Rezepte gegen den Schwund
Jahrelang hat die Talanx in der Lebensversicherung in Deutschland Marktanteile verloren. Zuletzt wurde der Abwärtstrend etwas gebremst. Der neue Chef Patrick Dahmen will nach der finanziellen Stabilisierung zurück auf den Wachstumspfad.Von Antje Kullrich, DüsseldorfNach Jahren des Abwärtstrends will der Talanx-Konzern in der Lebensversicherung in Deutschland die Wende schaffen. Der neue Sparten-Chef Patrick Dahmen (45) sieht nach der finanziellen Stärkung und einer Konsolidierung der IT-Systeme jetzt die Grundlagen dafür gelegt.In den vergangenen Jahren verlor Talanx stetig Marktanteile in der Altersvorsorge auf dem Heimatmarkt. Mit vier Lebensversicherern, zwei Pensionskassen und einem Pensionsfonds hält sich der Konzern nach Beitragseinnahmen noch auf Platz 4 der Branche nach Gruppen. 2018 verbuchte die Talanx in Deutschland in der Sparte 4,5 Mrd. Euro. Der Prämienverfall konnte 2018 bereits etwas abgebremst werden, das Minus fiel mit 1,3 % im Vergleich zu den Vorjahren moderat aus. 2014 hatten die Talanx-Lebensversicherer in Deutschland noch 5,4 Mrd. Euro an Beiträgen eingesammelt.Die Talanx hat ihre Lebensversicherer in den vergangenen Jahren erst einmal stabilisiert. Bei der ersten Bestandsaufnahme nach der Einführung von Solvency II gehörten einige Konzerngesellschaften noch zu den kapitalschwächsten Anbietern: 2016 schrammte die größte Gesellschaft HDI Leben mit einer Solvenzquote von 93 % ohne Übergangsmaßnahmen noch knapp an einer vollständigen Solvenzbedeckung vorbei. 2018 hatte sich die Quote jedoch bereits auf 254 % gesteigert.”Die erreichte Stabilität wollen wir nutzen, um einen stärkeren Fokus auf Wachstum zu legen”, sagt Dahmen der Börsen-Zeitung. Einen Schwerpunkt legt der Manager, der nach 20 Jahren bei Axa Anfang des Jahres zu Talanx wechselte, neben kapitalschonenden Biometrieprodukten und der Stärkung des Bankassurance-Ansatzes auf die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Als großer Industrie- und Firmenversicherer ist der Talanx-Konzern unter der Marke HDI in der deutschen Wirtschaft gut vernetzt.”Betriebliche Altersvorsorge ist für uns ein absolutes Wachstumsfeld”, sagt Dahmen. Im Betriebsrentenstärkungsgesetz sieht er eine Menge Potenzial. Bislang beträgt der bAV-Anteil am Neugeschäft der Talanx-Lebensversicherer 15 %. Ein Treiber für das Geschäft soll das Sozialpartnermodell werden. Talanx hat sich mit der Zurich Deutschland zusammengetan. Noch jedoch zögern Gewerkschaften und Arbeitgeber, eine Einigung hat es bislang in keiner Branche gegeben. “Ich gehe davon aus, dass ein erster Abschluss im Markt im Bereich eines Haustarifvertrags stattfinden wird”, sagt Dahmen, der für die Branche 2019 mit ersten Vereinbarungen rechnet.In diesem Jahr könnte sich die erhoffte Trendwende bei der Talanx ein wenig abzeichnen. Der größte Lebensversicherer im Konzern, die HDI Leben, rechnet laut Geschäftsbericht zwar abermals mit einer moderaten Einbuße bei den Bruttobeiträgen durch den Ablauf vieler Verträge und einen deutlichen Rückgang des Einmalbeitragsgeschäfts. Die Targo Leben, mit 1,1 Mrd. Euro Beiträgen zweitgrößter Lebensversicherer der Gruppe, geht indes von einer deutlichen Steigerung der Einnahmen aus. Auch die beiden kleineren Gesellschaften PB Leben und die mit den Sparkassen verbandelte Neue Leben wollen ihre Einnahmen durch einen signifikanten Zuwachs im Einmalbeitragsgeschäft steigern.Von der Konkurrenz unterscheidet sich Talanx durch ihren Auftritt am Markt. Während die großen Wettbewerber wie Allianz, Generali, Ergo und Axa weitgehend unter einheitlichem Label auftreten, will der Hannoveraner SDax-Konzern seine zahlreichen Gesellschaften unter verschiedenen Namen erhalten. “Eine unserer zentralen Stärken ist unsere Mehrmarkenstrategie. Sie erlaubt uns, hundertprozentig auf den jeweiligen Vertriebspartner ausgerichtet zu sein”, betont Dahmen. Für ihn geht es um eine “maximale Verzahnung mit dem jeweiligen Kooperationspartner” wie der Targobank und der Postbank: “Wir stellen uns auf die Kultur unserer Partner ein.”Die Abgabe alter Lebensversicherungsbestände an externe Abwickler, wie es Generali gerade mit Viridium vorgemacht hat, ist für Dahmen kein Thema: “Wir schließen zurzeit Verkäufe an Run-off-Gesellschaften aus.”