Broker übernimmt Bitstamp

Robinhood wettet auf Krypto-Boom in Europa

Robinhood expandiert im Kryptomarkt und übernimmt die europäische Digital-Assets-Börse Bitstamp für 200 Mill. Dollar. Der Broker will sich vom Image der Plattform für Meme Stocks lösen und gleichzeitig in Europa expandieren.

Robinhood wettet auf Krypto-Boom in Europa

Robinhood wettet auf Krypto-Boom

US-Broker übernimmt europäische Digital-Assets-Börse Bitstamp – Vorstoß unter institutionelle Investoren

Während der regulatorische Druck auf die Digital-Assets-Branche in den USA zunimmt, setzt der kalifornische Broker Robinhood auf goldene Krypto-Zeiten in Europa. Mit der Übernahme der Handelsplattform Bitstamp will der Finanzdienstleister verstärkt auf institutionelle Investoren zugehen.

xaw New York

Der Broker Robinhood will sein Image als Handelsplattform für Meme Stocks abstreifen – und expandiert zugleich im Kryptomarkt. So hat der kalifornische Finanzdienstleister die Übernahme der europäischen Digital-Assets-Börse Bitstamp für 200 Mill. Dollar angekündigt. Damit expandiert Robinhood in einer Phase außerhalb des Heimatmarkts, in der das regulatorische Umfeld innerhalb der USA deutlich unfreundlicher geworden ist.

Rückvergütungen in Gefahr

Schließlich erwarten Broker und Wertpapierhändler in den Vereinigten Staaten im laufenden Jahr eine Entscheidung über eine von der Börsenaufsicht SEC vorgeschlagene Marktstrukturreform. Durch die in der Finanzbranche viel kritisierte Neuregelung will die Behörde eine fairere Orderausführung für Investoren erreichen, die Praxis des Payment for Orderflow – also der von Börsen an Broker gezahlte Rückvergütungen für das Routing von Trades – würde sie damit aber effektiv erheblich einschränken.

Robinhood stünde dann laut Analysten vor der Herausforderung, den Wegfall eines zentralen Einnahmenstroms kompensieren zu müssen – womöglich über die Wiedereinführung von Provisionen oder Handelsgebühren auf der eigenen Plattform. In der Europäischen Union ist Payment for Orderflow seit dem laufenden Jahr untersagt, gerade deshalb sehen Marktbeobachter Transaktionsgebühren aus dem Handel mit Kryptowährungen auf Bitstamp für Robinhood aber als interessante Möglichkeit, um die Erlöse zu diversifizieren.

Neuregulierung weckt Hoffnung

Denn der Broker setzt mit dem Schritt auf ein langfristig höheres Interesse an Digital Assets in Europa – und will dabei nach eigenen Angaben auch erstmals auf institutionelle Investoren zugehen. Bisher ist Robinhood vor allem als Plattform für Aktientrader bekannt, die sich in Internetforen wie Reddit zu konzertierten Käufen von Aktien wie Gamestop verbünden – diese Meme Stocks zeichnen sich durch geringe Marktkapitalisierung, hohes Short Interest und eine extreme Volatilität aus.

In Bezug auf digitale Anlagen soll sich das Image nun ändern. Schließlich hat die Europäische Union mit der Verordnung Markets in Crypto Assets (Mica), die ab Ende 2024 vollständig rechtsverbindlich wird, ein einheitliches regulatorisches Rahmenwerk für Kryptowährungen geschaffen. Bei Branchenvertretern wie dem Vermögensverwalter Coinshares weckt dies Hoffnungen, dass das Segment infolge einer höheren Rechtssicherheit auch für große institutionelle Marktteilnehmer zugänglicher wird.

Mittelzustrom erwartet

Für einen Aufschwung am Kryptomarkt hat in den vergangenen Monaten auch die US-Zulassung von Spot-ETFs auf Bitcoin gesorgt. Weil Digital-Assets-Investitionen über börsengehandelte Fonds für institutionelle Investoren einfacher mit ihren Risikomanagement-Vorgaben vereinbar sind als die Selbstverwaltung einer Wallet, spekulieren Krypto-Enthusiasten nun auf größere und konstantere Mittelflüsse ins Segment, die auch den europäischen Markt stützen sollen.

In den USA greifen die Regulierungsbehörden seit dem Kollaps der Kryptobörse FTX im November 2022 hingegen wesentlich härter gegen Digital-Assets-Dienstleister durch. So hat die SEC eine Reihe an Klagen gegen führende Adressen im Markt wie Coinbase und Binance eingereicht. Die Behörde stuft nahezu alle Cyberdevisen außer Bitcoin und Ether als nicht registrierte Wertpapiere ein und wirft den Handelsplattformen somit vor, diese unrechtmäßig gelistet zu haben.

Klagedrohung in den USA

Robinhood warnte Anfang Mai ebenfalls vor einer bevorstehenden Klage der SEC gegen das Kryptogeschäft des Brokers, nachdem die Aufsicht diesem eine entsprechende Androhung über eine sogenannte Wells Notice hatte zukommen lassen. Der Finanzdienstleister bietet in den meisten US-Bundesstaaten bisher 15 Kryptowährungen zum provisionsfreien Handel an – und verweist darauf, bewusst auf bestimmte Kryptoservices verzichtet zu haben, um nicht mit der SEC in Konflikt zu geraten.

Im vergangenen Jahr erzielte der Broker 17% seiner transaktionsbasierten Erlöse von insgesamt 785 Mill. Dollar über Kryptowährungen. Im Dezember begann Robinhood zudem damit, das Angebot auch für EU-Investoren zugänglich zu machen. Johann Kerbrat, General Manager von Robinhood Crypto, bezeichnete die Übernahme der in Luxemburg ansässigen Bitstamp nun als „bedeutenden Schritt“ für die Wachstumsstrategie. Die 2011 gegründete Kryptobörse verfügt nach eigenen Angaben global über mehr als 50 Lizenzen und Registrierungen.

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