Rettungsaktion hat sich für HSBC gelohnt
Britische Großbanken
Rettungsaktion hat sich für HSBC gelohnt
Erwerb von Silicon Valley Bank UK bringt 1,5 Milliarden Dollar – Aktienrückkauf und Rückkehr der Quartalsdividende
hip London
Die Eingliederung der Silicon Valley Bank UK auf Geheiß der Bank of England hat sich für HSBC gelohnt. In den unerwartet guten Geschäftszahlen des ersten Quartals taucht ein vorläufiger Gewinn von 1,5 Mrd. Dollar daraus aus. Die Quartalsdividende wird auf Prä-Corona-Niveau wieder eingeführt. Zudem sollen für 2 Mrd. Dollar Aktien zurückgekauft werden.
HSBC-Chef Noel Quinn hätte sich vor dem auf der Hauptversammlung am Freitag anstehenden Showdown mit dem chinesischen Großaktionär Ping An kaum ein besseres Quartalsergebnis wünschen können. Nach überraschend guten Geschäftszahlen kündigte die britische Großbank an, fortan wieder Quartalsdividenden zu zahlen – zunächst auf dem vor der Pandemie erreichten Niveau von 10 US-Cent je Aktie. Zudem dürfen sich die Anteilseigner auf einen 2 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkauf freuen.
“Wir glauben nicht, dass eine globale Bankenkrise am Horizont heraufzieht”, sagte Quinn in einer Telefonkonferenz nach Bekanntgabe der Zahlen. Man denke auch nicht, dass die Probleme der Regionalbanken für das Finanzsystem der Vereinigten Staaten systemischer Natur seien. Das Management verzeichne auch keine negativen Auswirkungen auf das eigene Geschäft durch die Vorgänge bei der First Republic Bank, die nun von J.P. Morgan absorbiert wird. Das Einlagenvolumen von HSBC beläuft sich auf rund 1,6 Bill. Dollar. Da spielten 10 Mrd. hin oder her keine große Rolle, erläuterte Quinn. “Wir könnten so eine Bewegung innerhalb eines Tages verzeichnen”, sagte er. Es gebe eine Bewegung weg von Sichteinlagen hin zu Anlageprodukten. Das Einlagenbuch sei aber sehr stabil.
Die Eingliederung der britischen Tochter der zuvor gescheiterten Silicon Valley Bank (SVB UK) hat sich für HSBC gelohnt. In den Geschäftszahlen ist ein vorläufiger Gewinn aus dem Erwerb in Höhe von 1,5 Mrd. Dollar enthalten. Man sei nach der Due Diligence am Wochenende vor Bekanntgabe des Deals von dem, was man dort vorgefunden habe, nicht überrascht gewesen, sagte Quinn. “Die Qualität des Kreditbuchs ist gut”, führte er aus. “Das britische Geschäft war gut geführt.” Seitdem hätten sich keine bösen Überraschungen ergeben. Man werde die neue Geschäftseinheit nicht auflösen und über die Bank verteilen, sagte Quinn. Vielmehr wolle man ihre Identität erhalten. “Wir haben nicht vor, Personal abzubauen”, sagte Quinn. Auch der bisherige Standort am Finsbury Square soll erhalten bleiben. Man baue ein weltweites Netz von Kapazitäten auf, mit denen man IT- und Biotechnologieunternehmen zur Seite stehen könne. In Shenzhen habe man bereits Technologiefirmen als Bankkunden.
Ping An fordert die Ausgliederung des lukrativen Asiengeschäfts. Die Aktionäre hatten dem Versicherer aus der Volksrepublik China bereits im vergangenen Jahr eine Abfuhr erteilt. Nun bringt er den Vorschlag in leicht abgeänderter Form erneut auf den Tisch. “Ping An und wir haben den gemeinsamen Wunsch, die Performance der Bank zu verbessern”, sagte Quinn. “Die Zahlen des ersten Quartals liefern den starken Beweis dafür, dass unsere Strategie aufgeht.”
Die Zahlen wurden durch eine Reihe von Sondereffekten verzerrt. Neben den 1,5 Mrd. Dollar aus der Übernahme von SVB UK polsterte die Rückgängigmachung einer Wertberichtigung von 2,1 Mrd. Dollar auf das französische Retailgeschäft den Gewinn auf. Das Management hatte einen Veräußerungsverlust erwartet, doch nun sei nicht mehr sicher, ob es noch zum Verkauf an die My Money Group komme, hinter der Cerberus Capital steht. Der rasante Zinsanstieg habe zur Folge, dass der Erwerber wesentlich mehr Kapital vorhalten müsse. Man befinde sich immer noch im Dialog mit dem Kaufinteressenten, sagte Quinn. “Schlecht laufende Geschäfts loszuwerden, um sich stärker auf Wachstumsbereiche wie Asien zu konzentrieren, ist von entscheidender Bedeutung für die Strategie”, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung. “Es ist positiv, dass der Verkauf des Kanadageschäfts Fortschritte macht. Das verschafft der bereits starken Bilanz einen Schub und sollte weitere Optionen liefern, um entweder in Wachstumsfelder zu expandieren, oder die Anleger mit zusätzlichen Ausschüttungen zu erfreuen.” Das Management erwartet, dass die Transaktion Anfang 2024 über die Bühne gehen wird.
Um die Sondereffekte aus dem vorerst nicht erfolgenden Verkauf des Geschäfts in Frankreich und der Akquisition von SVB UK bereinigt, lag das operative Ergebnis bei 9,37 Mrd. Dollar und damit um rund ein Viertel über dem, was am Markt erwartet worden war. Die Bank stellte unter Verweis auf einen besseren gesamtwirtschaftlichen Ausblick weniger für mögliche Kreditausfälle zurück, als Analysten angesetzt hatten. Die Nettozinsmarge entwickelte sich insgesamt überraschend gut, allerdings war im Asiengeschäft im Vergleich zum vorangegangenen Quartal ein Rückgang um elf Basispunkte zu verzeichnen, wie der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson herausstrich.