Risikoauflösung hilft den Südwest-Sparkassen

Verbandspräsident peilt nächste Fusion unter Bausparkassen an - Zinsergebnis im Sinkflug

Risikoauflösung hilft den Südwest-Sparkassen

igo Stuttgart – Die Sparkassen in Baden-Württemberg haben ihr Ergebnis 2016 nur dank Zuschreibungen bei der Risikobewertung gesteigert. Im operativen Geschäft sank der Zinsüberschuss um gut 3 % auf 3,3 Mrd. Euro. Dabei waren die Einlagen um 3,8 % auf 4,8 Mrd. Euro gestiegen. Das war laut Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg (SVBW), der stärkste Anstieg seit der Finanzkrise. Das Kreditvolumen wuchs um 4,5 % auf 5,1 Mrd. Euro.Zwar legte der ordentliche Ertrag um 15 Mill. Euro auf 1,1 Mrd. Euro zu, weil die Sparkassen laut Verbandsgeschäftsführer Joachim Herrmann vereinzelt Gebühren für Kontoführung oder Transaktionen erhöht haben. Der Rückgang des Zinsergebnisses könne damit aber auch langfristig nicht ausgeglichen werden. Schneider erwartet, dass der Zinsüberschuss 2017 weiter sinken wird.Bei der Vergabe von Immobilienkrediten zeigten sich die Auswirkungen der Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die seit April 2016 gilt. Im zweiten und dritten Quartal gingen die Darlehenszusagen um 21 % und 13 % zurück, erst im vierten Quartal stiegen sie wieder leicht. Schneider führte die Erholung darauf zurück, dass sich die Sparkassen bei der Vergabe dem Wettbewerb angepasst hätten und nun bereit seien, “in der Interpretation der Richtlinie mehr Risiko zu nehmen”.Der Gewinn der Sparkassen stieg um 14 % auf rund 1,3 Mrd. Euro. Grund dafür war die teilweise Auflösung der Risikovorsorge. Die Sparkassen hatten in der Finanzkrise große Puffer für Kreditausfälle bilden müssen, die nicht versteuert werden mussten. Nun muss die Rücklage abgebaut werden. Das führte dazu, dass das Betriebsergebnis der Sparkassen nach der Risikobewertung mit 1,9 Mrd. Euro erneut über dem Ergebnis vor Risikovorsorge von 1,7 Mrd. Euro liegt.Angesichts der Belastungen aus dem Niedrigzinsumfeld und der Regulierung und den Herausforderungen durch die Digitalisierung ist die Finanzgruppe aus Schneiders Sicht noch “zu heterogen” aufgestellt. Insbesondere bei den Landesbausparkassen (LBS), die zur Finanzgruppe gehören, plädiere er daher für Fusionen. “Wir sollten bei den Landesbausparkassen in der Gruppe immer weiter zusammenrücken”, sagte er. Liebe vergeht, Hektar bestehtDie genossenschaftliche Bankengruppe habe mit Schwäbisch Hall “nur einen Anbieter mit einer Produktlandschaft und höhere Provisionserträge”, so Schneider. Sobald die laufende Fusion der LBSen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zur LBS Südwest in zwei bis drei Jahren verdaut sei, “sollten wir uns zu weiteren Gesprächen aufmachen”. Im Blick hat er dabei nur gut kapitalisierte LBSen, eine Brücke nach Bayern sei naheliegend. Die Sparkassen im Südwesten drängten darauf, das Beteiligungsrisiko durch Fusionen nicht zu erhöhen. Oder, wie Schneider es formulierte: “Liebe vergeht, Hektar besteht”.