Rückversicherer atmen durch
Nach den verheerenden Großschäden aus Naturkatastrophen 2011 haben die großen Rückversicherer einen guten Jahresauftakt erwischt. Wie die Wettbewerber Swiss Re und Hannover Rück profitierte der Branchenprimus Munich Re vom Ausbleiben vieler Großschäden sowie von höheren Kapitalanlageergebnissen.sck München – Im ersten Quartal erwirtschaftete die Munich Re einen Überschuss von 782 Mill. Euro nach einem Verlust von fast 1 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Finanzvorstand Jörg Schneider bekräftigte das Ziel, im Gesamtjahr nach Steuern rund 2,5 Mrd. Euro zu erreichen.Im vergangenen Jahr war der Überschuss um 1,7 Mrd. auf 712 Mill. Euro eingebrochen. Grund dafür waren die hohen Belastungen unter anderem aus den Erdbeben in Japan und in Neuseeland. In den ersten drei Monaten dieses Jahres blieb die Branche von größeren Schäden aus Naturkatastrophen weitgehend verschont. Die Belastung aus der Havarie des italienischen Kreuzfahrtschiffes “Costa Concordia” ist für die Versicherer bislang überschaubar.Nach Vorlage des Zwischenberichts – die Eckdaten waren bereits bekannt – büßte die Aktie zeitweise 1,7 % auf 106 Euro ein. Anleger reagierten offenbar enttäuscht auf die erreichte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) und auf das Ergebnis der Vertragserneuerungsrunde zum 1. April. Analysten hatten bei beiden Punkten mehr erwartet.Dank der deutlich geringeren Schadenbelastungen lag die Combined Ratio des Marktführers im Kerngeschäft mit 94,6 (i.V. 161,3) % zwar unter der kritischen Schwelle, der Rivale Swiss Re schnitt aber mit 84,9 % im ersten Quartal deutlich besser ab (vgl. BZ vom 5. Mai). Die Munich Re kam aber immerhin auf einen besseren Wert als die Hannover Rück (96,8 %), die Nummer 3 der Branche. Eine Combined Ratio von über 100 % signalisiert, dass ein Rückversicherer die Kosten aus Schäden und Verwaltung nicht mit den Beiträgen decken kann. Im ersten Quartal des vergangenen Jahres hatten viele Rückversicherer diese Schwelle wegen der Katastrophe in Japan deutlich überschritten. Preise steigen weiterSo verheerend die Folgen des Erdbebens und des Tsunamis für das Land waren, die Naturkatastrophe hatte zur Folge, dass die Preise für Versicherungsdeckungen gegen Naturkatastrophen seitdem deutlich steigen – allerdings bei der Munich Re wohl nicht in dem Maße, wie es mancher Analyst erwartet hatte. Das für das Rückversicherungsgeschäft zuständige Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek berichtete von einem erzielten Preisanstieg von durchschnittlich 5 % in der jüngsten Erneuerungsrunde für die Aktivitäten in Japan, Südkorea und in den USA. Allerdings schrumpften die Beiträge um fast 3 % auf 1,1 Mrd. Euro in diesen Ländern. Der Grund: Die Munich Re kündigte einige Erdbebendeckungen in Japan, weil sie sich für den Konzern nicht mehr rechnen. Die Erneuerung zum 1. April umfasst gut 10 % des Geschäfts der Schaden- und Unfallrückversicherung. Der Großteil des Volumens wird turnusgemäß aber zu Jahresbeginn neu ausgehandelt. Hier erzielte Munich Re zuletzt im Durchschnitt einen Preisanstieg von rund 2 %. Rendite unter DruckNach den Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge der europäischen Staatsschuldenkrise konnten die Rückversicherer im ersten Quartal durchatmen. Größere Abschreibungen auf Griechenland-Papiere belasteten die Bilanz nicht mehr, nachdem die Gläubiger auf einen Großteil ihrer Forderungen gegenüber dem Land verzichtet hatten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hatte die Munich Re auf Hellas-Bonds gut 1,2 Mrd. Euro abgeschrieben.Im Jahresauftaktquartal 2012 steigerte der Konzern sein Kapitalanlageergebnis um fast 15 % auf über 2,2 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Der Großteil der Gewinne resultierte aus der Umschichtung von festverzinslichen Wertpapieren und Derivaten. Ähnlich gingen auch Swiss Re und Hannover Rück vor. Nichtsdestotrotz besteht der überwiegende Teil des Kapitalanlageportfolios der Rückversicherer aus festverzinslichen Papieren (Munich Re: 87 % oder 183 Mrd. Euro). Darunter befinden sich viele Staatsanleihen. Bei der Munich Re sind es überwiegend Bonds von Deutschland und den USA. Das Volumen, das sich auf die Euro-Problemländer (Griechenland, Italien, Spanien, Irland und Portugal) bezieht, betrug Ende März 6,5 Mrd. Euro (siehe Tabelle “Staatsanleihen im Anlageportfolio”).Im ersten Quartal erwirtschaftete der Konzern eine Kapitalanlagerendite von 4,3 % und damit mehr als die Hannover Rück (3,9 %). Finanzvorstand Schneider warnte aber, dass sich diese Verzinsung nicht fortschreiben lasse. Er rechnet für das Gesamtjahr mit 3,5 %. Wie andere Versicherer zollt die Munich Re der Niedrigzinsphase Tribut, was insbesondere die Kapitalanlagerendite aus den laufenden Erträgen drückt. Diese schrumpfte im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt bei der Munich Re um 0,3 Prozentpunkte auf 3,6 %.