Run auf Italiens Private Banking

Unicredit, Intesa Sanpaolo, UBS und Julius Bär investieren - Pflicht zur Selbstanzeige läuft aus

Run auf Italiens Private Banking

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandMehr und mehr ausländische Banken und Investoren bemühen sich um kleinere, auf Private Banking konzentrierte Unternehmen. Auch Italiens Großbanken Unicredit und Intesa Sanpaolo investieren kräftig in die Sparte. Die Schweizer UBS hat zu Wochenbeginn Santander Private Banking Italia mit sechs Filialen und einem verwalteten Vermögen von 2,7 Mrd. Euro erworben. Der Vermögensverwalter Anima bietet für das von zwölf italienischen Volksbanken gemeinsam betriebene Private-Banking-Geschäft Acra bis zu 800 Mill. Euro. Zu Wochenbeginn hat aber auch der US-Investor Atlas Merchant Capital sein Angebot für Acra verbessert. Die Banca Svizzera Italiana (BSI), die inzwischen unter Kontrolle des südamerikanischen Finanzinvestors Banco Pactual geraten ist, verhandelt exklusiv mit der Volksbank Veneto Banca über die Übernahme der Banca Immobiliare (BIM), die ein Sparvermögen von 13 Mrd. Euro verwaltet. Und Julius Bär hat zu Wochenbeginn bekannt gegeben, die Beteiligung am Vermögensverwalter Kairos von 19,9 auf 80 % aufzustocken. Mailänder Bankexperten sind der Ansicht, dass dies erst der Anfang einer neuen Übernahmewelle kleinerer Privatbanken seitens Schweizer Banken ist.Grund für das Interesse ist zweifellos die am Jahresende auslaufende “Voluntary Disclosure”, also die von der italienischen Regierung zu Jahresbeginn eingeführte Pflicht zur Selbstanzeige für ins Ausland transferierte Vermögenswerte. Experten erwarten bis Jahresende ein dem Fiskus deklariertes Kapital von geschätzt 100 Mrd. Euro. Ein Großteil davon stammt aus der Schweiz. Insofern sind besonders Schweizer Banken bemüht, im italienischen Private Banking fester Fuß zu fassen. Auch inländische Banken konzentrieren sich derzeit auf Private Banking. Banca Mediolanum will das von ihr verwaltete Vermögen von 13 Mrd. Euro innerhalb von fünf Jahren auf 50 Mrd. Euro “durch internes Wachstum und Zukäufe” aufstocken. Auch die beiden Mailänder Großbanken Intesa Sanpaolo und Unicredit investieren im Wealth Management. Unicredit hat im revidierten Geschäftsplan den Fokus auf Wealth Management gelegt. Die Fusion zwischen Pioneer Investments und Santander Asset Management soll im ersten Halbjahr 2016 abgeschlossen werden. Erst vor wenigen Wochen gründete Unicredit ein neues Wealth-Management-Konglomerat namens Cordusio. In dieses wurden Cordusio Fiduciaria, Unicredit UK Trust Service und das Private Banking von Luxembourg integriert. Cordusio konzentriert sich auf Privatkunden mit einem Anlagevermögen von über 5 Mill. Euro. Rivale Intesa Sanpaolo hat im Wealth Management noch ehrgeizigere Pläne. Bankchef Carlo Messina hatte bereits vor zwei Jahren den Fokus auf den Ausbau dieses Bereichs gelegt. “Ich sehe im Private Banking ein großes Wachstumspotenzial sowohl im In- als auch im Ausland. Deshalb wollen wir an all unseren ausländischen Standorten eine Private-Banking-Filiale eröffnen. In diesem Jahr stehen London und Lugano auf dem Programm”, sagte Messina der Börsen-Zeitung. Die Mailänder hatten im Sommer Intesa Private Banking mit Fideuram, der Intesa-Sanpaolo-Assetmanagement-Tochter, zur größten Wealth-Management-Sparte des Landes fusioniert. In den ersten neun Monaten konnte Fideuram Private Banking den Gewinn um 36 % auf 97 Mill. Euro erhöhen und das verwaltete Sparvermögen um weitere 5,4 Mrd. auf 184,2 Mrd. Euro aufstocken.Laut McKinsey sind die verwalteten Vermögen im italienischen Private Banking im ersten Halbjahr 2015 um 8 % gestiegen. Für 2016 wird die 600-Mrd.-Euro-Grenze angepeilt.