Rückendeckung für Zielke

Commerzbank-Aktionäre gedulden sich in der Hoffnung, dass sich die Strategie finanziell auszahlt

Rückendeckung für Zielke

Trotz der anhaltenden Ertragsschwäche hat die Hauptversammlung Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank mit Mehrheiten jenseits der 99-Prozent-Marke entlastet. Kritische Nachfragen gab es vor allem zu Nachhaltigkeitsthemen – auch dank eines Auftritts der Schülerbewegung “Fridays for Future”. lee Wiesbaden – Leicht aus der Ruhe bringen lässt sich Martin Zielke nicht. Nahezu jede Nachfrage zur Geschäftsentwicklung beantwortete der Commerzbank-Chef am Dienstag auf der Hauptversammlung gebetsmühlenartig mit dem Verweis auf die Strategie “Commerzbank 4.0”. Sichtlich bemüht, die Erfolge bei deren akribischer Umsetzung zu vermitteln, räumte er immerhin ein, dass der 2018 erzielte Gewinn von 865 Mill. Euro auch ihn nicht zufriedenstellt: “Hier können und müssen wir mehr erreichen.” Offen ließ Zielke, an welchen Stellschrauben gedreht werden könnte, wenn die Strategie im Herbst weiterentwickelt wird.Trotz mangelnder Profitabilität fiel die Kritik in der Summe moderat aus. Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) akzeptierte sogar, dass die Ausschüttungsquote mit 30 % deutlich unter der DSW-Forderung von 50 % des Konzernüberschusses liegt. Da die Strategie noch nicht abgeschlossen und wesentliche Herausforderungen noch zu erwarten seien, erscheine dies gerechtfertigt. Das sah wohl beinahe der ganze Saal so. Bei einer Präsenz von 54,02 % der Stimmrechte wurde der Dividendenvorschlag von 20 Cent pro Aktie mit einer Mehrheit von 99,5 % befürwortet. Aktionärsvertreter Wolfgang Aleff sah in der Ausschüttung gar “das Licht am Ende des Tunnels”. Wie Nieding begrüßte er das Ende der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank. Die Commerzbank sei nicht das Ersatzteillager für ertragsschwache Dritte.Die schärfste Kritik an der strategischen Ausrichtung kam von Rolf Mugrauer, der für seine eigenen Aktien sprach. Er hält einen drastischen Stellenabbau für erforderlich, um die Commerzbank wieder in die Gewinnspur zu bringen. Unverständnis äußerte er über das engmaschige Netz von bundesweit 1 000 Filialen. Die meisten Bankgeschäfte würden längst online erledigt: “Der durchschnittliche Kunde geht heute nur noch einmal im Jahr in die Filiale.”Dem widersprach Zielke entschieden: “Jeden Tag besuchen 450 000 Menschen unsere Filialen.” Das Filialnetz mache die Commerzbank unterscheidbar. Es stehe zwar auch weiterhin im Zentrum der Überlegungen des Vorstands, dies aber vor allem mit Blick auf das dort angebotene Leistungsspektrum. “Fest steht aber, dass wir uns nicht aus der Fläche zurückziehen”, sagte er.Ungewöhnlich viel Raum nahmen Nachhaltigkeitsthemen ein. So appellierten etwa Ali Jameel von der jemenitischen Nichtregierungsorganisation Mwatana und Barbara Happe von den Kritischen Aktionären an den Vorstand, die Finanzierung von Rüstungskonzernen zu stoppen, die den Krieg in Jemen beliefern. Namentlich nannten sie BAE Systems und Rheinmetall. Auch die Klimaaktivisten der Schülerbewegung “Fridays for Future” meldeten sich zu Wort. Ihr Vertreter Vincent Lohmann kritisierte, dass die Commerzbank zu den Banken gehöre, die dem Kraftwerksbetreiber RWE 2018 eine Kreditlinie über 5 Mrd. Euro gewährt hätten, und fragte: “Warum nehmen Sie sich kein Vorbild an Investoren, die vollständig aus fossilen Energien aussteigen?” Zielke lehnte es ab, auf einzelne Kundenbeziehungen einzugehen, lobte Lohmann und seine Mitstreiter aber für ihr Engagement: “Ihr Anliegen ist richtig und wichtig.” Diese Fragen diskutiere er auch mit seinen Töchtern zu Hause am Esstisch.