Rückversicherer im Preiskampf
Der Preisverfall im weltweiten Rückversicherungsgeschäft hält unvermindert an. Zu Beginn der heißen Phase der turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunde zum Jahreswechsel mit den Erstversicherern üben sich die großen Rückversicherer aber in Zuversicht. Aus Sicht von Marktführer Munich Re und der Hannover Rück bleiben die Raten in Deutschland weitgehend stabil.sck München – Der deutsche Rückversicherungsmarkt stemmt sich gegen den Preisrückgang im weltweiten Geschäft. Zum Auftakt der Verhandlungen mit den Erstversicherern und industriellen Großkunden zeigen sich die großen Anbieter der Branche hinsichtlich der Tarife im größten EU-Land relativ entspannt.”Ich sehe keinen Grund, warum die Rückversicherungspreise nach unten gehen sollen”, sagte der für die Deutschland-Aktivitäten zuständige Munich-Re-Vorstand Ludger Arnoldussen laut Reuters in Baden-Baden. Ähnlich äußerte sich sein Amtskollege Michael Pickel vom Wettbewerber Hannover Rück. In Deutschland erwartet er “insgesamt stabile Konditionen und Preise”, wie Reuters berichtete. In der badischen Kurstadt kommen jährlich im Herbst Vertreter der Assekuranz zusammen, um für die zum 1. Januar anstehende Vertragserneuerungsrunde die Preise und Konditionen neu auszuhandeln. Diese Runde ist ein Gradmesser für die gesamte Branche, weil dort mehr als die Hälfte der Versicherungspolicen zur Erneuerung anstehen. Ein Großteil davon betrifft das Geschäft in Europa.Arnoldussen zufolge haben sich die Preise für Rückversicherungsdeckungen im Heimatmarkt bereits in den vorhergehenden Vertragserneuerungsrunden seitwärts bewegt. Seine Erwartung für das Deutschland-Geschäft stützt er mit den Hagelstürmen und Überschwemmungen in diesem Jahr. Angesichts dessen müssten die Preise eigentlich sogar steigen, sagte Arnoldussen. Aktienkurse geben nachLetzteres bleibt aber vorerst nur Wunschdenken. Denn der Wettbewerb im Markt für Rückversicherungen ist derzeit sehr stark. Das drückt generell auf die Preise und damit auf die Margen der Anbieter. Die gedämpften Aussagen von Munich Re und Hannover Rück trugen nicht dazu bei, die Aktienkurse in einem ohnehin schwachen Markt zu stützen. Das Papier des Münchner Dax-Konzerns büßte zeitweise 2,8 % auf 142,80 Euro ein. Der Titel der Hannover Rück verlor 0,8 % auf 60,15 Euro an Wert.Der Druck auf die Preise sei im Allgemeinen nicht höher geworden als auf dem Branchentreffen in Monte Carlo im September, erläuterte Arnoldussen. Im Spätsommer treffen sich die Versicherer zu Vorgesprächen regelmäßig im mondänen Stadtteil von Monaco. Auch in diesem Jahr war der anhaltende Preisverfall Thema Nummer 1 (vgl. BZ vom 16. September). Seit einiger Zeit stehen bei den Rückversicherern die Raten unter Druck (“weicher Markt”). Hauptgrund dafür sind Überkapazitäten auf der Angebotsseite, da die meisten Rückversicherer bislang relativ glimpflich durch die Finanzmarktkrise gekommen sind. Sie konnten dadurch auskömmliche Kapitalpuffer aufbauen. Zugleich verstärkt aber die Finanzkrise den Preisrückgang, da wegen der niedrigen Zinsen infolge der expansiven Geldpolitik der Notenbanken die Branche immer mehr Newcomer verzeichnet. Dabei handelt es sich um branchenfremde Adressen wie US-Pensionskassen oder Hedgefonds, die im Zinstief auf der Suche nach höher rentierlichen Geschäften über Naturkatastrophenanleihen in den Markt drängen.In diesem Umfeld haben sich die Hoffnungen etablierter Anbieter auf eine Trendumkehr bisher nicht erfüllt. In der zurückliegenden Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2013 verzeichneten die führenden Häuser Munich Re, Swiss Re, Hannover Rück und Scor je nach Segment rückläufige, bestenfalls stagnierende Raten.—– Wertberichtigt Seite 8