Risiko-Rendite-Optimierung durch zusätzliche Diversifikation

Faktor-Rotationsstrategien ermöglichen eine besonders umfassende Nutzung wissenschaftlich fundierter Renditetreiber

Risiko-Rendite-Optimierung durch zusätzliche Diversifikation

Angesichts tendenziell niedrigerer Marktrenditen, erhöhter Volatilität und veränderter Korrelationsmuster sind Investoren mehr denn je darauf bedacht, ihre Portfolios möglichst breit aufzustellen. Durch eine hohe Diversifizierung wollen sie Chancen am Kapitalmarkt umfassend nutzen und somit die Risiko-Rendite-Profile ihrer Portfolios weiter optimieren. Dieser Ansatz ist richtig und wichtig. Mehrwert fürs PortfolioEbenso entscheidend ist, eine wirkliche Diversifizierung sicherzustellen. Beispielsweise können Konjunktur-, Inflations-, Liquiditäts- und Zinsentwicklungen sowohl Aktien- als auch Anleihenmärkte prägen. Das war unter anderem im Jahr 2019 zu beobachten, als sowohl Aktien als auch Anleihen verbreitet Kursgewinne verbuchten. Insofern führt eine bloße Aufteilung des Portfolios auf verschiedene Anlageklassen nicht unbedingt zu einer optimalen Streuung.In dieser Hinsicht bringen wissenschaftlich fundierte Renditetreiber – sogenannte Faktoren – einen entscheidenden Mehrwert ins Portfolio. Faktoren bilden gewissermaßen die Grundlage von Anlageportfolios. Es sind breit wirksame, dauerhafte Kräfte, welche die Renditen von Aktien, Anleihen und anderen Vermögenswerten bestimmen. Darauf setzen faktorbasierte Anlagestrategien. Zudem nutzen sie die Fortschritte der Datenverarbeitung und moderne Technologie, um Mehrrenditen zu erzielen und Risiken zu reduzieren. Als Renditetreiber lassen sich zwei Haupttypen von Faktoren unterscheiden: zum einen makroökonomische Faktoren, die über Anlageklassen hinweg funktionieren. Zum anderen Stilfaktoren, die Renditen und Risiken innerhalb einzelner Anlageklassen erklären können.Die akademische Forschung zeigt, dass in Bezug auf Aktien fünf Stilfaktoren langfristige Mehrrenditen im Vergleich zum breiten Markt erzielen können: geringere Unternehmensgröße (Size) und hohe Unternehmensqualität (Quality) sowie niedrige Bewertung (Value), geringe Schwankungsbreite (Minimum Volatility) und positive Kursdynamik (Momentum) von Aktien. Abseits des MainstreamsStilfaktoren lassen sich auf drei Ursachen zurückführen: Einige kompensieren Investoren für höhere Risiken. Andere beruhen auf strukturellen Ursachen, etwa Marktregeln oder Anlagebeschränkungen von Investoren. Aus der damit verbundenen Unzugänglichkeit gewisser Marktsegmente für bestimmte Gruppen ergeben sich Chancen für Investoren mit größeren Anlagefreiheiten. Und schließlich gibt es Stilfaktoren, die auf dem Anlegerverhalten beruhen – zum Beispiel Herdentrieben oder Panikverkäufen. Dies schafft Opportunitäten für Investoren mit Sichtweisen abseits des Mainstreams.Analysen zeigen, dass alle fünf genannten Stilfaktoren im Vergleich zum breiten Markt langfristige Mehrrenditen erzielen können. Allerdings wirken die Faktoren abhängig vom Marktzyklus nicht immer in gleichem Maße. Insofern ist die richtige Kombination auf Basis regelmäßiger, umfassender Analysen für den Anlageerfolg entscheidend.Wie sich Stilfaktoren idealerweise kombinieren lassen, wird in der akademischen Forschung lebhaft diskutiert. An den beiden äußeren Enden des Meinungsspektrums kristallisieren sich zwei Ansätze heraus: zum einen die statische Aufteilung des Vermögens, so dass jeder Faktor unabhängig vom Marktumfeld stets das gleiche Gewicht im Portfolio hat. Zum anderen der Versuch, Faktoren zu timen, also: dem Marktumfeld entsprechend den jeweils richtigen Zeitpunkt zum Ein- bzw. Ausstieg zu erwischen und so im Rahmen einer Faktor-Rotationsstrategie zu einer dynamischen Allokation zu gelangen.Unserer Erfahrung nach sind Faktor-Rotationsstrategien der effizienteste Ansatz. Dabei werden die einzelnen Faktoren strategisch gleich gewichtet, ergänzt um taktische Schwerpunkte entsprechend den jeweils aktuellen Marktsignalen.Um das Renditepotenzial einzelner Faktoren im jeweiligen Marktumfeld zu bewerten, sollten Investoren vor allem auf drei Parameter schauen: Konjunkturumfeld, verbunden mit der Frage: Hat der entsprechende Faktor in einem solchen Umfeld historisch betrachtet gute Renditen geliefert? Bewertung: Ist der Faktor im historischen Vergleich günstig oder hoch bewertet? Relative Stärke: Gibt es einen Trend, der die positive Entwicklung des Faktors unterstützt?Je mehr dieser Signale in die Allokationsentscheidung einfließen, umso robuster fallen die Ergebnisse aus. Taktische AdjustierungUm eine angemessene Diversifikation zu gewährleisten und Chancen umfassend zu nutzen, sollten Rotationsstrategien stets alle fünf genannten Stilfaktoren im Portfolio berücksichtigen. Unserer Erfahrung nach hat es sich unter dem Risiko-Rendite-Aspekt bewährt, sie jeweils mit mindestens 5 und maximal 35 % zu gewichten. Entsprechende Faktor-Rotationsstrategien können langfristig höhere risikobereinigte Renditen erzielen als der breite Markt und andere Anlagestrategien, zum Beispiel gleichgewichtete Portfolios oder statische Allokationen. Der Grund dafür ist, dass die taktische Adjustierung sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten eine Outperformance ermöglicht. Bei anderen Ansätzen ist dieses Potenzial häufig auf einen der beiden genannten Fälle beschränkt. Zudem zeigen unsere Analysen, dass die Mehrrenditen von Faktor-Rotationsstrategien weitgehend unkorreliert zur Outperformance aktiver Portfoliomanager sind.Diese Ergebnisse verdeutlichen die vielfältigen Möglichkeiten zum Einsatz von Faktor-Rotationsstrategien. Investoren, die neben aktiv gemanagten Portfolios und indexnahen Strategien auch auf Faktor-Rotationsstrategien setzen, erweitern ihr Instrumentarium. Damit können sie Portfolios noch effizienter gestalten, Risiko-Rendite-Verhältnisse optimieren, Kosten sparen, Portfolios für schwierige Marktphasen robuster aufstellen und noch vielfältigere Renditequellen nutzen. Nicht mehr nur InstitutionelleIn der Vergangenheit war die Möglichkeit, Renditetreiber in Form von Stilfaktoren gezielt zu nutzen, großen institutionellen Investoren mit umfangreichen Anlagesystemen vorbehalten. Inzwischen machen entsprechende börsennotierte Indexfonds – sogenannte Smart-Beta-ETFs – Faktor-Rotationsstrategien einem breiteren Publikum von institutionellen Investoren und darüber hinaus auch weiteren Anlegergruppen zugänglich. Beispielsweise bietet BlackRock iShares ETFs auf die Faktoren Size, Quality, Value, Minimum Volatility und Momentum an. Diese ermöglichen wahlweise Zugang zum globalen Aktienmarkt oder zu einzelnen Regionen wie USA, Europa und Schwellenländer. Insgesamt verwaltet BlackRock in Faktor-ETFs weltweit umgerechnet 22 Mrd. Dollar. Mehrjähriger Track RecordZudem bietet BlackRock Investoren Orientierung durch ein Rotationsmodell. Dieses liefert Einschätzungen zu den einzelnen Stilfaktoren – bezogen auf den globalen Aktienmarkt sowie speziell für den europäischen und den US-Markt. In Europa verfügt es über einen dreijährigen Track Record, in den USA ist es sogar noch länger im Einsatz. Das Interesse der Investoren daran nimmt kontinuierlich zu – insbesondere auch unter Pensionskassen, Versicherern und Versorgungswerken, welche die entsprechenden Einschätzungen in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen. Zudem setzt BlackRock die Einschätzungen auf Wunsch auch direkt in institutionellen Mandaten um. Die Performance-Zahlen zeigen, dass das Faktor-Rotationsmodell funktioniert und Mehrwert liefert. Dynamik hält anAufgrund des besonders effizienten Zugangs über ETFs und der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten nutzen Investoren Faktor-Rotationsstrategien immer stärker. Generell sind Faktorstrategien einer der Bereiche im Assetmanagement, die besonders dynamisch wachsen. In den vergangenen Jahren belief sich das organische Wachstum auf durchschnittlich rund 11 % pro Jahr, während es branchenweit im niedrigen einstelligen Prozentbereich lag. Wir gehen davon aus, dass diese hohe Dynamik anhalten wird oder sich sogar weiter beschleunigt – nicht zuletzt deshalb, weil Investoren vermehrt auf Transparenz und Kosten achten. Hamed Mustafa, Leiter Institutional Sales Deutschland im Bereich ETF und Index Investing bei BlackRock