Revolut besorgt sich zusätzliche EU-Lizenz
bg Frankfurt – Die britische Smartphone-Bank Revolut hat sich entschlossen, bei der Planung für mögliche Brexit-Folgen zweigleisig zu fahren. Neben der laufenden Beantragung einer EU-Banklizenz in Litauen hat CEO Nikolay Storonsky nun einen solchen Antrag auch für Luxemburg angekündigt. Konkret geht es um eine sogenannte E-Money-Lizenz, die innerhalb von sechs Monaten gewährt werden dürfte. Derzeit verhandelt die britische Challenger Bank mit der Luxemburger Aufsicht, wie viele Mitarbeiter für welche Bereiche (Risk Management) vor Ort angesiedelt sein müssen. Nationale Aufseher dulden keine Briefkasten-Firmen beim EU-Passporting und sehen im drohenden Brexit die Chance, ihren Finanzplatz mit der Ansiedelung von Fintechs zu stärken.Dabei hat das Passporting durchaus seine Tücken. Storonsky rechnet damit, dass es nach der für Oktober erwarteten Lizenzerteilung durch Litauen noch Monate dauern werde, bis man die Erlaubnis der einzelnen EU-Staaten erhalte. Der litauische Antrag wurde im November gestellt, im Juni dann ein “Memorandum of Understanding” mit der Bank Of Lithunia über den Zugang des Fintech in deren grenzüberschreitende Payment-Systeme erzielt. Damit hätte das 2015 gegründete Start-up Zugang zum Euro-Zahlungsverkehr einer Notenbank – in Großbritannien hatte die Bank of England letztes Jahr den Zugang zum Echtzeit-Settlement (RTGS) auch für Nichtbanken geöffnet, was unter anderem vom Fintech Transferwise genutzt wird. Revolut wird von der britischen FCA beaufsichtigt, auch in London läuft ein Antrag auf Erteilung einer Banklizenz. Noch operiert Revolut auch dort nur über eine E-Money-Lizenz.Revolut ist die Speerspitze der britischen Digitalbanken (Monzo/Coconut, Atom, Tandem, Starling, Marcus, Oak North). Im April erhielt Revolut eine Finanzierung über 250 Mill. Dollar, was die Bewertung auf 1,7 Mrd. Dollar stellte. Das Fintech konnte bereits 2,8 Millionen Kunden gewinnen, der Cash Burn betrug im vergangenen Jahr gut 33 Mill. Pfund. Pro Monat werden Transaktionen im Umfang von 3 Mrd. Dollar für Kunden durchgeführt. Storonsky will Revolut zu einer globalen Marke ausbauen und bereitet derzeit den Marktstart in den USA und in Japan als erstem asiatischen Markt vor. Erst kürzlich wurde ein erstes eigenes Büro in London für die gut 500 Mitarbeiter bezogen. Bislang war das Hauptquartier in den Räumen des Start-up-Accelerator Level 39 angesiedelt. US-Marktstart steht bevorDabei wächst Revolut deutlich schneller als der Berliner Konkurrent N26, der gut eine Million Kunden zählt. Im Gegensatz zu Revolut verfügt N26 aber bereits über eine Vollbanklizenz von BaFin und EZB, was das Wachstum in neue Produkte begünstigt. Auch N26 will ein Angebot in den USA lancieren, das im ersten Quartal starten soll und damit einige Monate später als ursprünglich geplant. Das dortige Angebot wird über einen US-Lizenzpartner dargestellt. Allerdings bauen auch Großbanken wie J.P. Morgan ihre digitalen Angebote schnell aus, womit die Luft für die Herausforderer rasch dünn werden kann. Umso mehr sind N26 und Revolut bemüht, möglichst schnell am Markt zu sein. Storonsky zufolge haben sich bereits 60 000 US-Neukunden für das angekündigte Revolut-Konto angemeldet.