Rückgang des Wohnkreditbestands "nur eine Frage der Zeit"
Rückgang des Wohnkreditbestands "nur eine Frage der Zeit"
Obwohl Neugeschäft gering ist, wächst das Volumen der Baukredite noch – Gipfel laut Beratungsfirma Barkow bald erreicht
jsc Frankfurt
Nach dem Einbruch des Neugeschäfts mit Wohnkrediten in Deutschland wird laut Prognose der Beratungsfirma Barkow auch der Kreditbestand bald sinken. Zwar erreichte das Volumen von Krediten mit einer Ursprungslaufzeit von mehr als fünf Jahren laut Bundesbank zur Jahresmitte einen Betrag von 1.546 Mrd. Euro, was auf Jahressicht einem Plus von 3,1% entspricht. Allerdings lässt das Wachstum deutlich nach. Ende 2022 lag das Plus auf Jahressicht noch bei 5,6%, davor waren sogar noch höhere Zuwächse üblich. Ein Rückgang des Volumens sei "nur eine Frage der Zeit", vermutet Firmenchef Peter Barkow.
Für ein Schrumpfen der Bestände spricht erstens das schwache Neugeschäft: 81 Mrd. Euro sagte die Kreditwirtschaft hierzulande laut Bundesbank im ersten Halbjahr zu. In der ersten Hälfte 2022 hatten die Institute annähernd doppelt so viel Geld vergeben. Eine Trendwende zeichnet sich bisher nicht ab.
Zweitens werden Kredite für Neubauten je nach Baufortschritt schrittweise ausgezahlt. Der Kreditbestand wächst also nach hohen Zusagen in der Vergangenheit noch immer zeitverzögert weiter, wie Barkow hervorhebt. Dieser Effekt jedoch lasse allmählich nach.
Lieber Festgeld als Sondertilgung
Es gibt aber auch einen gegenläufigen Effekt: Sondertilgungen sind seltener geworden, wie Berater Barkow aus Gesprächen mit Banken erzählt. Privatleute tragen die Kreditschuld also nur allmählich ab. Dieser Effekt verhindert einen abrupten Schwund des Bestands.
Die Zinssätze für neue Sparangebote liegen heute oft höher als für Darlehen, die noch vor der Zinswende ausgereicht worden sind. Im Durchschnitt bieten Banken 2,9% für Festgeldangebote mit einer Laufzeit von zwei Jahren an, wie das Finanzportal FMH ausweist. In der Spitze sind demnach sogar 4,4% möglich. Zum Vergleich: Der Zinssatz für ein neues Wohndarlehen mit einer Zinsbindung von mehr als zehn Jahren lag laut Bundesbank Anfang 2022 im Durchschnitt bei 1,4%.
Die Wohnimmobilienpreise fallen derzeit: Im zweiten Quartal 2023 lagen die erzielten Werte rund 5,4% unter dem Wert der Vorjahresperiode, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) aufschlüsselt. Insgesamt fielen die Preise im zweiten Jahresviertel nicht mehr so stark wie im Startquartal – der Verband spricht daher bereits von einer nahenden "Seitwärtsbewegung".