Rückschlag für BBVA bei feindlicher Übernahme von Sabadell
Rückschlag für BBVA bei feindlicher Übernahme
Spanische Wettbewerbsaufsicht wird Angebot für Sabadell genauer prüfen – BBVA droht mit Rückzug bei zu großen Auflagen
Der Übernahmekampf in der spanischen Bankenbranche geht in die Verlängerung. Die Wettbewerbshüter der CNMC nehmen sich mehrere Monate Zeit für die Einschätzung der Übernahme von Sabadell durch BBVA wegen der Auswirkungen auf den Markt. Das letzte Wort hat die spanische Regierung.
ths Madrid
Der CEO von BBVA, Onur Genç, hatte bei der Präsentation der Quartalszahlen der spanischen Großbank am 31. Oktober schon einmal angedeutet, dass man das feindliche Übernahmeangebot für den heimischen Mitbewerber Banco Sabadell überdenken werde, falls die Behörden hohe Auflagen bestimmen sollten. Durch die feindliche Übernahme des viertgrößten durch das zweitgrößte Kreditinstitut im Wert von 12 Mrd. Euro würde in Spanien ein neuer Riese mit einer Bilanzsumme von gut 1 Bill. Euro entstehen.
Am Tag nachdem die spanische Wettbewerbsaufsicht CNMC beschloss, die Operation wegen „der erhöhten Komplexität“ und den Folgen für den Bankmarkt in Spanien genauer zu untersuchen, fand Genç deutlichere Worte. „Wir werden keine Sekunde daran zweifeln, uns zurückzuziehen, falls die Auflagen der Wettbewerbshüter die Wertschöpfung des Kaufangebots negativ beeinflussen sollten“, sagte der CEO von BBVA am Mittwoch.
Sabadell-Übernahme um mindestens drei Monate verzögert
Die Entscheidung der CNMC war seit Wochen mit Spannung erwartet worden. Die Marktaufseher hätten die Operation mit geringen Auflagen durchwinken können, so wie es bei der Übernahme von Bankia durch Caixabank 2021 geschah. Stattdessen entschied sich die Behörde am Montag dazu, die Operation auf die sogenannte „Phase 2“ zu heben, was eine gründlichere Prüfung der Fusionsfolgen für die Verbraucher mit sich bringt. Dieser Prozess wird mindestens drei Monate dauern, womöglich auch länger.
Genç hatte zuletzt eindringlich vor einer längeren Zeit der Unsicherheit über den Ausgang der Übernahmeschlacht gewarnt, da dies die Anleger verunsichere. Sein Gegenüber bei Sabadell, César González-Bueno, freute sich dagegen über die Entscheidung der CNMC. „Dass der Prozess sich verlängert, dient dazu, alle Informationen auf den Tisch zu legen“, sagte der CEO von Sabadell am Mittwoch.
Vergleich mit Bankia-Übernahme durch Caixabank
Die Aktionäre von Sabadell, an die sich das Angebot richtet, müssten wissen, unter welchen Bedingungen sie einer Übernahme zustimmen und ob die von BBVA eingeplanten Synergieeffekte von 850 Mill. Euro realistisch seien, lautet die Botschaft von González-Bueno. Außerdem seien viele kleine und mittelständische Firmen sowohl Kunden als auch Aktionäre von Sabadell und sorgen sich um die Konzentration des Marktes.
Bei BBVA verweist man auf die Fusion von Caixabank und Bankia, durch die das führende Geldinstitut auf dem spanischen Markt entstanden war. Ein Zusammenschluss von BBVA und Sabadell hätte immer noch weniger Marktanteile als Caixabank. Doch während sich vor drei Jahren der Markt von fünf auf vier sehr große Anbieter reduzierte, würden nach einer Übernahme von Sabadell durch BBVA nur noch drei Banken gut 70% des Retailgeschäfts unter sich aufteilen.
BBVA will mit Aufsichtsbehörden sprechen
Trotz des klaren Rückschlags wiederholte Genç die Bereitschaft von BBVA, zusammen mit der CNMC über die Bedingungen der Fusion zu sprechen. Die Aufsicht hört nun Einwände von Betroffenen an, wie Gewerkschaften, Verbraucherverbände und den Regionalregierungen von Katalonien und Valencia, wo der Zusammenschluss zu einer extrem hohen Marktkonzentration führen würde.
Die Entscheidung der CNMC, sich die Operation intensiver anzuschauen, hat auch zur Folge, dass die spanische Zentralregierung ihrerseits Auflagen aus „allgemeinem Interesse“ hinzufügen kann. Spaniens Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo wiederholte am Mittwoch die Bedenken der Linksregierung, die wegen der Konzentration eine Verteuerung der Kredite für Unternehmen und Haushalte befürchtet.
An den Märkten hielten sich die Reaktionen auf das Votum der Wettbewerbshüter in Grenzen. Analysten waren gespalten über die Aussicht eines Scheiterns der feindlichen Übernahme. „Die schlechte Nachricht ist, dass sich die Ungewissheit über den Ausgang verzögert“, kommentierten die Experten von Bankinter.