Steuerliche Förderung

Rom fördert Banken­konsolidierung

Italien steht vor einer neuen Konsolidierungswelle im Bankensektor. Die Regierung fördert Zusammenschlüsse zwischen den Instituten steuerlich massiv. Vor allem die HypoVereinsbank-Mutter Unicredit gilt als Protagonist einer Neuordnung. Die Banken haben für das erste Quartal überraschend gute Zahlen vermeldet.

Rom fördert Banken­konsolidierung

bl Mailand

Italiens Banken haben im ersten Quartal dieses Jahres deutlich besser abgeschnitten, als Analysten erwartet hatten. Sogar das Kriseninstitut Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist in die Gewinnzone zurückgekehrt. Außerdem haben sie ihre Rückstellungen für Kredite reduziert und ihre Kapitalpositionen deutlich verbessert. Beobachter erwarten nun eine neue Konsolidierungswelle: Denn die Regierung fördert diese steuerlich massiv. Insgesamt hat Rom dafür nach Berechnungen der Deutschen Bank bis 30. Juni 2022 etwa 11,6 Mrd. Euro bereitgestellt.

Die guten Ergebnisse der Banken resultieren aus dem lebhaften Handels­geschäft und deutlich höheren Provisionsergebnissen: „Die Vermögenseinlagen sind stark gestiegen, und die Börsen waren sehr volatil, was den Banken genutzt hat“, sagt Stefano Caselli, Bankenprofessor an der Mailänder Universität Bocconi, der Börsen-Zeitung. Er fügt hinzu: „Die Banken haben hohe Rückstellungen für Kredite gebildet, ihre Kosten reduziert und gehen bei der Kreditvergabe sehr selektiv vor. Sie sind extrem stark kapitalisiert.“

Partnersuche läuft

Der Experte erwartet eine Fortsetzung der positiven Entwicklung und eine neue Konsolidierungsrunde unter den noch ungefähr 100 selbständigen Instituten im Land – vorausgesetzt, die Pandemie flammt im Herbst nicht erneut auf. Italiens Regierung fördert Zusammenschlüsse mit Steuergutschriften, vor allem in Form der sogenannten Deferred Tax Assets (DTAs), die im Falle einer Übernahme eine Umwandlung steuerlicher Verluste in Steuergutschriften vorsehen. Caselli findet das gut. „Es braucht steuerliche Anreize, um Fusionen zu fördern.“ Es gebe etwa zehn Banken in Italien, die an Übernahmen interessiert seien. Be­kannte Kandidaten seien Monte dei Paschi, die Volksbank von Sondrio, BPER, BPM und Credem. Caselli: „Ich wäre überrascht, wenn in diesem Jahr nichts passierte.“ Wenig Chancen sieht er für die Genueser Carige und die Volksbank von Bari, die dringend Partner suchen. „Es gibt einen Grund, dass es für beide Institute keine Interessenten gibt.“ Vermutlich drohten dort unliebsame Überraschungen in den Büchern.

Im Mittelpunkt der Diskussion steht die HypoVereinsbank-Mutter Unicredit. Sie hat sich in den vergangenen Jahren von ihren Beteiligungen an Mediobanca, Finecobank, Pekao und Yapi Kredi getrennt und ihre Fondstochter Pioneer an Amundi verkauft. In den Augen der Regierung ist Unicredit der natürliche Kandidat für eine Übernahme der mehrheitlich staatlichen Monte dei Paschi di Siena, die privatisiert werden muss. Unicredit würde in diesem Fall von einer Steuergutschrift von etwa 3,6 Mrd. bis 3,8 Mrd. Euro profitieren. Auch Italiens drittgrößte Bank BPM, Generali und die Investmentbank Mediobanca werden als mögliche Partner für Unicredit gehandelt. Doch Mediobanca-Chef Alberto Nagel hat schon abgewunken: „Das ergibt keinen Sinn“. Caselli teilt diese Meinung: „Nagel hat Recht, nicht mit einer Universalbank zusammengehen zu wollen.“ Mediobanca könne als große spezialisierte Boutique in den Bereichen Assetmanagement und Investment Banking eine viel wichtigere Rolle spielen.

Von Unicredit erwartet Caselli viel: Sie habe ihren neuen Chef An­drea Orcel nicht ausgewählt, um die Monte dei Paschi zu erwerben, sondern um in Europa zu wachsen. „Beschränkte er sich auf Übernahmen nur in Italien, wäre das wenig ehrgeizig und eine Enttäuschung.“

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