Gesamtwirtschaftliche Lage schlägt durch

Rheinische Sparkassen ziehen Kreditvorsorge hoch

Die Rheinischen Sparkassen haben der gesamtwirtschaftlichen Lage 2024 Tribut gezollt. Die Kreditrisikovorsorge erhöhte sich um mehr als die Hälfte. Dennoch ist der Verband mit dem Erreichten zufrieden. 2025 wird schwieriger.

Rheinische Sparkassen ziehen Kreditvorsorge hoch

Im Rheinland schnellt Kreditvorsorge hoch

Rheinische Sparkassen fürchten 2025 weitere Lasten – Baufinanzierung kommt nur langsam in Schwung

Die Sparkassen aus dem Rheinland haben 2024 die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage in Form einer deutlich erhöhten Risikovorsorge zu spüren bekommen. Dennoch zeigte sich Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands, mit dem Ergebnis seiner 27 Institute zufrieden.

ab Köln

Der Rheinische Sparkassen- und Giroverband (RSGV) hat trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage einen Rekord im Kreditgeschäft geschrieben. Der Kreditbestand stellte sich zum Bilanzstichtag 2024 auf 140,2 Mrd. Euro, wie Verbandspräsident Michael Breuer bei der Jahrespressekonferenz nicht ohne Stolz berichtete. Damit Hand in Hand ging jedoch auch eine deutlich erhöhte Kreditrisikovorsorge. Für diese Risiken sorgten die 27 Institute mit 375 Mill. Euro vor, das war über die Hälfte mehr als das, was im Vorjahr an Vorsorge betrieben wurden.

Für teilweise Kompensation sorgte das Bewertungsergebnis bei den Eigenanlagen. Hier konnten die RSGV-Institute nochmals 94 Mill. Euro zuschreiben, nachdem Wertaufholungen das Bewertungsergebnis bereits im Vorjahr um fast 200 Mill. Euro geliftet hatten. Das Gros der Aufholeffekte sei jetzt abgeschlossen, sagte Breuer, auch wenn er für 2025 und 2026 eine Fortsetzung auf dem aktuellen Niveau erwartet.

Keine Überraschung

Konsequenzen in Form strafferer Kreditkonditionen befürchtet Breuer jedoch nicht. „Risiko zu übernehmen, ist unser Geschäft“, sagte Breuer und verwies darauf, dass das Kreditgeschäft im Rheinland zumindest noch wachse, wenn auch auf niedrigem Niveau. „Keiner ist von dieser Entwicklung überrascht“, sagte der Verbandspräsident und verwies darauf, dass im vierten Quartal 2024 die höchste Insolvenzquote seit 15 Jahren zu registrieren war. 2025 werde kein einfaches Jahr. Das Ergebnis seiner Sparkassen werde vermutlich „deutlich schlechter“ als 2024, aber immer noch gut ausfallen.

Trotz der hohen Vorsorgebildung zeigten die RSGV-Sparkassen 2024 ein Betriebsergebnis nach Bewertung von 2,2 (2,5) Mrd. Euro. Das wurde auch dazu genutzt, um die Reserven weiter zu stärken. Mit einer harten Kernkapitalquote von 16,7% seien die Institute für weiter anstehende Verschärfungen bei den Kapitalanforderungen gut gerüstet. Vor Bewertung knüpften die öffentlich-rechtlichen Institute mit 2,5 Mrd. Euro beinahe nahtlos an das Vorjahresniveau an.

Baufinanzierung noch weit von früheren Niveaus entfernt

Wenngleich Breuer hervorhob, dass das Gros der von seinen Instituten ausgereichten Kredite an Handwerk und Mittelstand gehe, hat sich 2024 vor allem der Kreditbestand mit der öffentlichen Hand erhöht. Eine Wende gelang im Einlagengeschäft. Die Kundeneinlagen wuchsen 2024 um 3,2% auf 149,1 Mrd. Euro. Damit konnte der Mittelabfluss aus dem Vorjahr mehr als ausgeglichen werden.

Das Kreditneugeschäft erhöhte sich um 10% auf 18,8 Mrd. Euro. Dabei lagen die Darlehenszusagen an gewerbliche Kunden mit 10,4 Mrd. Euro um 4% über dem Vorjahresniveau. Zugleich zog das Baufinanzierungsgeschäft wieder an – das Neugeschäft im Wohnungsbau belief sich nach den Angaben auf 9,1 Mrd. Euro, ein Zuwachs um fast ein Viertel. Von früheren Niveaus – das Hoch lag 2021 bei 13,9 Mrd. Euro – sind die Institute jedoch noch weit entfernt. Das werde sich nicht so schnell ändern, glaubt Breuer. Verantwortlich dafür seien weniger die gestiegenen Zinsen, sondern die unzureichende staatliche Förderung. „Zinsen spielen eine Rolle, aber nicht so gravierend, wie es vorgetragen wird“, sagte der Verbandspräsident. Breuer erneuerte seine Forderung nach einer umfassenden und zielgenauen Förderung, steuerlichen Erleichterungen und eine deutliche Senkung der Baukosten durch den Wegfall überzogener baurechtlicher und energetischer Standards.

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