Richter rügt Schlüsselzeugen im Wirecard-Prozess
„Jetzt reißen Sie sich
bitte zusammen“
Warum im Wirecard-Prozess der Richter einen Zeugen rügt
Im Mammutprozess um den Wirecard-Betrug vor dem Landgericht München hat ein Schlüsselzeuge den Vorsitzenden Richter auf eine Geduldsprobe gestellt. Markus Födisch reagierte dieser Tage ungehalten auf Angaben eines früheren Vorstandsmitglieds der Wirecard-Bank. „Was glauben Sie, was wir hier machen? Jetzt reißen Sie sich bitte zusammen! Das ist schon das dritte Mal, dass ich Ihnen das sage. Sie relativieren ständig. Ansonsten bekommen Sie richtigen Ärger“, rügte er Rainer Wexeler.
Der heute 67-Jährige berichtete im Beisein eines Anwalts über Abwicklungen von Krediten für eine dubiose Gesellschaft namens Ocap mit Sitz in Singapur. Obwohl diese Firma bei der Ratenrückzahlung seinerzeit zweimal in Folge in Verzug geraten war und keine Sicherheiten für eine Darlehensverlängerung vorweisen konnte, bezeichnete Wexeler das Kreditverhältnis zu Ocap dennoch als „störungsfrei“ während seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft. Födisch hielt ihm entgegen, wie man einen Kredit als „störungsfrei“ bezeichnen könne, wenn Raten erst auf Mahnung getilgt würden. Das sei für ihn, Födisch, ein Argument, ein Darlehen nicht zu verlängern.
Zweifel beim Kredit an Ocap
Die Zweifel des Gerichts beziehen sich auf einen Kredit der Wirecard-Bank an die Ocap von 13 Mill. Euro, der 2018 um 100 Mill. Euro durch Bürgschaften von Wirecard erweitert werden sollte. Auf Druck von Markus Braun floss das Geld an den asiatischen Konzern-Geschäftspartner, der bei den angeblichen Drittpartneraktivitäten eingebunden war, die sich als Luftbuchungen herausstellten. Der Ex-CEO ist der Hauptangeklagte in dem Prozess.
Wexeler gab Einblicke in das Geschäftsgebaren der Wirecard-Bank. Braun konnte offenbar bei dem Institut durchregieren. Die Konzern-Banktochter könnte damit ein Erfüllungsgehilfe für die kriminellen Machenschaften gewesen sein.