Riester-Studie plädiert für Teilgarantie
jsc Frankfurt
Die Bruttobeitragsgarantie in der staatlich geförderten Riester-Rente sollte nach Auffassung des privatwirtschaftlichen Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa) zwar gesenkt, nicht aber für alle Sparer abgeschafft werden: Während eine Lockerung der derzeit vollständigen Garantie laut Modellrechnung zunächst dazu führt, dass die Renditechancen erheblich steigen und sich das Risiko kaum verändert, dreht sich das Verhältnis nach und nach um, je weiter das Garantieniveau bereits gesunken ist. Wenn die Zusage bereits nur einen Teil der Beiträge umfasst, führt eine weitere Senkung nur noch zu geringen Zuwächsen der Renditechancen, während die Risiken spürbar zunehmen, wie die Studie nahelegt. Wegen der Tiefzinsen und Unsicherheit über die künftige Inflation sei ein Abschied von der vollständigen Garantie sinnvoll, raten die Forscher in der am Montag veröffentlichten Studie. „Sicherheitsorientierte Verbraucher sollten aber dennoch nicht komplett auf Garantien verzichten.“
Auftraggeber der Studie ist die Fondsgesellschaft Union Investment, die als Anbieterin fondsgestützter Riester-Sparpläne selbst für eine Absenkung plädiert. „Eine Garantie von beispielsweise 70% der eingezahlten Beiträge bei der Riester-Rente kann spürbare Verbesserungen für die Bürger bringen“, sagt Firmenchef Hans Joachim Reinke.
Allerdings lässt die Studie offen, welches Niveau genau sinnvoll wäre. Die Autoren rechnen Chancen und Risiken für verschiedene Produkttypen und Modellannahmen durch und vergleichen das Ergebnis für Garantieniveaus von 100%, 90%, 80%, 70% und 60%. In der Tendenz zeigt sich dabei, dass der Zuwachs der Renditechancen mit jedem weiteren Absenkungsschritt geringer ausfällt, während das Risiko in einigen Szenarien mit jedem Schritt stärker steigt. Die Zahlenwerte variieren jedoch von Modell zu Modell. „Daher sollten aus unseren Analysen dezidiert keine konkreten Zahlenwerte für sinnvolle oder gar ‚optimale‘ Garantieniveaus abgeleitet werden“, schreiben die Autoren.
Die starre Riester-Garantie wurde schon oft kritisiert: Fondsbranche, Versicherer und Bausparkassen sprechen sich in einem Positionspapier für eine Lockerung aus, lassen aber offen, wie stark die Zusage gesenkt werden sollte. Die Verbraucherzentralen nehmen von der Garantie ebenfalls Abstand, sehen im Falle einer Lockerung innerhalb der Riester-Rente aber zugleich die Gefahr, dass Anbieter die Produktkosten erhöhen könnten. Statt für eine Riester-Reform plädieren sie für ein öffentlich-rechtlich organisiertes Standardprodukt. Das Frankfurter Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung (Safe) schlägt vor, eine Riester-Garantie künftig nur noch für die Eigenbeiträge der Versicherten, nicht aber für die staatlichen Zulagen zu gewähren.
Allerdings ist unklar, ob das Ergebnis der Ifa-Studie in den politischen Prozess einfließt. Die Bundesregierung hatte eine Reform der Riester-Rente ins Auge gefasst, doch sechs Monate vor der Bundestagswahl liegt noch kein Entwurf vor.
Wertberichtigt Seite 8