Reuter beschwört gesellschaftliche Verantwortung
Reuter beschwört gesellschaftliche Verantwortung
Finanzgruppe muss Kraftlosigkeit und Polarisierung in der Gesellschaft Vertrauensbildung und Tatendrang entgegensetzen, appelliert der Sparkassenpräsident
Der oberste Sparkassenpräsident hebt die gesellschaftliche Verantwortung der Finanzgruppe hervor. Im Angesicht zunehmender Polarisierung und Erschöpfung in der Gesellschaft müsse sie das Ihre dazu beitragen, Vertrauen und Tatendrang zu fördern, sagte Ulrich Reuter beim 22. Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung.
fir Frankfurt
In einem zunehmend von Mutlosigkeit und Spaltung geprägten gesamtgesellschaftlichen Klima hat Sparkassenpräsident Ulrich Reuter die Tatkraft und Leistungsfähigkeit Deutschlands beschworen und dazu aufgerufen, sich auf die eigenen Kräfte zu besinnen.
Mehr Wohnraum vonnöten
Um das abhandengekommene Vertrauen wieder zu beleben, sei zum einen die Politik gefordert, zum anderen könne auch die Kreditwirtschaft ihren Beitrag leisten, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) am Dienstag beim 22. Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung. Um die großen Aufgaben im Kleinen greifbar und umsetzbar zu gestalten, stehe die Sparkassen-Finanzgruppe in der Verantwortung. Zum Beispiel, wenn es darum gehe, Menschen zu Wohnraum zu verhelfen. Die Diskrepanz zwischen der Notwendigkeit, 750.000 Wohnungen in Deutschland zu schaffen und der Tatsache, dass in diesem Jahr möglicherweise gerade einmal 200.000 errichtet würden, müsse die Politik lösen, doch die Sparkassen könnten dabei helfen, so Reuter.
Linderung verschaffen
Nötig seien politische Maßnahmen wie die Ausweisung von mehr Bauland, Bürokratieabbau und die Verminderung bzw. Abschaffung der Grunderwerbsteuer. Die Sparkassen könnten hier Linderung verschaffen, indem sie Handwerker und Energieberater aktivierten, bei der Erschließung von Grundstücken behilflich seien oder Förderexperten aus der Finanzgruppe einschalteten.
Bekenntnis zur flächendeckenden Präsenz
Auch eine bundesweite Präsenz der gut 350 Sparkassen und der rund 280.000 Mitarbeiter der gesamten S-Finanzgruppe, zu der auch Landesbanken und Verbundunternehmen gehören, und die Erreichbarkeit der meisten Geldautomaten binnen sechs Minuten trügen dazu bei, Vertrauensverlust der Menschen, gerade im strukturschwachen ländlichen Raum, entgegenzuwirken. Das Vertrauen in die Stärken und Möglichkeiten der ländlichen Regionen solle bewahrt werden, bekundete Reuter. „Deshalb bekennen sich die Sparkassen weiterhin zur flächendeckenden Präsenz, selbst wenn viele unserer Kundinnen und Kunden Finanzdienstleistungen inzwischen auch digital in Anspruch nehmen.“
Ablehnung der Einlagensicherungs-Pläne der EU
Abermals wandte sich Reuter gegen aktuelle Pläne der Europäischen Union (EU), eine EU-Einlagensicherung voranzutreiben, welche Sparkassen und Genossenschaftsbanken als Gefahr für die jeweiligen, präventiv wirkenden Institutssicherungssysteme der beiden Finanzgruppen ansehen. Dadurch würden Gewissheiten und Strukturen der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken infrage gestellt, denen vier Fünftel aller Privatkunden in Deutschland vertrauten, sagte Reuter. „Hier würde aber unter dem falsch verstandenen Label ,Bankenunion' der Weg geebnet, diese Kundengelder aus dem Klein-Klein des Privatkundengeschäfts regionaler Kreditinstitute zur Stabilisierung internationaler Großbanken heranzuziehen.“ Da bei der Institutssicherung im Fall einer Schieflage eines Instituts Sicherungsfonds einspringen würden, würde eine Pleite verhindert.
Kritik an Bundesbank
Ebenso wendete sich Reuter gegen die Überarbeitung der Regeln zur Abwicklung von Banken sowie zur Einlagensicherung (CMDI-Review). Sie sieht vor, die Abwicklung von EU-Banken auch auf nicht systemrelevante Institute auszudehnen und dazu im Fall des Falles vereinfacht die Einlagensicherung zu bemühen. Kritik übte er auch an Bundesbankpräsident Joachim Nagel, der kürzlich ein hybrides Modell als beispielhaft hervorhob, das nationale Sicherungssysteme mit Unterstützung auf EU-Ebene kombiniert, sollte es erforderlich werden. So habe der Gouverneur der österreichischen Nationalbank, Robert Holzmann, jüngst festgehalten, dass nur die Banken für eine gemeinsame Einlagensicherung plädierten, die ihre Hausaufgaben noch nicht beendet hätten, die anderen dagegen seien. „Solche Botschaften hätte ich auch gerne aus unserer Notenbank gehört, zumal es hier um sehr viel mehr Geld geht“, so Reuter.