Midcap Monitor

Rückschlag für mittelständischen Leveraged-Finance-Markt

Im ersten Quartal gab es in Deutschland weniger Leveraged-Finance-Deals als im Vorjahr, zeigt der neue Midcap Monitor von Houlihan Lokey. Dabei wähnte die Branche die Talsohle eigentlich durchschritten.

Rückschlag für mittelständischen Leveraged-Finance-Markt

Rückschlag für mittelständischen Leveraged-Finance-Markt

Midcap Monitor von Houlihan Lokey zeigt Deal-Rückgang im ersten Quartal – Private-Debt-Newcomer werfen das Handtuch

phh Frankfurt

Der mittelständische Leveraged-Finance-Markt in Deutschland musste im ersten Quartal einen Rückschlag verkraften. So ging die Anzahl der Transaktionen verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um ein Fünftel auf 22 Deals zurück. Gegenüber dem Vorquartal sogar um rund 31%. Das geht aus dem aktuellen Midcap Monitor der Investmentbank-Boutique Houlihan Lokey hervor.

Das Research erfasst vierteljährlich alle mittelständischen Finanzierungen von Banken und Private Debt Funds an Unternehmen, die im Zusammenhang mit einem Private-Equity-Investor stehen. Dazu zählen Leveraged Buy-outs, Add-ons, Refinanzierungen und Rekapitalisierungen zwischen 20 und 500 Mill. Euro.

M&A-Markt stottert

Finanzierungsberater Thorsten Weber hätte im ersten Quartal mit mehr Transaktionen gerechnet. „Wenn man mich Ende 2023 gefragt hätte, wie 2024 laufen wird, dann hätte ich gesagt, dass das zweite Halbjahr ungefähr auf Vorjahresniveau, die erste Jahreshälfte aber besser laufen würde“, so Weber. Dass der Markt nach den ersten drei Monaten jetzt weniger Deals verzeichnet hat als zur gleichen Zeit im Vorjahr, habe ihn überrascht.

Der M&A-Markt als Motor für neue Finanzierungen stottert.

Thorsten Weber, Houlihan Lokey

Das Problem ist, dass Private-Equity-Investoren weiterhin kaum neue Deals in den Markt bringen. „Der M&A-Markt als Motor für neue Finanzierungen stottert“, sagt Weber. Es seien weiterhin kleinere Zukäufe für bestehende Portfoliounternehmen (Add-ons), die den Leveraged-Finance-Markt am Leben hielten. Hinzu komme, dass viele Banken und Private Debt Funds weiterhin stark mit ihren Bestandsportfolios beschäftigt seien.

Kleine Deals klappen

Die Nord/LB war nach dem ersten Quartal mit acht Transaktionen innerhalb der letzten zwölf Monate die aktivste Leveraged-Finance-Bank in Deutschland. Weber sieht darin ein Zeichen dafür, dass im Markt zuletzt vor allem kleinere Transaktionen erfolgreich waren. Gleichzeitig habe er Regionalbanken im ersten Quartal weniger aktiv im Neugeschäft wahrgenommen als im Vorjahreszeitraum.

Die Erfolgswahrscheinlichkeit, mit einer Sparkasse oder Genossenschaftsbank einen Deal zu machen, ist sicherlich schon mal höher gewesen. So haben Sparkassen im ersten Quartal dem Midcap Monitor zufolge lediglich zwei Transaktionen abgeschlossen. Deals von Genossenschaftsbanken tauchten überhaupt nicht auf.

Newcomer geben auf

Aber nicht nur Banken waren vorsichtiger, sondern vor allem auch Private Debt Funds. Mit H&A Global Investment Management, Robeco und zuletzt Fidelity International haben sich drei Adressen aus dem deutschen Leveraged-Finance-Markt zurückgezogen. Vor allem die strategischen Rückzüge von Robeco und Fidelity International verdeutlichen den inzwischen unter den Fondsanbietern herrschenden hohen Wettbewerb.

Im aktuellen Midcap Monitor gibt es eine ganze Reihe von Debt Funds mit einem erfolgreichen Deal. Der Markt ist mehr oder weniger verteilt, die Eintrittsbarrieren für Newcomer sind hoch. Dass sich der Markt in dieser Phase konsolidiert, ist daher laut Weber auch nicht ganz überraschend. „Die Debt Funds, die sich in jüngster Vergangenheit aus dem Markt zurückgezogen haben, waren aber kaum bis nicht aktiv“, merkt Weber an. Anders war das beim Rückzug der BayernLB. Die Landesbank hatte über Jahre ein großes Portfolio aufgebaut und war in vielen bestehenden Finanzierungen involviert.

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