Riesiges Potenzial für Cyberpolicen

KPMG prognostiziert Milliardengeschäft für Versicherer - Hiscox sieht deutsche Firmen im Rückstand

Riesiges Potenzial für Cyberpolicen

Cyberversicherungen könnten langfristig Kfz-Policen als volumenstärkstes Geschäft in der Schadenversicherung ablösen. Berater prognostizieren einen verlockenden, aber schwierigen Milliardenmarkt. Fast zwei Drittel der deutschen Unternehmen sind “Cyber-Anfänger”.ak Düsseldorf – Versicherer und Berater erwarten, dass Cyberversicherungen in den kommenden Jahren ein rasantes exponentielles Wachstum an den Tag legen werden. Langfristig winke der deutschen Assekuranz ein Milliardengeschäft, schreibt KPMG in einer neuen umfangreichen Studie. “Eine neue Versicherungssparte Cyber hat das Potenzial, Kraftfahrt im Laufe der kommenden 20 Jahre als volumenstärkste Schaden-/Unfallsparte abzulösen”, wagen sich die Berater mit ihrer Prognose weit vor. Sie legen auch konkrete Zahlen vor: In 20 Jahren erwarten sie ein Beitragsvolumen im deutschsprachigen Raum von 20 Mrd. Euro. Davon dürften rund drei Viertel auf private Haushalte und Gewerbetreibende entfallen. Dem Szenario liegt zugrunde, dass sich gut ein Drittel aller Privathaushalte und fast die Hälfte aller kleinen Unternehmen bis 5 Mill. Euro Umsatz gegen Eigenschäden durch Hackerattacken versichert und etwas weniger sich auch gegen Fremdschäden absichern.Der Cybermarkt entwickelt sich von oben nach unten. Zuerst kaufen große Industriekonzerne Deckungen ein. In Deutschland ist das bereits zu beobachten. Fast alle Dax-Konzerne sind nach Angaben von Maklern mittlerweile versichert. Die Deutsche Telekom hatte das nach dem Hackerangriff auf ihre Router im November vergangenen Jahres auch öffentlich bestätigt. Der Mittelstand wird sich nach Ansicht von KPMG als Nächstes mit Cyberversicherungen eindecken. Hack auf jede zweite FirmaNach einer Erhebung des Spezialversicherers Hiscox hinken deutsche Unternehmen beim Cyberschutz aber Konkurrenten aus den USA oder Großbritannien deutlich hinterher. Mit 62 % (USA: 40 %, GB: 57 %) gelten fast zwei von drei Firmen hierzulande als “Cyber-Anfänger” und seien unzureichend auf Attacken vorbereitet. Dabei hätten 56 % der befragten deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr mindestens einen Angriff auf Netzwerke und Daten festgestellt, schreibt Hiscox in einer aktuellen Studie. Der US-Versicherer war der Erste, der 2011 in Deutschland mit einer Cyberpolice auf den Markt kam. Er hat ausschließlich Mittelstandskunden im Fokus. Cyberdeckungen für Unternehmen offerieren in Deutschland derzeit rund 20 Versicherer.Noch kaum verbreitet ist das Cybergeschäft für Gewerbetreibende und Privatkunden. Erste Gehversuche machen zum Beispiel die SV Sparkassenversicherung oder die R+V. Spätestens mit der Erschließung dieses Marktes wird aus individualisierten Lösungen ein standardisiertes Massengeschäft. Doch das ist noch Zukunftsmusik.”Die Angebote für Privatpersonen sind noch nicht ausgereift und gehen teilweise am Bedarf der Kunden vorbei”, urteilt die KPMG. Berater Jörg Wälder betont, dass eine hohe Automatisierung sowohl bei der Risikoeinschätzung als auch bei der Abwicklung von Schäden nötig sein werde, um das Geschäft profitabel betreiben zu können. Anbieter müssten sehr professionell vorgehen: “Wer sich in den Markt begibt, muss von Anfang an seine Schäden maximal auswerten.”Die Cyberversicherung werde sich voraussichtlich als eigene Hauptsparte neben Feuer-, Kfz- und Haftpflichtversicherung etablieren. Klassische Privatkundenprodukte mit Cyberelementen aufzuladen, hält KPMG für einen riskanten Weg. Die Dynamik in dem Geschäft und der technische Anspruch seien derart hoch, dass er im Rahmen einer Hausratversicherung auf Dauer nicht erfüllt werden könne.Die Studie hat auch mögliche Preise analysiert und berechnet. So müsste die Jahresprämie für eine private Cyberpolice, die Eigen- und Fremdschäden deckt, heute bei 150 bis 200 Euro liegen. Durch die zunehmende Vernetzung von Geräten im Haushalt und die dadurch steigenden Risiken könnten es 400 bis 800 Euro im Jahr 2036 werden.