und Struktur dieser Ertragspotenziale einstellen”, kommentierte Buermeyer. Ein Beispiel ist der Studie zufolge das private Konsumkreditgeschäft, das gegenüber 2010 um 14 % zugelegt habe und nun für mehr als ein Viertel der Erträge im Retail Banking stehe. “Dennoch adressieren viele klassische Retailbanken dieses Geschäftsfeld nicht in dem Maße wie andere Geschäftszweige”, bemerkte ZEB.Auch das Baufinanzierungsgeschäft werde weiterhin rund laufen. Treiber seien zum einen die Niedrigzinsen, die Bauen trotz der Preissteigerungen für Immobilien und Bauland tatsächlich oder vermeintlich verbilligten. Zum anderen handele es sich um eine nach wie vor hochattraktive Assetklasse. Zudem sorge der Trend zu kleineren und damit mehr Haushalten für anhaltende Nachfrage.