Royal Bank of Scotland rüstet sich für den Brexit

Institut schreibt 100 Mill. Pfund vor EU-Austritt ab

Royal Bank of Scotland rüstet sich für den Brexit

bet London – Die Royal Bank of Scotland (RBS) bereitet sich auf einen unangenehmen Verlauf des Brexits vor und verbucht prophylaktisch eine Abschreibung von weiteren 100 Mill. Pfund (112 Mill. Euro). Investoren zeigten sich überrascht: Der Aktienkurs des britischen Finanzinstituts verlor an der Londoner Börse zu Handelsbeginn knapp 6 % und erholte sich nur wenig. Die konkurrierende Lloyds Banking Group, die ebenfalls stark auf den britischen Heimatmarkt ausgerichtet ist, hatte sich am Vortag zuversichtlich über die Folgen des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU gezeigt und keine höheren Kreditausfälle oder eine Verschlechterung der Zahlungsmoral ihrer Klienten festgestellt. Niedrige NPL-QuoteAuch RBS-Chef Ross McEwan hob anlässlich der Bekanntgabe der Quartalszahlen am Freitag hervor, der Anteil fauler Kredite (NPL) im Portfolio der RBS liege auf sehr tiefem Niveau. Geänderte Bilanzierungsregeln hätten es notwendig gemacht, den möglichen Schaden durch einen harten, ungeregelten Brexit schon jetzt einzuberechnen. Dieses Szenario, bei dem keine Einigung über die bilateralen Handelsbeziehungen zustande kommt, ist wahrscheinlicher gewordenen.Die Wertberichtigung belastete den Geschäftsverlauf von Juli bis September nicht übermäßig: Erträge und Vorsteuergewinn der RBS fielen besser aus als erwartet. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum kletterten die Erträge um 15 % auf 3,6 Mrd. Pfund (4,1 Mrd. Euro); das Vorsteuerergebnis stieg um 10 % auf umgerechnet 1,1 Mrd. Euro. Hinter den Prognosen blieb der Reingewinn von 506 Mill. Euro zurück, der aber immer noch um 14 % zugelegt hat. Gegenüber dem zweiten Quartal verlor die Ertragszunahme allerdings an Tempo – ein Verlauf, der angesichts der seit dem Sommer gewachsenen Unsicherheit um den Brexit nachdenklich stimmt. Auch der Rückgang der Nettozinsmarge von 2,01 % im Zeitraum von April bis Juni auf 1,93 % von Juli bis September fiel Analysten auf.Die Kapitalausstattung entwickelte sich hingegen gut: Die Kernkapitalquote kletterte auf 16,7 % per Ende September – acht Basispunkte mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Die RBS, die in der Finanzkrise vom britischen Staat gerettet wurde und noch zu 62 % in dessen Besitz ist, hat sich eine Quote von minimal 13 % vorgeschrieben.Im August leistete sie mit einer Zwischendividende die erste Ausschüttung seit dem Kollaps, auch für das Gesamtjahr wird eine Dividende angestrebt. Details zur künftigen Ausschüttungspolitik nannte die Bank nicht. Die RBS bemüht sich auch um eine weitere Reduktion des Staatsanteils durch einen Aktienrückkauf.