"Risiko muss sich lohnen"
Herr Kaldemorgen, welche Idee steckt hinter Ihrem Concept-Fonds?Dass man die Anleger eher bei den Risiken als bei den Chancen abholen muss. Aktien sind zwar langfristig die lukrativste Geldanlage, doch sind viele Anleger nicht gewillt, die hohen kurzfristigen Risiken bei Aktien zu tragen. Und bei Rentenfonds lauern auch Risiken, zudem ist dort für Investoren derzeit wenig zu holen. Die Grundidee des Fonds ist eine Risikosteuerung, die vor allem den maximalen Verlust klar begrenzt. Dies entspricht übrigens dem Wunsch vieler Anleger.Und Ihr Konzept ist aufgegangen?Bisher haben wir in jedem Jahr einen positiven Return erzielt, obwohl teilweise schwere Zeiten an der Börse zu bestehen waren. Wir haben bisher nicht eines unserer Risikoziele verletzt.Steht die Risikobegrenzung nicht möglichst hohen Erträgen gegenüber?Ja, sicher, einen Tod muss man immer sterben. Es geht hier nicht um das Übertreffen einer Benchmark oder um möglichst hohe Erträge. Vielmehr soll ein vernünftiges Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag erzielt werden. Wenn ich Risiken eingehe, dann dort, wo dem auch ein deutlicher Ertrag gegenübersteht.Erschwert die Niedrigzinsphase nicht das Begrenzen von Risiken?Früher gab es im Euro noch nennenswerte Zinsen, so dass Zinserträge Verluste ausgleichen konnten. Inzwischen gibt es eine solche sichere Anlage nicht mehr. Dies erschwert natürlich das Risikomanagement.Welche Bedeutung hat die Streuung von Anlagen?Bei Aktienanlagen ist eine globale Streuung heute wichtiger denn je. Aber auch die Streuung über Assetklassen wie Anleihen und Währungen, zu denen ich auch Gold zähle, ist wichtig. Es geht darum, in Assetklassen zu investieren, die möglichst wenig miteinander korreliert sind.Was machen Sie, wenn ein einzelnes Investment oder mehrere Anlagen nach unten durchrutschen? Arbeiten Sie mit Stopp-Kursen?Nicht als festes Limit, so dass verkauft werden muss. Mir stehen zwei Risikomanager zur Seite, die mit dafür sorgen, dass das Risiko im Verhältnis zum Ertrag steht und Risiken nicht zu groß werden. Wenn sich eine Position nicht entwickelt wie vermutet, verkaufe ich sie. Zudem halte ich lieber Momentumwerte, als Verlierer aufzustocken. Sogenannte Fallen Angels zu kaufen ist meist eine schlechte Idee.Inwieweit steuern Sie über Derivate? Birgt das nicht auch Risiken?Vor allem nutze ich hochliquide Futures, um Marktrisiken zu eliminieren. Das sind bewährte Instrumente, die ich jederzeit nutzen kann. Insofern habe ich im Vergleich zu einem Privatanleger, der diese Möglichkeiten nicht hat, Vorteile bei der Risikobegrenzung. Optionen kaufe ich weniger, weil die Optionsprämie bei einer Sicherung doch Ertrag kostet. Aktien sind ein wesentlicher Teil Ihres Fonds. Bevorzugen Sie Titel mit niedrigem Beta oder dauerhafte Dividendenzahler?Aktien, die wenig schwanken und einen hohen Carry haben, bilden im Fonds einen Stabilitätsanker. Die Performance wird allerdings derzeit im Wachstumssegment gemacht. Daher investiere ich sowohl in die stabilen Titel wie auch in Technologiewerte, die ich in den vergangenen Monaten stärker gewichtet habe. Hingegen meide ich Aktien mit strukturellem Gegenwind wie Autos, Einzelhandel und Finanzinstitute.Achten Sie auf saisonale Faktoren?Ja, zumindest ein bisschen. Gerade jetzt nach der Sommerpause agiere ich etwas vorsichtiger. Das lässt sich gut über Derivate steuern.Sie investieren auch in Gold. Wirkt Gold als eine Art Versicherung?Durchaus. Ich sehe Gold generell als Währung an und betrachte das Verhältnis Gold zu Euro. Das Risiko ist dabei überschaubar, und Gold hat eine geringe Korrelation zu anderen Assetklassen. Zu Jahresbeginn 2016 hat Ihr Fonds infolge eines schwachen Aktienmarkts deutlich an Wert verloren. Wie haben Sie darauf reagiert?Das war eine schwierige Zeit, denn sowohl Aktienmärkte als auch Unternehmensanleihen standen unter Druck. Wir haben damals die Situation analysiert, die Chancen auf der Anleihenseite mit teilweise zweistelligen Renditen ergriffen, die Bestände bei Corporates hochgefahren und Aktien abgebaut. Wir haben dann vom schnellen Anstieg der Kurse der Corporate Bonds profitiert.Wie sind Sie aktuell positioniert?Unser Aktienanteil beträgt rund 35 bis 40% und unser Dollar-Exposure liegt bei 25%. Zuletzt haben wir eine stärkere Position in türkischen Dollar-Staatsanleihen aufgebaut. Diese Kurzläufer werfen in Hartwährung eine Rendite von aktuell rund 9 bis 9,5% ab. Insofern wird hier das mit diesen Papieren verbundene Risiko sehr gut bezahlt. Denn Risikomanagement heißt am Ende des Tages nicht Risiken völlig zu vermeiden, sondern Risiken intelligent einzugehen. Vor allem muss Risiko sich lohnen. Klaus KaldemorgenFondsmanager des DWS Concept Kaldemorgen