Rückversicherer scheuen Großrisiken
Rückversicherer werden bei Großrisiken vorsichtiger
Hohe Belastung durch Naturkatastrophen
tl Frankfurt
Die großen Schäden durch die vielen Naturkatastrophen der vergangenen Jahre führen zu Preissteigerungen bei Rückversicherungsdeckungen. Einige Rückversicherer verringern aber auch ihr Engagement bei Sach-Katastrophendeckungen. Trotz höherer Preise, schärferer Bedingungen und gestiegener Nachfrage hat mehr als die Hälfte der 20 größten Rückversicherer bei der Vertragserneuerungsrunde im Januar 2023 den Umfang ihrer Katastrophendeckungen beibehalten oder reduziert, schreibt die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) im am 24. August erschienenen Bericht "Catastrophe Risk Appetite Varies Among Global Reinsurers".
Für 2023 und 2024 erwartet S&P von den 20 globalen Top-Rückversicherern, dass sie mehr Kapital für Katastrophendeckungen zur Verfügung stellen. Charles-Marie Delpuech, der Autor des Berichts, begründet dies mit der steigenden Nachfrage der Zedenten – also vor allem der Erstversicherer. Gleichzeitig würden die Rückversicherer einen größeren Teil dieser Katastrophenrisiken auf den eigenen Büchern behalten, weil sich deren Weitergabe (Retrozession) verteuern werde.
Fitch zeigt sich bei Rückversicherern skeptischer als S&P
Skeptischer beim Engagement der großen Rückversicherer zeigt sich S&P-Konkurrent Fitch in einem ebenfalls am 24. August erschienenen Kurzkommentar. Unter dem Titel "Global Reinsurers Pull Back from Natural Catastrophe Cover" heißt es dort, globale Rückversicherer würden ihre Deckungen mittelgroßer Naturkatastrophen zurückfahren. Dies liege nach mehreren Jahren mit großen Katastrophenschäden zum einen am Druck der Investoren, zum anderen aber an besseren Ertragsmöglichkeiten in anderen Marktbereichen.
Für 2022 schätzt S&P die versicherten Naturkatastrophenschäden auf 125 Mrd. Dollar; im ersten Halbjahr 2023 waren es laut Fitch 53 Mrd. Dollar – beides deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.