Rosige Aussichten für Payments
kb Frankfurt
Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen wird sich in den kommenden Jahren wieder beschleunigen. Dies geht aus dem Global Payments Report der Boston Consulting Group (BCG) hervor. Im vergangenen Jahr war der Ertragspool im Zuge der durch die Corona-Pandemie verursachten Einschränkungen allerdings weltweit um 2,5% auf 1,5 Bill. Dollar geschrumpft, da weniger Transaktionen stattfanden.
Bargeldlos im Trend
Das dürfte nur vorübergehend gewesen sein, denn „der Trend zum bargeldlosen Bezahlen hält weltweit ungebrochen an“, ist Michael Strauß, BCG Senior Partner zuständig für Payments in Europa und Co-Autor der Studie, überzeugt. Die Corona-Pandemie wirke als Beschleuniger, da Konsumenten verstärkt online einkaufen oder an der Ladenkasse per Karte oder Mobiltelefon elektronisch bezahlen, unterstreicht Strauß.
Entsprechend geht BCG davon aus, dass der globale Ertragspool in den nächsten fünf Jahren um jährlich 7,3% auf 2,1 Bill. Dollar im Jahr 2025 steigen wird. Bis zum Ende der Dekade könnte sich der Ertragspool weiter nach jährlichen Zuwächsen um 6,4% auf 2,9 Bill. Dollar im Vergleich zu 2020 nahezu verdoppeln (siehe Grafik). Hierzu zählt BCG Einnahmen aus Zahlungsverkehrstransaktionen sowie Gebühren und Zinserträge aus Girokonten oder ausgegebenen Kreditkarten.
Auch in Deutschland gewinnt der unbare Zahlungsverkehr zunehmend an Bedeutung, denn kontaktloses Bezahlen löse zunehmend Bargeld ab. Laut BCG zahlte jeder Deutsche 2020 im Schnitt 245 Einkäufe digital. Dies sei ein Anstieg der elektronischen Transaktionen pro Kopf im Vergleich zum Vorjahr um 8%. Dieser Trend werde sich fortsetzen, ist BCG überzeugt und prognostiziert bis 2025 ein Plus von 39% auf 342 Transaktionen in Deutschland.
Der Zahlungsverkehr entwickelt sich damit zunehmend zur relevanten Erlösquelle für die Finanzdienstleistungsbranche, unterstreichen die BCG-Strategieberater und empfehlen Zahlungsdienste-Anbietern, sich auf diese Entwicklungen strategisch vorzubereiten und frühzeitig zu reagieren. Die größten Wachstumschancen verortet BCG für Payment-Dienste, die die Zahlungsakzeptanz und die Verrechnung zwischen Einzelhändlern und Kreditkartenfirmen durchführen. Doch auch diese sogenannten Merchant Acquirer stünden vor Herausforderungen angesichts des E-Commerce-Booms, da Marktplätze und Softwareanbieter mit integrierten Payment-Funktionalitäten an Bedeutung gewinnen. „Zahlungsverkehrsdienstleister sollten verstärkt vorhandene Transaktionsdaten verwerten und in Mehrwertleistungen sowie digitale Vertriebsansätze investieren, um das Kundenerlebnis zu verbessern“, sagt Strauß.
Auch viele Fintech-Unternehmen im Zahlungsverkehr stünden vor Herausforderungen. Angesichts ihres schnellen Wachstums und erhöhten Reifegrads seien sie nun gut beraten, sich kritisch zu hinterfragen, betont Co-Autor Markus Ampenberger. „Neben der Wachstumsstrategie über das bestehende Kerngeschäft hinaus in neue Produkte, Märkte und Anwendungsfälle geht es dabei oft auch um eine Professionalisierung des Betriebsmodells.“
Im Geschäft mit Firmen- und Großkunden (Wholesale) bleiben die Zahlungsverkehrserträge nach Einschätzung von BCG mittel- bis langfristig stabil. „Produktangebot und Preisgestaltung sollten viele Transaktionsbanken neu überdenken. Dabei gilt es auch, die Möglichkeiten der Digitalisierung und der intelligenten Nutzung von Transaktionsdaten zu berücksichtigen. Das betrifft auch angrenzende Dienstleistungen – etwa im Bereich Liquiditätsmanagement oder Supply Chain Finance“, erklärt Ampenberger. Grundsätzlich sei das Ökosystem des Zahlungsverkehrs dynamischer als je zuvor, und es gelte, den Weg entschlossen zu verfolgen, um sich einen langfristigen strategischen Vorteil zu verschaffen.
Wertberichtigt Seite 8