ZERTIFIKATE

Risiko und Ertrag im richtigen Verhältnis

Bonuszertifikate bieten hohe Renditechancen. Niedrige Barrierebruch-Wahrscheinlichkeiten helfen bei der Auswahl.

Risiko und Ertrag im richtigen Verhältnis

Von Armin SchmitzDie Nullzinspolitik der Notenbanken ist eine Herausforderung für Versicherungen, Pensionskassen und Anleger gleichermaßen. Anleihen werfen kaum noch Renditen bei einem vertretbaren Risiko ab. Viele Anleihen von Emittenten hoher Bonität bieten Negativzinsen. Auch die 0,17 % einer zehnjährigen Bundesanleihe lösen kein zufriedenes Lächeln auf den Gesichtern der Investoren aus. Auch Tagesgelder kommen je nach Bank und Anlagebetrag auf maximal 1,1 % oder weniger. Sicherlich gibt es Alternativen. Höhere Renditen sind am Anleihemarkt beispielsweise mit Unternehmensanleihen oder Schwellenländerbonds möglich, aber nur mit größeren Risiken.Bei der Suche nach höheren Renditen bietet der Zertifikatemarkt Alternativen an. Durch eine Kombination mit dem Aktienmarkt können Anleger befriedigendere Erträge bei definierten Risiken erzielen. Zu den schon seit vielen Jahren bewährten Teilschutzstrukturen zählen neben den etablierten Discountzertifikaten auch die Bonuspapiere. In diese haben Anleger in Deutschland rund 6,2 Mrd. Euro investiert, was einem Anteil von rund 10 % am gesamten Anlagevolumen des Zertifikatemarkts entspricht. Die klassische Bonuszertifikatestruktur ist einfach zu verstehen. Über diese Form von Zertifikaten können Anleger vollständig an steigenden Notierungen des abgebildeten Basiswerts, zu denen Aktien, Indizes oder auch Rohstoffe gehören, teilnehmen. Allerdings bergen diese nicht das komplette Marktrisiko, sondern bieten ein asymmetrisches Chance-Risiko-Profil. Denn das Bonusinvestment bietet über den Sicherheitspuffer einen partiellen Schutz vor fallenden Kursen. Solange der Basiswert während der Laufzeit die Barriere, die unter dem aktuellen Kurs liegt, nicht berührt oder unterschreitet, also auch wenn sich der Basiswert während der Laufzeit seitwärts oder moderat abwärts bewegt hat, erhalten Anleger eine festgelegte Bonuszahlung. Fällt der Basiswert auf oder unter die Barriere, geht der Bonusanspruch verloren. Das Teilschutzzertifikat wandelt sich dann in ein normales Indexzertifikat oder Aktienzertifikat, das die Bewegung des Basiswertes eins zu eins nachvollzieht. Dann drohen Verluste. Der Anleger hat allerdings immer noch eine Chance, in die Gewinnzone zu kommen, wenn die Kurse danach wieder kräftig anziehen. Im kurz- bis mittelfristigen Bereich bieten Bonuszertifikate, deren Kursentwicklung durch einen Kursdeckel bzw. Cap limitiert ist, derzeit attraktive Kennzahlen. Bei dieser Variante ist der maximale Ertrag zugunsten eines großzügigeren Sicherheitspuffers begrenzt. Positiver Einfluss der VolatilitätDer Anstieg der Volatilität an den Aktienmärkten hat die Kennzahlen bei Capped-Bonus-Zertifikaten in den vergangenen Wochen deutlich verbessert. Auf der anderen Seite steigerte die gewachsene implizite, also die vom Markt erwartete Volatilität das Risiko des Barrierebruchs der Teilschutzzertifikate. Für konservative Anleger ist es wichtig, die richtige Balance zwischen ausreichendem Risikopuffer und attraktiver Rendite zu finden. Meist schauen viele Anleger nach einer möglichst großen Rendite. Dank der Angabe von K.o.-Wahrscheinlichkeiten bei definierten Restlaufzeiten und einem ausreichenden Puffer ist die Auswahl von Produkten möglich, die nur Barrierenbruch-Wahrscheinlichkeiten im einstelligen Prozentbereich haben. Emittenten wie die UBS und Citi sowie das Berliner Technologie-Unternehmen SmartTrade weisen die “Knock-out-Risiken” von Bonusstrukturen aus. Mit Hilfe der Volatilität des Basiswertes geben beide Emittenten die finanzmathematische theoretische Wahrscheinlichkeit an, mit der die Knock-out-Schwelle bis zum Ende der Laufzeit getriggert wird. Während die UBS die historische, also die tatsächliche Volatilität nutzt, hat die Citi die implizite, also die vom Markt erwartete Volatilität gewählt. Mit Hilfe der Knock-out-Wahrscheinlichkeit können Anleger attraktive Kurzläufer unter Capped-Bonus-Zertifikaten ausfindig machen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Risiko eines Barriere-Triggers keine statische, sondern eine dynamische Kennzahl ist, die sich laufend ändert. So bietet das Bonus Cap Zertifikat der UBS auf den Euro Stoxx 50 (DE000US6AK47) mit einer Laufzeit bis zum 16. Dezember 2016 eine Bonus-Rendite von 1,6 % bzw. 2,7 %, falls die Barriere von 1 800 Zählern nicht verletzt wird. Es besteht also ein Puffer von 39,1 %. Die K.o-Wahrscheinlichkeit liegt bei 0,6 %. Es besteht allerdings ein Aufgeld von 13 %. Der Anleger sollte auf niedrige Aufgelder achten, damit der Verlust im Falle einer Barriereverletzung nicht höher ausfällt als die Einbußen des Basiswertes. Einzelwerte bieten mehr GewinnHöhere Renditen lassen sich bei Einzelwerten finden. So bietet das Bonus Cap Zertifikat der Citi auf die Volkswagen Vorzugsaktien (DE000CW5LG74) mit einer Laufzeit bis zum 5. Januar 2017 eine Bonus-Rendite von 3,5 % bzw. 5,5 %, falls die Barriere von 67 Euro nicht verletzt wird. Es besteht also ein Puffer von 47,8 %. Die K.o-Wahrscheinlichkeit liegt bei 1,6 %, das Abgeld bei 18 %. Das ING Capped Bonus-Zertifikat (DE000CW9BD26) wirft mit einem Bonus-Level von 10,10 Euro bei einer Laufzeit bis zum 17. Dezember 2015 eine Bonus-Rendite von 3,4 % bzw. eine maximale Rendite von 5,4 % p.a. ab. Die K-o.-Wahrscheinlichkeit liegt bei 2,2 % das Abgeld beträgt 5,4 %. Der Bonuspuffer beträgt 46 %. Letztlich gilt, je größer der Risikopuffer, je geringer die implizite Volatilität und je kürzer die Laufzeit ist, um so niedriger ist die Gefahr eines Barrierebruchs. —– 6,2 Mrd. Eurohaben Anleger in Bonuszertifikaten investiert. Das entspricht einem Anteil von 10,2 % am Gesamtvolumen des deutschen Zertifikatemarkts. In der Kategorie der Bonuszertifikate subsummieren sich neben den klassischen Bonuszertifikaten die Capped-Bonus-Papiere, die Reverse-Bonus-Zertifikate und die Bonus-Reverse-Cap-Zertifikate.