Risiken bewusst managen und Volatilität nutzen

Erhöhtes Bedürfnis nach Absicherung in unruhiger Marktsituation - Intelligente Indexkonzepte bieten einfache Lösung

Risiken bewusst managen und Volatilität nutzen

Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld befinden sich Anleger weiterhin auf der Suche nach ansprechenden Erträgen. Gleichzeitig verspricht das unsichere Umfeld Schwankungen an den Finanzmärkten. Intelligente Indexlösungen sichern gegen Abwärtsrisiken ab und ermöglichen zusätzliche Renditechancen.Das aktuelle Börsenjahr war erst wenige Stunden alt und deutete bereits früh an, dass 2016 erneut von Unsicherheit geprägt sein könnte. Schwache chinesische Konjunkturdaten bescherten Anlegern weltweit Kursverluste. Der Dax ließ am ersten Handelstag bereits um 4 %, nur wenige Tage später nochmals um 3 % nach. Die Volatilität stieg schnell auf fast 28 % an. Eine ganze Reihe nicht verlässlich prognostizierbarer Ereignisse dürfte Investoren auch im weiteren Jahr noch in Atem halten. Geopolitische Risiken häufen sich. So belasten etwa die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran um die Vormachtstellung im Nahen Osten die weltweite Wirtschaftsentwicklung und rücken die weitere Entwicklung des Ölpreises in den Fokus. Auch die anstehenden US-Wahlen, die Volksabstimmung in Großbritannien über einen möglichen “Brexit” und eine Korrektur der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken tragen zur Verunsicherung der Märkte bei.Dieses unsichere Umfeld erschwert es Investoren zusätzlich, die richtigen Lösungen für ansprechende Erträge im anhaltenden Niedrigzinsumfeld zu finden. Sie stehen deshalb vor einem Dilemma: Festverzinsliche Anlagen liefern kaum Ertrag, riskantere Anlageklassen bergen hingegen Abwärtsrisiken. Eine breite Diversifikation kann das Risiko bereits senken. Exchange Traded Funds (ETF) bieten die Möglichkeit, das Portfolio nicht nur schnell und einfach, sondern vor allem auch kostengünstig breit über verschiedene Regionen, Industriesektoren und Anlageklassen aufzubauen und so unabhängiger von einzelnen Ereignissen aufzustellen.Intelligente Indexkonzepte gehen einen Schritt weiter. Sie ermöglichen, Risiko und Rendite bewusst zu managen. Viele Strategien zur Risikominimierung setzen auf Unternehmen, deren Kurse in der Vergangenheit kaum geschwankt sind. Ein Portfolio, das lediglich auf geringe Volatilität setzt, birgt allerdings Gefahren: Denn die einzelnen Titel können bei unvorhersehbaren Ereignissen im Gleichklang einbrechen. Ein Beispiel dafür sind etwa Versorgungsunternehmen. Vor der Tsunami-Katastrophe und dem havarierten Atomkraftwerk in Fukushima im Jahr 2011 galten sie als solide Renditelieferanten bei vergleichsweise geringem Risiko. Eine Auswahl lediglich nach niedriger Volatilität hätte sich jedoch katastrophal auf ein Aktienportfolio ausgewirkt. Positionen kombinierenBesser eignen sich Risk-Control-Indizes. Sie halten das jeweilige Anlagerisiko, gemessen an der Volatilität, möglichst konstant auf einem definierten Zielwert. Dazu kombinieren sie Positionen im ausgewählten Aktien- und dem Geldmarkt. Steigen die Marktschwankungen und damit das Verlustrisiko im Aktienmarkt, wird die Geldmarktposition ausgebaut – nehmen sie ab, wird sie verringert. Investoren schichten so bei steigender Volatilität rechtzeitig ihre Positionen um und können damit Verlustrisiken effektiv minimieren. Das Konzept überzeugt vor allem, wenn sich die Märkte schwächer entwickeln. Bei anziehenden Märkten kann die Position im Geldmarkt dagegen die Wertentwicklung bremsen. Korrelation berücksichtigenSowohl bei Abwärts- als auch Aufwärtsbewegungen überzeugen Minimum-Variance-Indizes. Die Strategie berücksichtigt sowohl das Ausmaß der Kursschwankungen einzelner Titel als auch die Korrelation der Wertpapiere zueinander, das heißt, inwiefern sie sich parallel entwickeln. Die Indizes basieren dabei auf der modernen Portfolio-Theorie von Nobelpreisträger Harry Markowitz. Das Prinzip: Die Indizes gewichten die Einzeltitel für die jeweilige Anlageregion so, dass deren unterschiedliche Wertentwicklung für möglichst geringe Wertschwankungen und damit ein geringeres Risiko des Gesamtportfolios genutzt wird. Anleger können mit Hilfe der Indizes Marktpositionen mit einem niedrigeren Risiko abbilden. Dies gelingt mit ausgefeilten Methoden und einer breiten Datenbasis. Klassischen Indizes überlegenStoxx arbeitet bei der Berechnung seiner Minimum-Variance-Indizes mit Axioma, einem Spezialisten für Risikomanagement, zusammen. Ebenso wie die Low-Risk-Strategie zeichnen sich die Indizes vor allem durch geringere Verluste bei Abwärtsbewegungen gegenüber klassischen Indizes aus. Historische Daten zeigen, dass sich Minimum-Variance-Indizes darüber hinaus auch bei Aufwärtsbewegungen besser entwickeln. Der Stoxx Europe 600 Minimum Variance Index erzielte so etwa über die vergangenen fünf Jahre hinweg eine um mehr als 2 % bessere Wertentwicklung als der breite Marktindex, der Stoxx Europe 600. Die jährliche Volatilität sank im gleichen Zeitraum von 16,6 auf 12,1 %.Eine weitere Möglichkeit, sich gegen Abwärtsrisiken abzusichern, ist, Volatilität selbst als Anlageklasse zu nutzen und dem Portfolio beizumischen. Denn sie verhält sich in der Regel umgekehrt zur eigentlichen Marktentwicklung. Dies zeigte sich beispielsweise während der Kursstürze am chinesischen Aktienmarkt zu Beginn des Jahres. Wer einem europäischen Aktienportfolio im Januar eine Position in Volatilität beigemischt hatte, konnte die negative Wertentwicklung der Aktienposition so glätten und eine deutliche Outperformance gegenüber einem reinen Aktieninvestment erzielen. Nur für kurze Frist geeignetVerschiedene Indizes auf Volatilität und entsprechende Indexprodukte unterstützen eine einfache Aufnahme der Volatilität in das Portfolio. Bei dieser Art des Investments gibt es allerdings verschiedene Besonderheiten zu beachten: So schwankt die Volatilität langfristig um einen Mittelwert. Deshalb eignet sie sich als Anlageklasse ausschließlich für eine kurz- bis mittelfristige Absicherung des Portfolios und taktische Investments. Dazu müssen Anleger die sogenannten Rollkosten beachten. Indexprodukte auf Volatilitätsindizes werden mit Hilfe von Futures umgesetzt. Die Laufzeit der Terminkontrakte ist dabei stets auf wenige Monate begrenzt. Der Kaufpreis eines neuen Futures liegt in der Regel etwas über dem Verkaufspreis des auszutauschenden Futures. Denn mittel- bis langfristig gehen Investoren von einer Beruhigung des Marktes und damit einer wieder sinkenden Volatilität aus. Die Folge: Es entstehen zusätzliche Kosten, wenn ein auslaufender Future gegen einen neuen ausgetauscht wird.Dazu ist zwischen der historischen und der erwarteten Volatilität zu unterscheiden. Die historische Volatilität misst die Marktschwankungen anhand der realisierten historischen Wertentwicklung und reagiert nur verzögert auf sich verändernde Marktsituationen. Die implizite Volatilität hingegen beschreibt die Erwartungen der Marktteilnehmer, wie sie sich aus den Preisen an den liquiden Optionsmärkten ergeben. Sie reagiert unmittelbar auf sich verändernde Marktbedingungen und eignet sich deshalb besonders gut zur Absicherung des Portfolios. Beispiele für solche impliziten Volatilitätsindizes sind der VDax und der VStoxx. Mit Indexprodukten auf den Euro Stoxx 50 Investable Volatility Index können Anleger einfach an den Marktschwankungen in der Eurozone partizipieren. Schwankungen bleibenDie vergangenen Monate haben Anlegern einen Vorgeschmack gegeben, auf was sie sich in der kommenden Zeit einstellen können. Denn die bestehenden geo- und weltpolitischen Entwicklungen weisen nicht auf eine schnelle Beruhigung der Finanzmärkte hin. Vielmehr sollten Investoren ihr Portfolio auf regelmäßig auftretende Marktschwankungen ausrichten. Intelligente Indexkonzepte, die über ETF und andere Instrumente investierbar sind, bieten verschiedene Möglichkeiten, sich sowohl kurzfristig als auch langfristig gegen Kursverluste abzusichern und zusätzliche Renditechancen zu nutzen.—Christian Bahr, Head of Product Development bei Stoxx