Rheinland-pfälzische Institute legen zu
fir Frankfurt
– Die rheinland-pfälzischen Sparkassen haben im vergangenen Jahr vor Bewertung mehr verdient als 2019. Dank kräftig erhöhter Provisionseinnahmen, die vor allem aus dem Wertpapier- und dem Verbundgeschäft stammen, und bei stabilen Kosten vermochten es die Institute, das Betriebsergebnis von Bewertung trotz niedrigeren Zinsüberschusses um knapp 2% auf 474 Mill. Euro zu steigern. Nach Bewertung zeigte sich jedoch ein gänzlich anderes Bild: Wegen einer Aufstockung der Risikovorsorge, um sich vor Kreditausfällen im Gefolge der Coronakrise zu wappnen, brach das Betriebsergebnis nach Bewertung um ein Fünftel auf 241 Mill. Euro ein.
Vorsorge aufgestockt
Der Großteil des Bewertungsergebnisses gehe auf Einzelwertberichtigungen im Kreditbuch zurück, erläuterte Roman Frank, Geschäftsführer des Sparkassenverbands Rheinland-Pfalz, bei der Vorlage der Zahlen am Freitag. Sie befänden sich noch in der „normalen Bandbreite des Wertberichtigungsbereichs“, führte er aus. Der Verband erwartet, dass verstärkt Kreditausfälle wegen der staatlichen Hilfsmaßnahmen zeitverzögert im laufenden und im nächsten Jahr auftreten.
Noch mehr als das machten den Sparkassen aber vor allem die Null- und Negativzinsen langfristig zu schaffen, sagte Verbandspräsidentin Beate Läsch-Weber. „An der Zinsfront erwarten wir keine Entspannung.“ Alles in allem zeigte sie sich vorbehaltlich aller pandemiebedingten Unwägbarkeiten vorsichtig optimistisch: „Der Ausblick auf dieses Jahr ist mit allen Unsicherheiten behaftet, mit denen ein Ausblick in diesen Zeiten behaftet sein kann. Wir schätzen die Bedrohungslage durch Corona heute aber so ein, dass durch Impfungen, Tests und durch verantwortliches Handeln von allen die Lage entspannter werden wird.“
Die im vergangenen Jahr noch 23 rheinland-pfälzischen Sparkassen, von denen zwei inzwischen durch Fusionen verschwunden sind, verzeichneten dem bundesweiten Trend entsprechend sowohl im Kredit- als auch im Einlagengeschäft starke Zuwächse. Die Kunden legten fast 4 Mrd. Euro mehr kurzfristig an als 2019. Damit stiegen die Gesamteinlagen um 7,5% auf über 55 Mrd. Euro, wohingegen das Kreditvolumen um 4,6% zulegte und 49 Mrd. Euro betrug. Weil für die bei der EZB geparkte Überschussliquidität Strafzinsen anfallen, bezeichneten Frank und Läsch-Weber den Einlagenzustrom als eine wirtschaftliche Herausforderung: „Das belastet das Betriebsergebnis der Sparkassen.“
Im vergangenen Jahr schlugen die Strafzinsen mit 6 Mill. Euro zu Buche, präzisierte Läsch-Weber. Im laufenden Jahr werde die Summe, hochgerechnet auf den Stand von Februar 2021, auf 13,3 Mill. Euro hochschnellen. Wie auch jüngst der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, forderte sie eine deutliche Erhöhung des Freibetrags, auf den keine Negativzinsen entfallen. Auf dem richtigen Weg wähnt die Verbandsführung die Sparkassen angesichts der kräftigen Steigerung des Provisionsüberschusses um fast 5% bzw. 19 Mill. Euro auf 422 Mill. Euro. Damit machten sie das Minus im Zinsüberschuss von fast 13 Mill. Euro mehr als wett. Florierende Wertpapierumsätze und ein starkes Verbundgeschäft, allen voran Abschlüsse von Bauspar- und Versicherungsverträgen, hätten den Sparkassen mehr Provisionserlöse beschert.
Rheinland-pfälzische Sparkassen | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Zinsüberschuss | 1011 | 1023 |
Provisionsüberschuss | 422 | 403 |
Verwaltungsaufwand | 971 | 971 |
Betriebsergebnis vor Bewertung | 474 | 466 |
Bewertungsergebnis | −234 | −164 |
Betriebsergebnis nach Bewertung | 241 | 302 |
Ergebnis vor Steuern | 215 | 219 |
Jahresüberschuss | 97 | 99 |
Cost-Income-Ratio (%) | 67,2 | 67,6 |
Mitarbeiter | 10945 | 11206 |
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