Rückversicherer durch Zinsanstieg nicht in Gefahr
S&P sieht Rückversicherer durch Zinsanstieg nicht in Gefahr
Hohe unrealisierte Verluste auf Festverzinsliche
tl Frankfurt
Der kräftige Zinsanstieg in den vergangenen 18 Monaten hat bei Rückversicherern zwar einerseits zu höheren Kapitalerträgen geführt. Andererseits hat sich aber der Marktwert (Fair value) der festverzinslichen Anlagen deutlich reduziert, schreibt S&P Global Ratings in einem am 18. August vorgelegten Bericht. Bei den 20 größten Rückversicherern dürfte dies per Ende 2022 im Vergleich zu Ende 2021 zu einem Rückgang des Eigenkapitals um 20% geführt haben, schätzt die Ratingagentur. Das ist allerdings auch teilweise auf die unterschiedliche Bilanzierung von Aktiva und Passiva bei (Rück-) Versicherern zurückzuführen. S&P schätzt, dass jeder Prozentpunkt Zinserhöhung das Eigenkapital der 20 größten Rückversicherer um 7% schmälert.
Kein wesentliches Risiko
Die Ratingwächter sehen in dieser Entwicklung aber kein wesentliches Risiko, wie S&P Global Ratings Analyst Charles-Marie Delpuech betont. Denn der größte Teil der unrealisierten Verluste müsse nicht realisiert werden. Dies liegt insbesondere an der kurzen Duration der Kapitalanlagen von durchschnittlich etwas über drei Jahren - sprich die Papiere können bis zur Endfälligkeit gehalten werden und es entsteht kein Verlust. S&P erwartet, dass sich etwa ein Viertel der unrealisierten Verluste bis Ende 2023 auflösen werden, sofern die Zinssätze so bleiben wie zu Ende 2022.
Außerdem seien die Rückversicherer sehr liquide. S&P geht von etwa 160 Mrd. Dollar aus, die innerhalb der kommenden zwölf Monate aus fälligen Anleihen fließen könnten. Dazu kämen Cash-Positionen von etwa 94 Mrd. Dollar. Der Anteil der 20 Rückversicherer am bisher größten Naturkatastrophenschaden lag gemäß Annahmen aber nur bei 34 Mrd. Dollar.
Die kräftige Zinserhöhung dürfte zwar die Risiken bei illiquiden Investments wie Immobilien, Private Debt und Private Equity erhöht haben. Doch ist ihr Anteil an den gesamten Kapitalanlagen, trotz deutlicher Zunahme in den vergangenen Jahren, immer noch sehr gering. Das durchschnittliche Anlageportfolio der 20 Rückversicherer besteht laut S&P zu rund 70% aus Anleihen, 12,5% aus Liquidität bzw. kurzfristigen Anlagen, 10,6% Aktien, 2,3% Immobilien und 4,6% übrige.